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Tagesmütter und -väter betreuen sehr junge Kinder in ihrem eigenen Haushalt. Das ist pädagogisch wie zeitlich eine Herausforderung, aber auch eine gute Möglichkeit für Ernährungsbildung.

Baby isst Brei mit dem Löffel
Oksana Kuzmina - stock.adobe.com
  • Ernährungsbildung ist ein Baustein des pädagogischen Konzeptes der Kindertagespflege.
  • Nutzen Sie Ihre Website um den Eltern Ihr Konzept zu präsentieren.
  • Kindertagespflege ist Lernort für Alltagsbildung – gerade beim Essen und Trinken.
  • Gemeinsame Mahlzeiten unterstützen den Beziehungsaufbau und altersgerechte und lebensweltnahe Erfahrungen der Kinder.
  • Nicht in aufwendigen Projekten denken – Ernährungsbildung findet ständig im Alltag statt.

Essen und Trinken ist Alltagsbildung

Sie als Tagesmutter oder Tagesvater versorgen Kinder meist in Ihrem eigenen Haushalt. In dieser familienähnlichen Betreuung sind Sie für die Kinder nicht nur enge Bezugspersonen sondern auch ihr Vorbild. Zum Essen lernen ist das ideal: Die gemeinsamen Mahlzeiten unterstützen den Beziehungsaufbau zum Kind, so dass es mit Genuss und Wohlbefinden Erfahrungen machen kann, die alltagsnah sind. So erwirbt es lebenspraktische Kompetenzen von klein auf und ganz nebenbei.

Ernährungsbildung im pädagogischen Konzept verankern

Durch Ihr Mahlzeitenangebot und die Gestaltung der Mahlzeiten lernen die Kinder, gut für sich zu sorgen. Es ist hilfreich, wenn Sie diesem Ernährungslernen einen strukturellen und pädagogischen Rahmen geben und wichtige Kriterien in Ihrem pädagogischen Konzept verankern. Diese Fragen können Ihnen dafür Anhaltspunkte liefern:

  • Welche Regeln, Rituale und Mahlzeitenrhythmen sind Ihnen wichtig? Wie gestalten Sie Ess-Situationen und wie ermöglichen Sie eine positive Geschmacksentwicklung?
  • Wie beziehen Sie die Kinder in die Mahlzeitengestaltung (Planung, Zubereitung, Umgebung...) ein?
  • Wie setzen Sie gesundheitsförderliche und pflanzenbetonte Mahlzeiten um: Welche Lebensmittel und Getränke bieten Sie zum Frühstück, zu den Zwischenmahlzeiten und zum Mittagessen an? Wie bereiten Sie diese zu und woher beziehen Sie die Lebensmittel? Wie ist Ihre Einstellung zum Umgang mit Süßigkeiten?
  • Wie gehen Sie mit besonderen Anforderungen an die Ernährung um? Etwa bei Kindern mit Lebensmittelallergien oder Lebensmittelunverträglichkeiten?
  • Wie versorgen Sie Säuglinge?
  • Wie berücksichtigen Sie hygienische Aspekte bei der Zubereitung von Mahlzeiten?
  • Worauf kommt es Ihnen in der Zusammenarbeit mit Eltern an? Was wünschen Sie sich von den Eltern?

Mit einem pädagogischen Konzept dokumentieren Sie Ihre Werteorientierung nach außen. Es ist damit auch ein wichtiger Baustein in Ihrer Zusammenarbeit mit den Eltern. Und es hilft Ihnen für ihre tägliche Arbeit, wenn Sie sich grundlegende Gedanken darüber machen, wie Sie das Ernährungslernen gestalten möchten. Dabei kann sich das Konzept stetig verändern – je nachdem, welche Erfahrungen Sie machen oder an welchen Stellen Sie eine Qualitätsentwicklung voranbringen möchten.
 

Tipp: Tauschen Sie sich mit Ihrer Fachberatung aus, wie Sie Ernährungsbildung und ein gesundheitsförderliches und nachhaltigeres Mahlzeitenangebot in Ihren Betreuungsalltag und in Ihr pädagogisches Konzept integrieren können.

