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Möglichst regional einkaufen – das ist häufig gar nicht so einfach. Wir geben Ihnen Tipps, wie es immer öfter gelingen kann.

frisches Gemüse liegt auf einem Tisch mit einer Tafel auf der "aus der Region" steht
AdobeStock/M.Dörr&M.Frommherz
  • Es gibt viele gute Gründe dafür, Lebensmittel aus der Region zu kaufen. Häufig ist das aber gar nicht so einfach.
  • Bei vielen Regionalmarken und Siegeln sind die Kriterien sehr unterschiedlich, sodass die Herkunftskennzeichnungen häufig für mehr Verwirrung als Transparenz sorgen.
  • Im Supermarkt oder Discounter finden Sie regionale Produkte am ehesten bei frischem Obst und Gemüse, außerdem bei Eiern, Milch und Milchprodukten. Gute Alternativen sind Hofläden, Wochenmärkte und andere Wege der Direktvermarktung.
  • Wenn Sie Wert auf regionale Lebensmittel legen, können Sie auch selbst aktiv werden und sich in nachhaltigen Initiativen engagieren.

„Regional, lokal und transparent einkaufen“ – so lautet einer von acht Klima-Tipps des Bundeszentrums für Ernährung. Ein Grund: Wenn Sie Lebensmittel aus der Region einkaufen, fördern Sie kurze Transportwege und helfen so, schädliche Treibhausgase zu verringern, die durch den Transport entstehen. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Argumente dafür, in der eigenen Region erzeugte Produkte zu kaufen. Wer das schon einmal probiert hat, weiß aber auch, dass es gar nicht so einfach ist. Regionale Lebensmittel sind zum Teil schwer zu finden und oft erkennt man die Produkte auch nicht direkt. Häufig kann man nicht gleich feststellen, ob sie wirklich aus der näheren Umgebung stammen.

Wir liefern Hintergrundinformationen zu regionalen Lebensmitteln und geben Tipps, wie ein möglichst regionaler Einkauf gelingen kann. Eins schonmal vorweg: Sie müssen nicht perfekt sein. Schauen Sie einfach, was in Ihrem Alltag möglich ist!

Warum ist es so schwer, regional einzukaufen?

Ein Blick auf den Selbstversorgungsgrad mit landwirtschaftlichen Produkten zeigt schnell: Regional einkaufen ist nur eingeschränkt möglich. Vor allem Obst, Gemüse und Honig werden überwiegend aus dem Ausland importiert. Zum einen, weil die Produktion in Deutschland (momentan) nicht ausreicht. Zum anderen, weil wegen saisonaler Unterschiede nicht immer alles, was wir im Supermarkt erwarten, aus heimischem Anbau verfügbar ist.

Ein zentraler Punkt sind zudem die fehlenden Vermarktungsstrukturen für Lebensmittel aus der Region. Anders als bei Bio-Produkten gibt es noch kaum Kooperationen oder Partnerschaften zwischen den regionalen Erzeugern und dem Handel, sodass Beschaffungs- und Absatzstrukturen erst geschaffen werden müssten.

„Region“ ist nicht definiert

Eine weitere Herausforderung beim regionalen Einkauf ist, dass Bezeichnungen wie „aus der Region“ oder „von hier“ nicht geschützt sind. Die Anbieter können selbst bestimmen, wie groß „ihre“ Region ist, und dürfen mit eigenen Marken oder Siegeln für ihre Produkte werben. Weil es inzwischen eine unüberschaubare Anzahl an regionalen Herkunftskennzeichnungen gibt und die Kriterien für ihre Vergabe zum Teil sehr unterschiedlich sind, sorgen die Siegel häufig für mehr Unsicherheit statt für Transparenz.

# BZfE-Forum „Essen wird anders – Ernährung und die planetaren Grenzen“

Brigitte Hilcher, stellvertretende Geschäftsführerin des Bundesverbandes Regionalbewegung e. V., stellte in ihrem digitalen Workshop auf dem 4. BZfE-Forum aktuelle Aktionen, Initiativen und Projekte vor, die das Ziel haben, die Vermarktung regionaler Lebensmittel zu fördern.

Weitere Videos und interessanten Input vom 4. BZfE-Forum finden Sie auf der Seite Ernährung und die planetaren Grenzen.

Das spricht für regionale Produkte

 
  • Lebensmittel aus der Region haben kurze Transportwege und verringern so schädliche Treibhausgase, die durch den Transport entstehen.
  • Sie stärken regionale Landwirtschaft, Verarbeitungsbetriebe und Vermarkter. So bleibt die Wertschöpfung in der Region und Arbeitsplätze in der lokalen Wirtschaft werden gesichert (bzw. geschaffen).
  • Vom regionalen Erzeuger kann man direkt Informationen darüber bekommen wie die Lebensmittel erzeugt wurden.
  • Streuobstwiesen, Weiden und Felder bleiben als wichtige Kulturlandschaften erhalten. So wird die Biodiversität gefördert.
  • Regionale und saisonale Ernährung schränkt die Auswahlmöglichkeiten ein und fördert die Wertschätzung für regionalen „Schätze“ der Saison, z. B. Spargel und Erdbeeren im Frühjahr, Tomaten im Sommer, Kürbis im Herbst und Grünkohl im Winter.
  • Wenn Sie z. B. Brot in einer handwerklich arbeitenden Bäckerei kaufen, verhindern Sie, dass wertvolles Wissen für die Lebensmittelproduktion verloren geht.
  • Die lokale Versorgung mit Lebensmitteln macht unabhängig von globalen Handelsstrukturen. So kann eine regionale und ressourcenschonende Landwirtschaft auch in Krisenzeiten die Ernährung der Bevölkerung sichern.
  • Zum optimalen Zeitpunkt geerntetes Obst und Gemüse schmeckt besser und liefert mehr Vitamine und Mineralstoffe.
  • Regionale Landwirtschaft ist erlebbar und sichtbar. Schon Kinder lernen, wo Lebensmittel herkommen und welchen Wert sie für den Menschen haben.

