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Was bedeutet Fairer Handel und woran erkenne ich fair gehandelte Lebensmittel? Über die Prinzipien des Fairen Handels, Produktsiegel und Label von Importeuren, Organisationen und Eigenmarken.

Fair gehandelte Nuss-Nugat-Cremes
Carmen Menn/Bonn
  • Gemäß der Grundsatz-Charta für den Fairen Handel verpflichten sich Fair-Handels-Organisationen, langfristige Handelspartnerschaften mit benachteiligten Produzenten einzugehen und ihnen Mindestpreise für ihre Produkte zu zahlen.
  • Da es keine gesetzlichen Standards für den Fairen Handel gibt, legt jede Fair-Handels-Organisation selbst fest, nach welchen Kriterien sie Fairen Handel betreibt.
  • Wir nennen Ihnen Merkmale, anhand derer Sie Lebensmittel aus Fairem Handel erkennen können.

Die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse sind aufgrund der Niedrigpreis-Politik der Industrieländer oft so niedrig, dass benachteiligte Bauern und Arbeiter – meist in den Entwicklungs- und  Schwellenländern – kein menschenwürdiges Leben führen können. Zwangs- und Kinderarbeit sind keine Seltenheit, viele Menschen leiden unter Hunger und Armut, auf Umweltschutz wird selten Wert gelegt. Zudem führen Nahrungsmittelspekulationen, Natureinflüsse und politische Entscheidungen zu starken Preisschwankungen auf den Agrarmärken, worunter besonders Kleinbauern leiden. Die internationale Fair-Handels-Bewegung möchte diese Verhältnisse ändern und hat als Arbeitsgrundlage für alle Fair-Handels-Organisationen eine Grundsatz-Charta für den Fairen Handel erstellt.

Grundsätze des Fairen Handels

Gemäß dieser Charta verpflichten sich die Fair-Handels-Organisationen langfristige Handelspartnerschaften mit benachteiligten Produzenten einzugehen und ihnen Mindestpreise für die fair gehandelten Produkte zu zahlen. Mit den Einnahmen können die Erzeuger vor Ort ihre Infrastruktur ausbauen, umweltschonender arbeiten und Sozialstandards einführen. Ziel ist eine gerechte Handelspartnerschaft und vertrauensvolle Zusammenarbeit, um die Arbeitsbedingungen und Lebensverhältnisse der Produzenten zu verbessern. Glaubwürdige und unabhängige Kontrollsysteme überprüfen die Einhaltung der Grundsätze des Fairen Handels. So können die Fair-Handels-Organisationen Fortschritte erkennen und Optimierungsmöglichkeiten erarbeiten.

Internationale Definition des Fairen Handels

"Fairer Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte ProduzentInnen und ArbeiterInnen – insbesondere in den Ländern des Südens – leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung. Fair-Handels-Organisationen engagieren sich (gemeinsam mit VerbraucherInnen) für die Unterstützung der ProduzentInnen, die Bewusstseinsbildung sowie die Kampagnenarbeit zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels."
Quelle: FINE-Grundlagenpapier zum Fairen Handel, 2001

Wann darf ein Lebensmittel als fair gehandelt gekennzeichnet werden?

Da es weltweit keinen gesetzlich vorgeschriebenen Standard für den Fairen Handel gibt und der Begriff "fair" nicht geschützt ist, kann theoretisch jeder sein Produkt als fair gehandelt ausloben. Jede Fair-Handels-Organisation legt selbst fest, nach welchen Kriterien sie Fairen Handel betreibt und ab wann das gehandelte Lebensmittel mit dem eigenen Fair-Handels-Label gekennzeichnet werden darf.

Für verarbeitete Lebensmittel mit mehreren Zutaten (Mischprodukte) legen die Fair-Handels-Organisationen in ihren Standards Mindestanteile an fair gehandelten Rohstoffen fest. Falls ein Verarbeiter nicht alle Rohstoffe für ein Mischprodukt aus Fairem Handel besorgen kann, darf er zu einem festgelegten Anteil die nicht erhältlichen Fair-Handels-Zutaten aus anderen, in den jeweiligen Standards definierten Quellen benutzen. Oft geben die Hersteller auf der Zutatenliste des Mischprodukts den Anteil der Zutaten aus Fairem Handel an.