Essen findet sowieso statt – Potenziale des Lernortes Esstisch nutzen

Gleichzeitig ist die Herausforderung groß: Sie als Tagesmütter und Tagesväter bereiten die Mahlzeiten meistens selber zu, parallel zur Betreuung. Das braucht Zeit. Und auch beim Essen braucht jedes einzelne Kind passend zu seinem Entwicklungsstand Unterstützung. Auch will ein enger Kontakt zu den Eltern gepflegt sein, damit eine Erziehungspartnerschaft auf Augenhöhe gelingt. Wenn Sie sich als Tagesmutter oder Tagesvater angesichts dieser Aufgabe vielleicht fragen, wie Sie sich nun noch zusätzlich um Ernährungsbildung kümmern sollen, dann brauchen Sie nicht in aufwendigen Projekten denken. Sie machen das schon ständig in Ihrem Alltag.

Die Mahlzeiten geben dem Betreuungsalltag eine feste Struktur, Essen und Trinken findet sowieso statt. Und es gehört zur kindlichen Entwicklung, eigenständig Essen und Trinken zu lernen. Nutzen Sie daher diese Potenziale, die der „Lernort Mahlzeit“ den Tageskindern und vielleicht sogar auch Ihnen und Ihrer Familie bietet. Ihr Verhalten, Ihre Mimik und Gestik und auch Ihre Kommentare und Fragen beim Essen und am Esstisch lenken und beeinflussen das Lernen und Handeln der Kinder.

Schutzfaktor vor Übergewicht: Körpersignale wahrnehmen

Je jünger die Kinder sind, desto mehr sind sie auf Ihre Unterstützung beim Füttern oder Essen angewiesen. Ermöglichen Sie dem Kind von Anfang an, seine eigenen Körpersignale wahrzunehmen und zu spüren, wann es noch hungrig, durstig oder schon satt ist. Die Art und Weise, wie Sie als Erwachsener auf Hunger- und Sättigungssignale von Säuglingen, Kleinkindern und Kindern eingehen, wird in der Fachwelt als Responsivität und als wichtiger Schutzfaktor vor Übergewicht genannt. Die kindlichen Signale beim Füttern und Essen sind wichtige Anzeichen dafür, was das Kind gerade fühlt und braucht. Trösten Sie es nicht mit Essen oder Trinken, denn das erschwert es dem Kind, sein tatsächliches Bedürfnis und Körpergefühl wahrzunehmen. Vielleicht braucht es nur Ihre emotionale Zuwendung oder ein ablenkendes Spiel, statt etwas zu essen oder zu trinken.
 

Reflektieren Sie Ihr eigenes Essverhalten: Neigen Sie selbst (in schwierigen Situationen) dazu, sich mit Süßigkeiten oder Essen zu trösten oder zu belohnen? Welche emotionale Funktion erfüllt Essen und Trinken für Sie? Wie nehmen Sie Hunger- und Sättigungssignale wahr?

Unterstützung zur Reflektion Ihres Essverhaltens finden Sie im Selbstevaluationsbogen „Essen und Trinken in der Kindertagespflege“ vom Bundesverband für Kindertagespflege e.V.. Mit Hilfe dieses Evaluationsbogens können Sie auch Ihre eigene pädagogische Arbeit wertschätzend betrachten und erkennen was gut läuft und was Sie verändern oder weiterentwickeln wollen.

Das Dokument steht Ihnen kostenfrei unter folgendem Link zur Verfügung: https://www.bvktp.de/service-publikationen/publikationen/essen-und-trinken-arbeitsbogen-zur-selbstevaluation/

Beispiele, wie Sie bei einem Baby erkennen, ob es noch hungrig oder schon satt ist:

  Zeichen von Hunger Zeichen von Sättigung
 

Das Kind schreit laut und weint

Das Kind stoppt mit dem Saugen und lässt den Fläschchen-Sauger mit den Lippen los.

 

Das Kind wendet sich zu.

Das Kind wendet sich ab.