Regionalsiegel im Supermarkt und im Discounter

Laut einer Studie des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) legen Konsument*innen vor allem bei Obst, Gemüse und Fleisch Wert auf die regionale Herkunft, zunehmend auch bei Eiern und Molkereiprodukten. Über die Hälfte der Deutschen ist bereit, höhere Preise für Lebensmittel zu bezahlen, die in der eigenen Region produziert wurden.

Regionalmarken des Einzelhandels

Der Lebensmitteleinzelhandel hat zahlreiche Regionalmarken geschaffen, die z. B. „Von Hier“, „Unser Norden“ oder „Bestes aus unserer Region“ heißen. In vielen Fällen entspricht die Region der jeweiligen Vertriebsregion und wird nicht näher eingegrenzt.

Aber: Die Kriterien sind sehr unterschiedlich. So spielt bei einigen der Verarbeitungsort die Hauptrolle, während die Herkunft der Rohstoffe zweitrangig ist. Bei anderen Marken gibt es dagegen konkrete Angaben zu den Regionen, in denen die Rohstoffe erzeugt und auch verarbeitet wurden. Wie glaubwürdig eine solche Marke ist, müssen Verbraucher*innen daher immer noch sehr genau prüfen, indem sie sich darüber informieren, welche Bedingungen das regionale Produkt jeweils erfüllen muss.

Siegel von Regionalinitiativen

In ganz Deutschland haben sich hunderte von Akteuren aus der gesamten Wertschöpfungskette für Lebensmittel zusammengetan und Initiativen gegründet, um landwirtschaftliche Produkte lokal oder regional zu vermarkten. Ob „Regionalmarke Eifel“, „Heimat schmeckt!“ oder „Die Regionaltheke – von fränkischen Bauern“ – auch hier bleibt Verbraucher*innen nichts anderes übrig, als die Kriterien für Regionalität und die Herstellungsweise der Produkte so gut es geht selbst zu überprüfen:

Einen guten Anhaltspunkt liefert die Listung im „RegioPortal“ des Bundesverbands der Regionalbewegung e. V. Denn für die Aufnahme in das Verzeichnis müssen die Initiativen detaillierte Angaben über die Voraussetzungen machen, nach denen ihre Marke als „regional“ definiert wird. Auch Informationen über Anbauweisen, Tierhaltung etc. sowie über Kontrollsysteme werden abgefragt.

Auf dem Portal „Label-online“ bewertet die Verbraucher Initiative e. V. außerdem zahlreiche Regionalsiegel anhand einheitlicher Maßstäbe.

Neues Verkaufslogo "Geerntet in Deutschland"

Die Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse (BVEO) hat ein neues Verkaufslogo entwickelt, um Obst und Gemüse aus heimischer Produktion im Handel noch besser sichtbar zu machen: Das Zeichen in Form der Deutschlandkarte in den Farben Schwarz-Rot-Gold und mit dem Schriftzug „Geerntet in Deutschland“ soll Verbraucher*innen beim Einkauf eine einfache Orientierung hin zu deutscher Ware bieten. Die BVEO ist der nationale Zusammenschluss aller deutschen Erzeugerorganisationen und weiteren Einzelunternehmen für Obst und Gemüse.

BVEO-Mitglieder können das „Geerntet in Deutschland“-Logo seit Juli 2020 auf Verkaufsverpackungen, in Anzeigen und am Point of Sale verwenden. Bis das neue Verkaufslogo flächendeckend im deutschen Handel zu finden sein wird, wird es wohl noch einige Zeit dauern. Zudem grenzt die Kennzeichnung lediglich heimisches Obst und Gemüse von Ware aus dem Ausland ab. Für viele Konsument*innen, die Wert auf eine regionale Erzeugung legen, dürfte die Angabe "Geerntet in Deutschland" daher nicht ausreichend sein.

Regional oder Bio?

Dass Obst, Gemüse, Kräuter oder Fleisch aus der Region kommen, heißt nicht automatisch, dass sie "besser" sind als andere und unter "besseren Bedingungen" erzeugt wurden. Und: auch Landwirte ohne Bio-Zertifizierung können umweltbewusst und tiergerecht arbeiten. Allerdings können Sie das als Verbraucher*in nicht erkennen.

Wie die oben schon erwähnte BÖLN-Studie zeigt, sind für sechs von zehn Personen ökologisch erzeugte Lebensmittel noch attraktiver, wenn sie aus der Region stammen. Und genauso hoch ist der Anteil derer, für die Lebensmittel aus der Region an Attraktivität gewinnen, wenn sie ökologisch erzeugt wurden. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, setzen auch einige Regionalsiegel zusätzlich auf ökologischen Landbau, zum Beispiel die Bio-Region-Niederrhein e. V. oder das Biosiegel der Dachmarke Rhön, ein gemeinsames Herkunftskennzeichen der Länder Hessen, Bayern und Thüringen.

Regionalsiegel der Bundesländer

Einige Bundesländer haben eigene Regionalsiegel entwickelt, mit denen sie ihre Spezialitäten bewerben. Diese Länderzeichen unterscheiden sich in erster Linie dadurch, dass bei verarbeiteten Lebensmitteln die Anteile an Rohprodukten aus der Region und die Zertifizierungs- und Kontrollsysteme sehr verschieden sind. Einen vergleichbaren Standard haben Baden-Württemberg, Bayern und Hessen. Rheinland-Pfalz und das Saarland haben das Regelwerk aus Baden-Württemberg übernommen.