Der Fair-Handels-Zertifizierer Fairtrade International hat für Kakao, Fruchtsäfte, Rohrzucker und Tee in seinen Fair-Handels-Standards einen so genannten Mengenausgleich eingeführt. Mengenausgleich bedeutet, dass nicht mehr Mengen als Fair-Handels-Produkte verkauft werden dürfen, als Rohwaren im Ursprungsland fair eingekauft wurden. Ein Fairtrade-zertifizierter Verarbeiter darf also eine bestimmte Menge fair gehandeltem Kakao einkaufen und diesen bei der Schokoladenproduktion mit konventionellem Kakao vermischen. In der Zutatenliste der Schokolade ist der Kakao mit dem Hinweis "... mit Mengenausgleich" gekennzeichnet. Wie viel Prozent fair gehandelter Kakao später wirklich in der Schokolade enthalten ist, ist für den Käufer nicht ersichtlich. Deswegen bewertet das Forum Fairer Handel die Verwendung eines Mengenausgleichs ohne genauere Erläuterung als kritisch (Positionspapier des Forum Fairer Handel zur Möglichkeit des "Mengenausgleichs im System Fairtrade International", Mai 2014).

Welchen Fair-Handels-Zeichen können wir trauen?

Wer sich einmal genauer auf dem Lebensmittelmarkt umschaut, entdeckt zahlreiche unterschiedliche Fair-Handels-Label. Doch welche Zeichen garantieren, dass ein Lebensmittel nach internationalen Fair-Handels-Grundsätzen produziert und gehandelt wurde? Wir stellen Ihnen hier die wichtigsten Erkennungsmerkmale eines fair gehandelten Lebensmittels vor.

Lebensmittel aus Fairem Handel erkennen Sie...

  • am Verkauf in Weltläden,
  • und/oder an dem Label der World Fair Trade Organization (WFTO),
  • und/oder an den Marken der anerkannten Fair-Handels-Importeure,
  • und/oder an den anerkannten Produktsiegeln des Fairen Handels.

Darüber hinaus gibt es weitere positive Ansätze des Fairen Handels. Einige Unternehmen haben eigene Standards mit Schwerpunkten im sozialen oder ökologischen Bereich entwickelt und verkaufen entsprechend produzierte Lebensmittel unter ihren Eigenmarken.

Weltläden – die Fachgeschäfte des Fairen Handels

In einem Weltladen erhalten Sie in jedem Falle ein fair gehandeltes Produkt. Weltläden verkaufen ausschließlich fair gehandelte Waren, die Sie von anerkannten Fair-Handels-Organisationen beziehen. Dazu gehören fair gehandelte Lebensmittel wie Schokolade, Kaffee, Feinkost genauso wie Schmuck, Kunsthandwerk und Kleidung. Außerdem leisten die Weltläden Informations- und Bildungsarbeit zu Fragen des Welthandels und führen politische Aktionen durch. Die rund 450 Weltläden, die Mitglied im Dachverband sind, haben sich verpflichtet, nur bei den anerkannten Lieferanten einzukaufen, die entsprechend der Konvention der Weltläden arbeiten.
 

WFTO-Label “Guaranteed Fair Trade Organization”

Das Label „Guaranteed Fair Trade Organization“ der World Fair Trade Organization (WFTO) zeichnet Organisationen aus, die die zehn Prinzipien des Fairen Handels, also den WFTO-Standard erfüllen. Diese Organisationen dürfen alle eigenen Produkte mit dem Label „Guaranteed Fair Trade Organization“ vermarkten. Zum WFTO-Standard gehören u. a. faire Preise, der Ausschluss von ausbeuterischer Kinder- und Zwangsarbeit und eine nachhaltige Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen. Die WFTO hat ein Garantiesystem entwickelt, mit dem sichergestellt werden soll, das die Mitglieds-Organisationen den WFTO-Standard einhalten. Zunächst erstellen die Unternehmen eine ausführliche Selbstauskunft, die ein  Branchenexperte mit der Wirklichkeit abgleicht. Anschließend prüft die WFTO das Unternehmen und vergibt bei Erfolg das Zertifikat „Guaranteed Fair Trade Organization“.
 