 

Das Kind zeigt Suchbewegungen mit dem Mund.

Das Kind lächelt.

 

Das Kind steckt sich die Faust in den Mund.

Das Kind hat den Mund locker geschlossen.

 

Mit dieser Art der Kommunikation können Sie die Wahrnehmung von Hunger, Durst und Sättigung bei Kindern etwa ab dem 1. Lebensjahr fördern:

  • Fühl´ mal in deinen Bauch hinein, bist du satt?
  • Bist du satt? (statt: Bist du mit dem Essen fertig?)
  • Hast du Hunger?
  • Du bist ja ganz verschwitzt vom Spielen – hast du Durst?
  • Streichle mal über deinen Bauch: Wie fühlt es sich an, wenn du gegessen hast.

Geschmacksentwicklung bei Kindern: Wie Kinder essen lernen

Kinder zeigen sich oft misstrauisch oder ablehnend, wenn eine neue Speise auf dem Tisch steht. Zwar sind sie grundsätzlich neugierig, akzeptieren aber oft nur langsam ungewohnte Geschmackseindrücke. Wählerisches oder ablehnendes Essverhalten zeigt sich häufig in der Beikost- bzw.  Übergangsphase zur Familienkost und im Alter von 18 bis 24 Monaten. Dahinter steht eine Art Angst vor Neuem, die sogenannte Neophobie, die uns die Evolution in die Wiege gelegt hat, damit wir nur bekannte und damit „sichere“ Lebensmittel essen. Diese Angst vor Unbekanntem können Kinder am besten überwinden, wenn das Lebensmittel durch ein regelmäßiges Angebot zu einer vertrauten Speise wird. Auch hier ist Ihr Verhalten wesentlich: Wenn das Lebensmittelangebot vielfältig ist und Sie genussvoll mitessen, schaut sich das Kind positives Verhalten von Ihnen ab.

  • Gestalten Sie die Mahlzeitensituation in angenehmer Stimmung und probieren Sie selbst genussvoll die neue Speise. Auch ältere Kinder, die mit Appetit mitessen, können Vorbild sein.
  • Bieten Sie das unbekannte Lebensmittel über einen längeren Zeitraum immer wieder an und akzeptieren Sie die anfängliche Ablehnung. Üben Sie nie Druck oder Zwang auf das Kind aus.
  • Lassen Sie das Kind das Essen mit allen Sinnen kennenlernen: Es darf damit spielen und daran riechen. („Wie fühlt sich das an?“)
  • Kommunizieren Sie, wann immer es geht: „Ich schneide deinen Apfel.“ „Sieh´ mal, wir haben heute Erdbeeren zum Nachtisch.“
  • Sprechen Sie mit den Kindern über Lebensmittel, über ihre Vorlieben und Abneigungen,

Angebots- und Entscheidungsmodell

Wenn Kleinkinder lernen, an den gemeinsamen Mahlzeiten teilzunehmen, entsteht oft ein Spagat zwischen dem Autonomiewunsch des Kindes und Ihrer gut gemeinten Einflussnahme. Je älter das Kind wird, desto mehr will es selbstbestimmt und eigenständig am Tisch agieren. Fördern Sie das unbefangene Essenlernen auch in dieser Hinsicht und unterdrücken Sie mögliche eigene Kontrollbedürfnisse, auch wenn die Zeit mal knapp ist. Kinder möchten eigene Erfahrungen machen. Entlasten Sie sich vor allem selbst in schwierigeren Ess-Situationen: Manchmal isst ein Kind je nach Tagesform viel oder wenig, es beendet die Mahlzeit frühzeitig oder will gar nichts essen. Meistens sind solche Verhaltensweisen nur vorübergehend. Je mehr Druck entsteht, desto eher könnte das zu einer Störung der Ess-Beziehung zwischen Ihnen und dem Kind führen.

Vermeiden Sie daher übertriebenes Loben, wenn das Kind isst („Toll, dass du das aufgegessen hast.“), oder Schuld-Zuweisungen („Das ist gesund, nur damit wirst du groß und stark.“) oder gar Strafe, wenn es nicht isst (Nachtisch gibt es nur, wenn du den Teller leer isst.“). 