Qualitätszeichen Baden-Württemberg
Qualitätszeichen Baden-Württemberg
Das Siegel wird vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) des Landes vergeben und hat das Ziel, Verbraucherinnen und Verbrauchern die Möglichkeit zu geben, qualitativ hochwertige und umweltschonend erzeugte Lebensmittel mit gesicherter Herkunft zu erwerben. Es existiert ein dreistufiges Kontrollsystem, und bei Verstößen gegen die Vergabekriterien gibt es entsprechende Sanktionen. Label-online bewertet das Regionalsiegel mit „Besonders empfehlenswert“.
www.gemeinschaftsmarketing-bw.de 
Biozeichen Baden Württemberg
Bio-Zeichen Baden-Württemberg
Auch das Bio-Zeichen Baden-Württemberg wird durch das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz vergeben. Lizenznehmer müssen grundsätzlich in Baden-Württemberg nach Öko-Richtlinien produzieren oder die Ausgangsstoffe in Öko-Qualität von dort beziehen. Für einzelne Bereiche gelten strengere Kriterien als beim EU-Bio-Siegel, beispielsweise was die Transportzeit von Tieren oder die Verwendung von Futtermitteln aus eigener Erzeugung angeht. Auch dieses Siegel bewertet Label-online mit „Besonders empfehlenswert“. 
www.gemeinschaftsmarketing-bw.de 
Geprüfte Qualität aus Thüringen
Geprüfte Qualität aus Thüringen
Dieses Herkunftszeichen wird vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft vergeben. Die Kriterien werden von unabhängigen Stellen mitentwickelt, der Vergabeprozess ist transparent. Umfassende, mindestens jährliche Kontrollen durch neutrale Kontrolleinrichtungen und Prüfinstitute machen das Label glaubwürdig, sodass es mit „Besonders empfehlenswert“ bewertet wurde.
 www.agrarmarketing-thueringen.de
Geprüfte Qualität Hessen
Geprüfte Qualität – HESSEN
Die Marketinggesellschaft GUTES AUS HESSEN e. V. schloss im Jahr 2003 den ersten Vertrag mit dem Land Hessen, mit dem sie den Auftrag erhielt, das Marketing für die hessische Land- und Ernährungswirtschaft zu übernehmen. GUTES AUS HESSEN e. V. entwickelte das Siegel und setzt seitdem das Qualitäts- und Herkunftssystem um. Heute ist der Verein alleiniger Gesellschafter der MGH GUTES AUS HESSEN GmbH, die zahlreiche Aktivitäten und Maßnahmen rund um das Lebensmittelmarketing betreut. Label-online bewertet das Qualitätszeichen mit seinen strengen Vergabekriterien und Kontrollen als „Empfehlenswert“.
www.gutes-aus-hessen.de
Bio-Siegel Hessen
Bio-Siegel – HESSEN
Auch für das Bio-Siegel – HESSEN hat das Bundesland, vertreten durch das Hessische Ministerium für Umwelt, ländlicher Raum und Verbraucherschutz, die MGH GUTES AUS HESSEN GmbH mit der Lizenzvergabe beauftragt. Das seit 2006 bestehende Zeichen für ökologisch erzeugte Produkte aus der Region wurde im Jahr 2010 durch das EU-Bio-Logo (Pflichtangabe) ergänzt, sodass nicht mehrere Logos auf der Verpackung verwendet werden müssen. „Besonders empfehlenswert“ laut Label-online.
www.gutes-aus-hessen.de
Geprüfte Qualität Schleswig-Holstein
Geprüfte Qualität Schleswig-Holstein
Dieses Gütezeichen wird seit 1965 von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein vergeben. Es kennzeichnet Produkte der Land- und Ernährungswirtschaft, die eine höhere als die gesetzlich definierte Qualität haben. Woher die Rohstoffe für ein Produkt kommen und welchen Anteil sie im jeweiligen Produkt haben müssen, ist in den Qualitäts- und Prüfbestimmungen der einzelnen Produktgruppen definiert. Mehrmals im Jahr wird die Einhaltung der Vergabekriterien durch unabhängige Prüfinstitute kontrolliert. Außerdem sind Eigenkontrollen vorgeschrieben. Label-online zieht einen Punkt bei Transparenz ab, da die Gütebestimmungen nicht online einsehbar sind und bewertet mit „Empfehlenswert“.
www.gzsh.de
Bio-Zeichen Mecklenburg-Vorpommern
Bio-Zeichen Mecklenburg-Vorpommern
Dieses regionale Bio-Siegel wird vom Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz des Bundeslandes vergeben. Es kennzeichnet Bio-Lebensmittel und gastronomische Bio-Angebote aus Mecklenburg-Vorpommern. Bio-zertifizierte Landwirte, Unternehmen der Ernährungswirtschaft, Hotels und Gaststätten können einen Antrag beim Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern stellen. Sie dürfen das Label tragen, wenn auch die zusätzlichen Kriterien des Labels erfüllen. Label-online-Bewertung: „Besonders empfehlenswert“.
www.lallf.de/oekologischer-landbau-handelsklassen-mio/biozeichen-m-v

Europäische Schutzsiegel für Agrarerzeugnisse

Produkte, die das rot-gelbe Siegel „geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.)“ tragen, müssen in einem festgelegten Gebiet nach bestimmten Kriterien erzeugt, verarbeitet und hergestellt werden. Alle Produktionsschritte müssen dabei in der angegebenen Region erfolgen. Das gilt in Italien beispielsweise für den Parmaschinken, in Deutschland für den Allgäuer Emmentaler. Das Zeichen gibt eindeutig Auskunft über den Ursprung der Lebensmittel. Allerdings ist es nur auf wenigen deutschen Produkten zu finden. Und es ist leicht mit dem blau-gelben Siegel „geschützte geographische Angabe (g.g.A.)“ zu verwechseln, bei dem nur eine Produktionsstufe im genannten geografischen Gebiet erfolgen muss. So kann z. B. der Schwarzwälder Schinken auch aus Schweinefleisch aus dem Ausland hergestellt werden.