Marken der anerkannten Fair-Handels-Importeure

Die vom Weltladen-Dachverband anerkannten Fair-Handels-Importeure GEPA, BanaFair, dwp, El PUENTE, GLOBO und viele mehr (siehe Katalog der anerkannten Weltladen-Lieferanten) sind ausschließlich im Fairen Handel tätig. Sie verkaufen fair gehandelte Produkte an Weltläden und andere Händler. Teilweise haben sie eigene Online-Shops. Die Fair-Handels-Importeure arbeiten nach den Fair-Handels-Standards der WFTO und halten die Konventionen der Weltläden ein. Die fair gehandelten Produkte sind mit den entsprechenden Markenlogos gekennzeichnet, von denen wir hier die bekanntesten vorstellen.

GEPA

Die GEPA (Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbH) ist das größte europäische Import- und Großhandelsunternehmen für fair gehandelte Produkte. Alle GEPA-Produkte sind nach den Standards der Fairtrade International Labelling Organization (FLO) hergestellt und werden zusätzlich extern zertifiziert, zum Beispiel nach der EU-Ökoverordnung oder nach den Naturland-Fair-Richtlinien. 70 % der Mischprodukte enthalten 75 % fair gehandelte Zutaten. 77 % der GEPA-Lebensmittel stammen aus ökologischem Anbau. Bei GEPA-Produkten wird kein Mengenausgleich angewandt. Mit dem fair+-Zeichen möchte die GEPA zeigen, dass die eigenen Kriterien über die allgemeinen Fair-Handelskriterien hinausgehen. GEPA ist ein anerkannter Weltladen-Lieferant, Mitglied der WFTO, der European Fair Trade Association (EFTA) und des Forum Fairer Handel.

gepa.de

 

dwp

Die dwp eG Fairhandelsgenossenschaft kauft Lebensmittel, Textilien und Kunsthandwerk von mehr als 60 Produzentengruppen aus der ganzen Welt ein und vermarktet diese als Großhändler an Weltläden, Supermärkte, Einzelhändler, Großverbraucher in Deutschland, Österreich und der Schweiz. dwp verkauft Lebensmittel unter der Eigenmarke "WeltPartner". 90 % der dwp-Lebensmittel stammen aus ökologischem Anbau. dwp ist Mitglied bei der WFTO und beim Forum Fairer Handel, ist Naturland Fair zertifizierter Importeur und anerkannter Importeur und Lieferant der Weltläden in Deutschland und Österreich. dwp erstellte 2012 als erste Fair-Handels-Organisation eine Gemeinwohlbilanz.

www.weltpartner.de

 

EL PUENTE

Die EL PUENTE GmbH ist ein Importeur und Vertrieb für fair gehandelte Produkte aus Lateinamerika, Asien und Afrika. EL PUENTE wirtschaftet nicht gewinnorientiert, finanziert zinsfrei, geht langfristige und direkte Partnerschaften mit den Produzenten ein, fördert menschenwürdige Arbeitsbedingungen und biologischen Landbau und leistet entwicklungspolitische Bildungsarbeit. Für Lebensmittel-Mischprodukte beträgt der Mindestanteil an fair gehandelten Zutaten 51 % (Ausnahme bei Fruchtgummi: 43 % Mindestanteil). Bei EL-PUNTE-Produkten wird kein Mengenausgleich angewandt. EL PUENTE arbeitet mit über 100 Handelspartnern zusammen: Kleinbauernkooperativen, kleine Familienbetriebe und Fair-Handels-Organisationen in über 40 Ländern. EL PUENTE ist Mitglied der WFTO und des Forum Fairer Handel und anerkannter Weltladen-Lieferant.

el-puente.de

 

BanaFair

BanaFair e. V. ist ein gemeinnütziger Verein, der fair gehandelte Bio-Bananen und andere Produkte von Kleinbauern aus Lateinamerika importiert. BanaFair setzt sich für Arbeits- und Menschenrechte, Ernährungssicherung und eine umweltgerechtere Bananenproduktion ein. BanaFair-Produkte werden in Weltläden, Bio- und Naturkostläden, über Verbrauchergemeinschaften und in selbstständigen Lebensmittelgeschäften verkauft. BanaFair ist Gründungsmitglied des Forum Fairer Handel, Naturland-zertifiziert und anerkannter Weltladen-Lieferant.