Damit Kinder ein unbeschwertes Essverhalten entwickeln und mit Lust und Appetit essen lernen können, hat sich das Modell der „Geteilten Verantwortung in Bezug auf Essen und Trinken“ als nützlich erwiesen. Es hilft, mögliche Konflikte am Tisch zu vermeiden oder zu lindern und unterstützt einen positiven Beziehungsaufbau zwischen Ihnen und dem Kind. Das Wichtigste bei diesem Modell ist, dass das Kind lernt, seine eigenen Bedürfnisse zu spüren und danach zu handeln. Demnach haben Sie als Erwachsene die Verantwortung für ein gesundheitsförderliches Mahlzeitenangebot - das Kinder darf frei und autonom entscheiden, was, wie viel und ob es etwas davon isst.

Geteilte Verantwortung beim "Essen und Trinken-Lernen":

 

Was? Wann? Wo? 

Ob. Wie viel?

 

Aufgabe der Tagesmutter / des Tagesvaters

Bestimmt, das Lebensmittel- und Getränkeangebot sowie die Qualität des Essens und seine Zusammensetzung. Achtet bei der Zubereitung auf Ess-Kompetenzen und Vorlieben des Kindes.

Bestimmt die Essenszeiten.

Bereitet die Essumgebung vor und sorgt für einen angemessenen Rahmen.
Sorgt für eine angenehme Atmosphäre bei den Mahlzeiten.

Aufgabe des Kindes

Darf aus dem Lebensmittel- und Getränkeangebot frei auswählen, es entscheidet ob es davon isst und wie viel es isst.

 

Vielleicht fällt es Ihnen anfangs schwer, die Entscheidung des Kindes zu akzeptieren. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass Kinder von allein so viel essen, wie sie benötigen. Die Praxis hat gezeigt, dass die Umsetzung dieses Modells meistens zu entspannteren und harmonischeren Mahlzeitensituationen führt – für das Kind und für Sie!

 

Orientieren Sie sich beim Lebensmittelangebot an Qualitätsstandards

Selbstständigkeit fördern

Sobald das Kind frei im Hochstuhl oder auf dem Stuhl am Tisch sitzen kann, kann es rund um das Essen praktische Lernerfahrungen machen. Es lernt Ess-Bestecke und Ess-Geschirr kennen, es übt, alleine aus einem Becher zu trinken oder mit einem Löffel sein Essen zu rühren. Sie können diese Lernerfahrungen fördern, indem Sie die Kinder in Ihre täglichen Arbeiten zur Mahlzeitenzubereitung und zum Tisch decken soweit wie möglich und altersgerecht einbeziehen. Auch kleine Kinder ab einem Jahr können schon kleine Dinge für den gedeckten Tisch bringen oder suchen helfen. Und für das Kennenlernen von Lebensmitteln gilt, dass eine sinnliche Erfahrung Lernerlebnisse einfacher möglich macht. Riechen, Berühren, mit den Händen matschen – beteiligen Sie die Kinder und eröffnen Sie ihnen die bunte Vielfalt der Lebensmittel. 

 

E-Learning-Angebot zum Umgang mit Zucker

Wie Kindertagespflegepersonen und pädagogische Fachkräfte den Umgang mit Zucker verantwortungsbewusst gestalten können, ist Inhalt eines E-Learning-Angebotes, das das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) mit dem Nationalen Qualitätszentrum für Ernährung in Kita und Schule (NQZ) entwickelt hat.
Das digitale Unterstützungsformat fasst Fakten zu Zucker, Zuckeralternativen und natürlichen Süßungsmitteln zusammen. Es erklärt, wie sich Zucker in Lebensmitteln erkennen lässt und wie Fachkräfte einen sehr maßvollen Umgang mit Süßigkeiten in Kita und Kindertagespflege gestalten können. Tipps für das Mahlzeitenangebot, die Zusammenarbeit im Team und mit den Eltern runden das Selbstlern-Tool ab.

 Direkt zum E-Learning auf PREZI

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