Fragen und Antworten zum Regionalfenster

Um der Siegel-Flut an regionalen Lebensmitteln etwas entgegenzusetzen und bundesweit einheitlich für mehr Transparenz zu sorgen, hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Jahr 2014 das „Regionalfenster“ ins Leben gerufen. Zuvor hatten FiBL Deutschland e.V. und MGH GUTES AUS HESSEN GmbH im Auftrag des Ministeriums ein Gutachten mit Kriterien für die Entwicklung eines bundesweiten Regionalsiegels vorgelegt.

Die Regionalfenster Service GmbH, Inhaberin des Labels, gibt auf ihrer Website an, dass aktuell rund 4.600 Lebensmittel, Blumen und Zierpflanzen dieses Informationsfeld zur Deklaration der Herkunft tragen.

Wie sind die Regionen definiert?

Die Hersteller dürfen die Region für das Regionalfenster frei wählen, solange diese klar und eindeutig nachvollziehbar sowie kleiner als Deutschland ist. So kann eine Region z. B. ein Bundesland sein, ein Landkreis oder eine definierte Region wie „Rheinhessen“ oder „Altes Land“. Theoretisch kann im Regionalfenster auch eine Großraumregion wie „Norddeutschland“ stehen. Hier müssen Sie als Verbraucher*in entscheiden, ob die Produkte Ihrem eigenen Anspruch an Regionalität genügen.

Auf welchen Lebensmitteln finde ich das Regionalfenster?

Am weitesten ist das Regionalfenster bislang bei Obst, Gemüse und Kräutern verbreitet. Da sogenannte Monoprodukte immer zu 100 Prozent aus der angegebenen Region stammen. Zeile 3: „Wie hoch ist der regionale Anteil?“ entfällt hier. Laut EU-Recht müssen Produkte wie geschälter Spargel, geputzter Salat oder vakuumierter Zuckermais nicht mit dem Herkunftsland gekennzeichnet werden. Das Regionalfenster gibt jedoch auch bei diesen Lebensmitteln Auskunft zu Herkunft und Verarbeitungsort.

Fleisch ist die zweitstärkste Gruppe der mit dem Regionalfenster versehenen Produkte. Dabei wird nicht nur unverarbeitetes Fleisch gekennzeichnet, sondern auch in Form von Fleisch- und Wurstwaren verarbeitetes: Die Palette geht vom unmarinierten Schnitzel über Grillgut bis hin zu zahlreichen Wurstsorten. Einige Unternehmen verwenden das Regionalfenster, um regionale Spezialitäten wie Nürnberger Rostbratwürste und Schwarzwälder Schinken zu kennzeichnen.

Außerdem werden Milch, Eier, Fisch, Linsen und Champignons mit dem Regionalfenster gekennzeichnet, hinzu kommen Molkereiprodukte sowie zahlreiche weitere verarbeitete Produkte. Sind in Molkereiprodukten neben Milch weitere Rohstoffe enthalten, zum Beispiel in Früchtequark, so wird auch der Anteil regionaler Rohstoffe am Endprodukt im Regionalfenster angegeben. Gleiches gilt für viele weitere verarbeitete Produkte.

Gibt es das Regionalfenster auch für verarbeitete Produkte?

Ja, mit dem Regionalfenster werden auch verarbeitete Lebensmittel gekennzeichnet, z. B. Wurst, Konfitüre oder Gebäck. Laut der Vorgaben müssen mindestens die Hauptzutaten des Produkts aus der in Zeile 1 des Regionalfensters angegebenen Region stammen, bei einem Fruchtjoghurt also die Milch. Je nachdem, wie viele weitere Zutaten im Produkt enthalten sind, ist die Transparenz nur noch bedingt gegeben: Da nur mindestens 51 Prozent der Gewichtsanteile aus Zutaten bestehen, die aus der angegebenen Region stammen, ist immer noch nicht klar, woher der „Rest“ kommt.

Warum tragen nicht alle regionalen Produkte das Regionalfenster?

Beim Regionalfenster handelt es sich um eine freiwillige Kennzeichnung. Kleinere und mittlere Betriebe scheuen häufig die Lizensierung, weil sie Kosten und bürokratische Hürden vermeiden wollen. So können Hersteller und Vermarkter nach wie vor nach eigenem Belieben mit Begriffen wie „heimisch“ oder „regional“ werben, während "echte" regionale Produkte ohne Regionalfenster gar nicht als solche erkennbar sind. Andererseits nutzen viele Hersteller die Möglichkeit, ihre Produkte mit dem Regionalfenster hervorzuheben, um ihren Kunden die Klarstellung der regionalen Herkunft zu bieten. Letztendlich zeigen die Verbraucher*innen mit ihrem Einkaufsverhalten, ob sie dies zu schätzen wissen.

So finden Sie bestimmte regionale Lebensmittel

Wenn Sie regional einkaufen möchten, werden Sie im Supermarkt und im Discounter am ehesten bei frischem Obst und Gemüse fündig, außerdem bei Eiern, Milch und Milchprodukten. In Supermärkten von selbstständigen Einzelhändlern können Sie außerdem Fleisch oder Honig aus der Region kaufen, da diese gerne mit lokalen Erzeugern kooperieren. Auch in Bioläden oder Biosupermärkten gibt es ein Angebot an regionalen Produkten.

Tomaten in Folienverpackung
Obst, Gemüse und Kräuter
Obst, Gemüse und Kräuter aus der Region gibt es mittlerweile in jedem Supermarkt oder Discounter zu kaufen. Manchmal sind die Produkte mit dem Regionalfenster gekennzeichnet, zum Beispiel Äpfel, Kartoffeln oder Salat. Ein kleiner Nachteil: Meist sind diese Produkte in Plastik verpackt.
Auch das Obst- und Gemüseangebot in Bioläden ist häufig regional.
Junge Frau mit Milchpackung und Identitätszeichen
Milch
Milch muss wie andere tierische Produkte das sogenannte Identitätszeichen tragen, das der Lebensmittelüberwachung dient. Daran können Sie ablesen, aus welchem Land und Bundesland die Milch kommt. Anhand der Betriebsnummer können Sie außerdem ermitteln, in welcher Molkerei die Milch abgefüllt wurde. Da es immer weniger, dafür aber immer größere Molkereien gibt, ist diese Angabe aber meist nicht sehr aussagekräftig, wenn Sie Milch aus der Region kaufen möchten. Wenn Sie Glück haben, gibt es im Supermarkt Milch aus Ihrer Nähe, die mit dem Regionalfenster gekennzeichnet ist.
Käsestücke in der Kühltheke
Milchprodukte
Käse, Joghurt und andere Milchprodukte von Betrieben aus der Region sind zunehmend im Lebensmitteleinzelhandel zu finden. Tragen diese kein Regionalfenster, sind sie anhand der Herstelleradresse zu identifizieren. Meist gibt es für die Produkte eine spezielle Ecke in der gut sortierten Käsetheke oder im Kühlregal.