banafair.de

 

GLOBO

Die GLOBO Fair Trade Partner GmbH ist ein Importeur und Händler von Fair-Handels-Produkten aus Entwicklungsländern. GLOBO achtet bei der Zusammenarbeit mit Partnerbetrieben vor Ort auf langfristige Geschäftsbeziehungen, angemessene Bezahlung, eine ökologisch sinnvolle Produktion und auf soziales Engagement. GLOBO-Produkte werden über Weltläden und über den GLOBO-Online-Shop vertrieben. GLOBO ist Mitglied im Forum Fairer Handel und anerkannter Weltladen-Lieferant.

globo-fairtrade.com

 

Anerkannte Produktsiegel des Fairen Handels

Vier Produktsiegel für faire Produkte sind vom Forum Fairer Handel in Deutschland anerkannt. Es handelt sich um die Siegel „Naturland Fair“, Fairtrade, „For life“/“Fair for life“ und „Fair Trade by ECOCERT“. Produkte, die diese Siegel tragen, wurden nach den jeweiligen Fair-Handels-Standards produziert und gehandelt. Unabhängige Zertifizierungsorganisationen kontrollieren die Einhaltung dieser Standards und vergeben bei positiven Kontrollen ein Zertifikat. Wer die zertifizierten Produkte mit entsprechendem Produktsiegel vermarkten möchte, muss sich lizensieren lassen und Lizenzgebühren bezahlen.

Naturland Fair

Der Naturland Verband für ökologischen Landbau e. V. vergibt das Naturland Fair-Label an Naturland zertifizierte Erzeuger, Verarbeiter und Händler. Das Zeichen kennzeichnet Lebensmittel, die nach der EU-Öko-Verordnung, den Naturland-Richtlinien und den Naturland Fair-Richtlinien produziert wurden. Die Naturland Fair-Richtlinien stehen für ökologischen Anbau und Verarbeitung der Rohstoffe, einen sozialen Umgang mit den Menschen in den Betrieben und für faire Handelsbeziehungen. Sowohl die ökologischen als auch die Fair-Handels-Kriterien werden von staatlich anerkannten Kontrollstellen jährlich in einem Kontrollgang überprüft. Für Mischprodukte beträgt der Mindestanteil an fair gehandelten Zutaten > 50 % (ohne zugesetztes Wasser u./o. Salz).  Ein Mengenausgleich wird nicht angewandt.

www.naturland.de/de/naturland/wofuer-wir-stehen/fair

 

Fairtrade

Fairtrade-Siegel auf Schokoladentafel
Produktsiegel Fairtrade

Das Fairtrade-Siegel von Fairtrade Deutschland steht dafür, dass alle aus fairem Handel erhältlichen Zutaten eines gesiegelten Produkts nach den Regeln der weltweit gültigen Standards des Dachverbands Fairtrade International gehandelt wurden. Die unabhängige Zertifizierungsgesellschaft FLO-CERT GmbH überprüft vor Ort, ob Produzenten und Händler die Fairtrade-Standards einhalten und ob sie die sozialen, ökonomischen und ökologischen Standards erfüllen. Diese beinhalten u. a. Verbot ausbeuterischer Kinderarbeit, geregelte Arbeitsbedingungen, Vorfinanzierung und transparente Handelsbeziehungen, Verbot gefährlicher Pestizide und Schutz natürlicher Ressourcen. Der Mindestanteil an fair gehandelten Zutaten in Fairtrade-Mischprodukten beträgt 20 %. Wenn das Lebensmittel zu mehr als die Hälfte aus Wasser oder Milchprodukten besteht, bleiben diese Mengen bei der Berechnung unberücksichtigt. Fairtrade erlaubt bei Kakao, Rohrzucker, Tee und Fruchtsäften einen Mengenausgleich.
fairtrade-deutschland.de

„Fair Life“ und „Fair for Life”