Mehr Informationen zu den Angaben auf verpackter Milch und Milcherzeugnissen bekommen Sie in unserem Artikel Milch: Kennzeichnung
Eier zum losen Verkauf
Eier
Woher die Eier im Supermarkt stammen, erkennen Sie am Stempel direkt auf dem Ei. Der Erzeugercode gibt die Haltungsform und das Herkunftsland an, außerdem das Bundesland, aus dem die Eier kommen. Ist ein Regionalfenster vorhanden, können Sie schon außen auf dem Eierkarton ablesen, wo die Eier gelegt und verpackt wurden. Dies gilt auch für gefärbte Eier, die von der gesetzlichen Kennzeichnungspflicht ausgenommen sind. Immer häufiger gibt es im Supermarkt auch lose Eier von Erzeugern aus der Region zu kaufen. Mehr Informationen finden Sie in unserem Artikel
Eier: Einkauf und Kennzeichnung
Wursttheke
Fleisch- und Wurstwaren
Supermärkte und Bioläden mit eigener Bedientheke für Fleisch und Wurstwaren kooperieren häufig mit regionalen Erzeugern. Fragen Sie einfach das Verkaufspersonal, woher die Produkte stammen.

In Metzgereien ist es sehr wahrscheinlich, dass die angebotene Ware von Landwirten aus der Nähe stammt. Auch hier hilft direktes Nachfragen, um Klarheit zu bekommen.
Brotregal beim Bäcker
Brot und Gebäck
Neben bundesweit agierenden Bäckereiketten und Brotfabriken existieren leider immer weniger handwerkliche Bäckereien. Während in Supermärkten die Ketten dominieren, verkaufen Bioläden häufig Brot und Backwaren von Bio-Bäckern aus der Region.

Auch auf Wochenmärken gibt es meist einen Stand mit regionalen Brot- und Backwaren.
Handgemachte Konfitüren vom Land
Feinkost
Ob Konfitüren, Chutneys oder Saucen – viele landwirtschaftliche Betriebe verarbeiten ihre Produkte und vermarkten sie über inhabergeführte Supermärkte.

Häufig gibt es sogar ein spezielles Regal mit diesen regionalen Spezialitäten. Dasselbe gilt für Bioläden.

Über den Lebensmitteleinzelhandel hinaus gibt es aber noch einige Alternativen für den regionalen Einkauf. Hier zählen die Nähe zu den Erzeuger*innen und das Vertrauen der Verbraucher*innen häufig mehr als Regionalsiegel.

Regionaler Einkauf bei Direktvermarktern

Regionale Produkte können Sie überall dort finden, wo die Erzeuger*innen ihre Waren direkt vermarkten. Der Vorteil dieses Vertriebsweges: Kund*innen können Landwirt*innen, den Verarbeiter*innen oder Verkäufer*innen nach der Herkunft der Produkte und der verwendeten Rohstoffe fragen. Einen Überblick über die verschiedenen Einkaufsmöglichkeiten finden Sie in unserem Artikel Direktvermarktung – Der Einkauf beim Bauern liegt im Trend.

Neben den Hofläden, die entweder wenige Produkte ab Hof verkaufen oder – vor allem im Umland größerer Städte – ein breites Sortiment an meist ökologisch erzeugten Lebensmitteln anbieten, verkaufen viele landwirtschaftliche Betriebe ihre Erzeugnisse auch auf Wochenmärkten. Mehr dazu lesen Sie im Artikel Wochenmarkt - Regional und Bio sicher erkennen? Daneben vertreiben rund 150 Anbieter*innen regionale Bio-Lebensmittel in Bio-, Abo- oder Ökokisten, die Sie sich bequem nach Hause liefern lassen können.

Tipp: Fragen Sie das Verkaufspersonal

Bedenken Sie, dass einige Direktvermarkter*innen auch Produkte von anderen Erzeuger*innen oder vom Großmarkt zukaufen, um ihren Kund*innen ein möglichst breites Sortiment anzubieten.

Dass Bananen nicht aus dem Umland stammen können, ist offensichtlich. Bei anderen zugekauften Lebensmitteln ist dies nicht so klar.

In Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften (EVG) schließen sich Verbraucher*innen und Erzeuger*innen sowie Verarbeiter*innen wie Bäcker*innen, Metzger*innen, Imker*innen und Müller*innen genossenschaftlich zusammen und nehmen den Lebensmittelhandel selbst in die Hand. Mitglieder bekommen in den selbstorganisierten Läden nachhaltig produzierte Lebensmittel zu günstigen Preisen. Erzeuger*innen und Verarbeiter*innen erhalten im Gegenzug Planungssicherheit durch langfristige Abnahmeverträge. Mehr Informationen und Beispiele für erfolgreiche EVGen finden Sie in unserem Artikel Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften.

Und im Artikel Foodcoops – Bio, fair und regional geht auch mit kleinem Geldbeutel stellen wir Ihnen die Möglichkeit vor, in einer Gemeinschaft mit Gleichgesinnten Lebensmittel zu einem günstigen Preis einzukaufen bzw. zu bestellen. Da Foodcoops sehr unterschiedlich organisiert sind, können die Übergänge zu den EVGen fließend sein. Außerdem steht häufig eher die gemeinschaftliche Großbestellung im Fokus, als die bio-regionale Erzeugung.

Die Marktschwärmer sind eine noch recht junge Initiative, die regionale Erzeuger*innen und Verbraucher*innen zusammenbringt. Nach unverbindlicher Registrierung auf dem Online-Portal können Kund*innen die Lebensmittel eine Woche bis zwei Tage vor der Lieferung bestellen und an einem bestimmten Tag in einem festen Zeitfenster in der Marktschwärmerei abholen. Mehr zum Konzept lesen Sie im Artikel Marktschwärmer – Neue Initiative bringt Bauernmarkt und Online-Shopping zusammen.

Selbst die Initiative ergreifen

Schon bei den Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften, den Foodcoops und bei den Marktschwärmern spielt der Kontakt von Erzeuger*innen und Konsument*innen eine wichtige Rolle. Zum Teil ist auch persönliches Engagement erwünscht. Noch enger und verbindlicher ist die Zusammenarbeit bei einer solidarischen Landwirtschaft (Solawi). Wer sich hier für eine Mitgliedschaft entscheidet, finanziert mit regelmäßigen Beiträgen einen oder mehrere Landwirte und erhält dafür einen Anteil der Ernte. Im Zentrum des Konzepts steht die Förderung einer nachhaltigen, bäuerlichen und regionalen Lebensmittelerzeugung. Das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft listet auf seiner Website 280 Solawis in Deutschland auf. Fast 60 weitere Initiativen befinden sich in Gründung. Mehr zum Thema lesen Sie in unserem Artikel Solidarische Landwirtschaft – Wenn Verbraucher und Landwirte gemeinsam aktiv werden.

„Ja!“ zur Regionalvermarktung – Statements von Erzeuger*innen und Verbraucher*innen

Saskia de Vries auf dem Bauernmarkt
Saskia de Vries (41): „Der Bauernmarkt in unserem Viertel ist ein Feierabend-Markt und wird von einem Verein organisiert, den engagierte Bürger*innen gegründet haben. Er ist ganz in unserer Nähe, und wir kommen donnerstags gerne nach der Kita vorbei, um frisches Obst und Gemüse, Eier, Käse oder Brot zu kaufen. Es ist nicht alles bio, aber wir wissen, wo die Lebensmittel herkommen und können uns mit den Landwirt*innen austauschen. Da gibt es manchmal auch den einen oder anderen Tipp zur Zubereitung. Außerdem ist es schön, dass man immer Bekannte aus dem Viertel trifft und Pizza aus dem mobilen Steinofen essen kann.“
Elizabeth Stauß und Samuel Klein
Elizabeth Stauß (29) und Samuel Klein (27): „Wir kaufen seit ungefähr zwei Jahren fast jede Woche bei der Marktschwärmerei ein, und mittlerweile können wir uns das gar nicht mehr anders vorstellen. Wir kaufen vor allem Gemüse, Eier, Käse und Obst, auch ab und zu Fleisch, Nudeln oder Seife. Weil das Angebot so breit ist, müssen wir auch gar nicht mehr so viel im Supermarkt einkaufen. Wir kennen mittlerweile auch die Erzeuger*innen und es ist schön, neben dem Einkauf auch einen direkten Kontakt zu ihnen zu haben und andere Bekannte hier zu treffen. Manchmal vergessen wir die Bestellung, dann sind wir ganz unglücklich. Aber zum Glück gibt es ja rechtzeitig vorher noch eine Erinnerungsmail."
Julia von Esmarch
Julia von Esmarch (39): „Ich bekomme mein Gemüse wöchentlich aus der SoLaWi und bin begeistert von dem Konzept: Alles ist plastikfrei, mit kurzem Anfahrtsweg, frisch geerntet vom Acker. Saisonal, in Bioqualität. Ich kenne den Hof und weiß, wo es wächst, wer es anbaut und erntet.

Ich wertschätze das Gemüse viel mehr. Wertschätze es so, als wäre es aus dem eigenen Garten. An einigen Tagen im Jahr kann man freiwillig bei Erntearbeiten mithelfen. Auch das ist toll, um einen direkteren Bezug zu den Nahrungsmitteln zu bekommen, die man isst."
Kirsten Lange vor der Marktschwärmerei
Kirsten Lange: „Saisonal, regional, möglichst unverpackt, gerne bio, klimaschonend – diese Kriterien sind mir beim Einkaufen wichtig. Bei den Marktschwärmern bekomme ich Lebensmittel aus der Umgebung, viele davon in Bio-Qualität. Ich hole meine Bestellung abgasfrei mit dem Fahrrad ab – eigene Taschen, Tüten und Behälter im Gepäck, um die meistens unverpackte Ware zu verstauen. Bestellen und Bezahlen funktionieren entspannt von zuhause aus, über die Webseite marktschwaermer.de. Beim Abholen treffe ich die Menschen, die mein Essen produziert haben. Ich weiß, wen ich mit meinen Einkäufen unterstütze. Dadurch bekomme ich eine viel persönlichere Beziehung zu dem, was ich kaufe, als beim Gang in den Supermarkt."
Christine und Andrea Palm
Christine und Andrea Palm vom Bio-Bauer Palm in Bornheim verkaufen ihr nach Naturland-Richtlinien erzeugtes Obst und Gemüse auf dem Ökomarkt in Bonn und auf dem Bauernmarkt in der Bonner Altstadt. In ihrem Hofladen wird das eigene Angebot durch ein ausgewähltes Naturkostwarensortiment ergänzt.

Andrea Palm: „Wir verkaufen regional, weil wir so mit den Kunden Kontakt haben und direktes Feedback zu unseren selbst angebauten Produkten bekommen. Es ist jedes Mal schön zu hören, dass unsere Produkte besonders frisch sind und daher länger halten. Und wir freuen uns, wenn die Kunden den Geschmack unseres Gemüses loben.“
Annegret Schemmer
Annegret Schemmer (53): „Wir bekommen von der Solawi bestes frisches, regionales, saisonales Bio-Gemüse ohne jeglichen Verpackungsmüll und ohne lange Lieferwege! Das Gemüse hole ich mit dem Rad im Depot ab! Nachhaltiger kann man Lebensmittel nicht einkaufen!

Ein weiterer positiver, da zeitsparender Nebeneffekt: Die Solawi-Lieferung erleichtert meine Essensplanung sehr, da ich mit dem Gemüse schon die wichtigsten Zutaten habe und mir dann nur noch passende Gerichte dazu überlegen muss.“
Markus Legge und Josef Thomas von der Monschauer Bauernmolkerei
Markus Legge und Josef Thomas haben zusammen die „Monschauer Bauernmolkerei“ gegründet. „Wir haben lange um einen fairen Milchpreis gekämpft, bis wir das Heft selbst in die Hand genommen haben. Mit unseren Milchautomaten an über 20 Standorten in der Region können wir die Wertschöpfung am Liter Milch erhöhen. Schließlich müssen wir von unseren Betrieben auch leben können.“, erklärt Josef Thomas. Davon profitieren auch die Kunden: „Unsere Bio-Frischmilch ist naturbelassen. Sie wird nur pasteurisiert, also keimfrei gemacht. Dadurch schmeckt sie unglaublich gut – eben so, wie echte Milch schmecken muss!“

Regionale Lebensmittel können Sie auch selbst anbauen, wenn Sie Spaß am Gärtnern haben. Das geht im eigenen Garten, in der Laubenkolonie, auf dem Balkon aber auch im Selbsterntegarten, auch Mietacker genannt. Das Prinzip: Landwirte säen und pflanzen, die Mieter kümmern sich um die Parzellen und holen die Ernte ein. Oder Sie Gärtnern gemeinsam mit anderen Menschen in einem Urban-Gardening-Projekt, also einem Gemeinschaftsgarten in der Stadt. Wie so etwas aussehen kann, können Sie sich hier anschauen: Urban Gardening im Film – Über eine neue Stadt- und Lebenskultur.

Diese und andere Initiativen verstehen sich als Gegenentwurf zur globalisierten Konsumgesellschaft und wollen den Menschen anstelle von Marktinteressen in den Mittelpunkt des Ernährungssystems stellen. Sie brauchen aber auch ein hohes Maß an Motivation, Engagement und vor allem Zeit.

Einen Überblick über die verschiedenen zivilgesellschaftlichen Projekte im Ernährungsbereich und ihre Systematik bekommen Sie in unserem Artikel Nachhaltige Ernährungsinitiativen Kleine Systematik für eine große, vielfältige Bewegung.

Im eigenen Tempo zu mehr regionalem Genuss

Ob Sie nun in einem Gartenprojekt, in der Solawi oder im Ernährungsrat mitarbeiten, ein oder mehrere Direktvermarktungsangebote nutzen oder regionale Produkte im Supermarkt einkaufen – alles auf einmal ist häufig nicht möglich. Denn zum einen sollte Ihr Engagement für die regionale Lebensmittelversorgung nicht in Stress ausarten und zum anderen ist der Umwelt nicht geholfen, wenn Sie viele Kilometer mit dem Auto fahren, um den Hofladen oder Ihren Selbsterntegarten zu erreichen. Greifen Sie stattdessen so häufig es Ihr normaler Alltag erlaubt zu regional erzeugten Lebensmitteln. So leisten Sie schon einen wichtigen Beitrag für den Erhalt der Kulturlandschaft in Ihrer Region und für den sparsameren und gerechteren Umgang mit den natürlichen Ressourcen.

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Infografik des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft Woher kommt unser Obst?

Nur ein kleiner Teil des Obstes, das wir in Deutschland essen, wird hierzulande erzeugt, sodass große Mengen aus dem Ausland importiert werden müssen. Das mit Abstand wichtigste Importobst sind mit 1,28 Millionen Tonnen Bananen. Es folgen Äpfel, Orangen und Wassermelonen. Diese stammen zumeist aus Spanien oder Italien, während Bananen in erster Linie aus Süd- und Mittelamerika importiert werden.

Die Infografik finden Sie hier: www.landwirtschaft.de/landwirtschaft-verstehen/haetten-sies-gewusst/infografiken/woher-kommt-unser-obst-obstimporte-nach-laendern-in-2022

Lesen Sie auch den Artikel zum Thema Können in Deutschland bald Südfrüchte angebaut werden?

Diese Initiativen setzen sich für eine regionale Versorgung mit Lebensmitteln ein

Um die regionale Wertschöpfung von Lebensmitteln zu fördern, fehlen häufig noch geeignete Strukturen. Einige bundesweit agierende Initiativen haben sich aber längst auf den Weg gemacht, um das derzeitige Ernährungssystem zu verändern. Die Mitglieder der Initiativen eint die Überzeugung, dass regionale Ernährungssouveränität – also die Unabhängigkeit von globalen Lieferketten – der Weg zu einer zukunftsfähigen Versorgung mit Lebensmitteln ist. Auch als Bürger*in können Sie sich daran beteiligen. 

Bundesverband der Regionalbewegung e. V.

Der Bundesverband der Regionalbewegung e. V. versteht sich als Dachverband für die vielfältigen Akteure regionalen Wirtschaftens in Deutschland. Er leistet wichtige Kommunikationsarbeit, indem er relevante Inhalte und Anliegen seiner Mitglieder an Politik und Gesellschaft heranträgt, unterstützt von mehreren Landesverbänden. Im Zentrum aller Bemühungen steht die Förderung der regionalen landwirtschaftlichen und handwerklichen Wertschöpfungskette.

So läuft beispielsweise seit Januar 2019 unter Federführung des Landesverbandes Regionalbewegung NRW e. V. das Projekt „Landesdialog Regionalitätsstrategie NRW – Zukunftschancen für Regionalvermarktung, Biodiversität und bäuerliche Betriebe“. In einem Dialogprozess zwischen relevanten Akteuren aus der Landwirtschaft, dem Naturschutz, der Wissenschaft sowie Regionalvermarktungsinitiativen soll bis Mitte 2021 eine Regionalitätsstrategie erarbeitet werden. Diese soll konkrete Handlungsansätze für eine Förderung regionaler Strukturen und nachhaltiger Regionalvermarktung aufzeigen, indem z. B. in verschiedenen Regionen wieder Schlachthöfe, Mühlen, Brauereien oder Gemüseverarbeitungsbetriebe aufgebaut werden.

www.regionalbewegung.de

Regionalwert AGen

Das Prinzip der Regionalwert AGen: Bürgerinnen und Bürger legen mit dem Kauf von Aktien Finanzkapital ein, das in Betriebe der regionalen Land- und Ernährungswirtschaft investiert wird. Besonders dabei ist, dass Geld in alle Stufen der Wertschöpfungskette fließt, z. B. auch in Handels- oder Dienstleistungsunternehmen. Der Hintergrund: In der rein landwirtschaftlichen Produktion besteht ein Missverhältnis zwischen Kapitaleinsatz und Ertrag, im Handel mit Lebensmitteln ist das Verhältnis dagegen günstig. Werden die Rentabilitäten gegengerechnet, heben sich die Differenzen im besten Falle auf.

Die Regionalwert Treuhand UG & Co. KG ist die Verbindungsplattform für die fünf bereits bestehenden Regionalwert AGen Freiburg, Isar Inn, Hamburg, Rheinland und Berlin-Brandenburg sowie für drei weitere, die sich in gerade Gründung befinden.

www.regionalwert-treuhand.de

Ernährungsräte

Ernährungsräte auf der ganzen Welt setzen sich dafür ein, dass in Städten wieder mehr lokale und nachhaltig erzeugte Lebensmittel gibt. Das Konzept der „Food Policy Councils“ entstand in den USA und hat seit dem Jahr 2016 auch bei uns Fahrt aufgenommen: Mittlerweile gibt es etwa 45 solcher Initiativen im deutschsprachigen Raum.

Ernährungsräte entstehen überwiegend aus zivilgesellschaftlichem Engagement und knüpfen ein partnerschaftliches Netzwerk zwischen Verbraucher*innen, Politik, Verwaltung, Landwirten, Händlern und Gastronomen. Das Ziel: ein regionales und nachhaltiges Ernährungssystem für alle Bürger*innen und Bürger. Dabei arbeiten die meisten Ernährungsräte ehrenamtlich und beratend, werden aber auch auf unterschiedliche Weise durch die kommunale Verwaltung gefördert oder besitzen sogar als Gremium der Stadtverwaltung eigene Kompetenzen.

Mehr dazu lesen Sie in unserem Artikel Ernährungsräte – Netzwerke zur Ernährungs- und Agrarwende in Städten.

Nachhaltiger Konsum

Direktvermarktung

Der Einkauf beim Bauern liegt im Trend

Wegweiser zum Hofladen
AdobeStock/ihi

Immer mehr Menschen wollen wissen, wo ihr Essen herkommt und suchen den Kontakt zum Erzeuger. Neben Wochenmärkten sind Hofläden und Abo-Kisten wichtige Einkaufsmöglichkeiten.

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Nachhaltiger Konsum

Wochenmarkt

Regional und Bio sicher erkennen?

Gemüsestand auf dem Wochenmarkt
VRD / stock.adobe.com

Auf dem Wochenmarkt gibt es Gemüse, Obst, Käse, Wurst und andere Lebensmittel – direkt vom Verkäufer. Doch das garantiert nicht, dass die Produkte regional oder ökologisch erzeugt wurden.

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Urban Gardening

Selbsterntegärten

Wenn Gemüseprofis und Hobbygärtner*innen sich zusammen tun

Volker Gehrmann

Einen bunten Ackerstreifen mit über 30 Gemüsearten pachten – das ist die Idee der Gemüse-Selbsternte. Die "Miet-Äcker“ sind im Kommen! Denn sie haben viele Vorteile.

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Solidarische Landwirtschaft

Wenn Verbraucher und Landwirte gemeinsam aktiv werden

Menschengruppe auf einem Acker
Netzwerk Solidarische Landwirtschaft

Verbrauchende finanzieren die landwirtschaftliche Produktion und erhalten dafür ökologisch und regional erzeugte Lebensmittel – das ist Solidarische Landwirtschaft.

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Melanie Kirk-Mechtel

BZL

Erzeugungs- und Verarbeitungsstrukturen in der Lebensmittelwirtschaft Wie funktionieren regionale Wertschöpfungsketten?

Kurze Wege zeichnen regionale Wertschöpfungsketten aus, denn Lebensmittel werden innerhalb einer Region angebaut, verarbeitet und vermarktet. Für die Umwelt und die Region können sich durch solche Kooperationen zahlreiche Vorteile ergeben. Doch der Aufbau regionaler Strukturen ist alles andere als ein Selbstläufer und stellt alle Beteiligten vor Herausforderungen.

Mehr dazu lesen Sie im Artikel auf  www.landwirtschaft.de.

RegioApp
Bundesverband der Regionalbewegung e. V.

App-Tipp

Regionales finden mit dem Smartphone RegioApp

Die RegioApp für iOS und Android ermöglicht eine einfache Umkreissuche nach regionalen Lebensmitteln und regionalem Essen. Angezeigt werden Direktvermarkter und Gastronomie, aber auch Verkaufsstellen wie Dorfläden, Lebensmitteleinzelhändler mit regionalen Produkten, Wochenmärkte und viele mehr. Wer möchte, kann bei seiner Suche gezielt nach "kleinen Läden" suchen.

Mehr Informationen gibt es auf www.regioapp.org.