Die Siegel „Fair Life“ und „Fair for Life”werden durch das Institut für Marktökologie (IMO) vergeben, eine Zertifizierungsorganisation, die mittlerweile zur internationalen ECOCERT Group gehört. Das Siegel „For Life“ garantiert eine Sozialzertifizierung der Unternehmen entlang der gesamten Handelskette nach den Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation. Bei Produkten mit „Fair for Life“-Label müssen die Produzenten, Verarbeiter und Händler zusätzlich zu den Kriterien der Sozialzertifizierung Vorgaben für faire Handelspraktiken einhalten, entsprechend der Standards von Fairtrade International. Eine unabhängige Organisation führt regelmäßig Kontrollen durch. 

fairforlife.org

Fair Trade by ECOCERT

Die Firma ECOCERT Deutschland GmbH, eine private unabhängige Kontroll- und Zertifizierungsstelle für den ökologischen Landbau, vergibt das Siegel „Fair Trade by ECOCERT“ an Unternehmen und Bio-Produkte. Voraussetzung für die Vergabe des Siegels ist eine Zertifizierung nach EU-Öko-Verordnung und die Einhaltung der ECOCERT-Fair-Handels-Standards, die den Standards von Fairtrade International entsprechen.

ecocert.de

 

Eigenmarken im Fairen Handel

Einige Lebensmittel-Produzenten und -händler verkaufen fair gehandelte Lebensmittel unter ihrer Eigenmarke. Dazu gehören die im Bio-Lebensmittel-Handel spezialisierten Unternehmen Rapunzel Naturkost GmbH, die Ulrich Walter GmbH und die Kloth & Köhnken Teehandel GmbH. Sie haben firmeneigene Fair-Handels-Standards entwickelt und verzichten auf eine Zertifizierung durch die WFTO oder durch anerkannte Fair-Handels-Zertifizierer.

Die Discounter Lidl, Aldi Süd und Aldi Nord vertreiben jeweils ein eigenes Sortiment fair gehandelter Lebensmittel unter ihren Eigenmarken, die nach den Standards von Fairtrade International produziert wurden. Darum tragen die Produkte zusätzlich zum Markenlabel das Fairtrade-Siegel. Die REWE Group hat ein eigenes Nachhaltigkeitssystem entwickelt und vertreibt ihre Produkte ebenfalls unter einer Eigenmarke.

Hand in Hand

Das „Hand in Hand“-Label ist eine Eigenmarke der Rapunzel Naturkost GmbH, ein Bio-Lebensmittel-Produzent und -Vertrieb. Somit tragen alle Produkte mit diesem Label zusätzlich das EU-Bio-Logo. Das „Hand in Hand“-Label weist darauf hin, dass die damit gekennzeichneten Produkte zu mehr als der Hälfte aus Rohstoffen bestehen, welche die Fair-Handels-Kriterien des firmeneigenen Standards erfüllen. Dazu gehören beispielsweise direkte und langfristige Lieferbeziehungen, Abnahmegarantien, die soziale Absicherung der Mitarbeitenden und menschenwürdige, gesunde und sichere Arbeitsbedingungen. Die „Hand in Hand“-Kriterien werden alle zwei Jahre von unabhängigen Inspektoren überprüft.

rapunzel.de/hand-in-hand-fairhandels-programm.html

 

Lebensbaum

Lebensbaum ist eine Marke des deutschen Unternehmens Ulrich Walter GmbH. Lebensbaum steht für Tee, Kaffee und Gewürze in Bioqualität. Die Lebensmittel werden nach den Richtlinien der ökologischen Anbauverbände Demeter, Naturland oder Bioland produziert. Dem Biopionier sind exzellente Qualität der Rohwaren, Transparenz und prüfbare Glaubwürdigkeit besonders wichtig. Daher kauft das Unternehmen die Waren zu angemessenen Preisen bei Bio-zertifizierten Partnern direkt im Ursprung ein und vereinbart langfristige Partnerschaften. Die Lebensbaum-Lieferanten halten internationale Arbeitsrichtlinien ein und schonen die Ökosysteme vor Ort. Naturland als unabhängige Organisation überprüft dies zusätzlich zu eigenen Besuchen vor Ort.

lebensbaum.de  

 

Fairbiotea

Das Fairbiotea-Label der Kloth & Köhnken Teehandel GmbH kennzeichnet biologisch produzierten Tee, der nach dem Fairbiotea-System zertifiziert ist. Teefarmen dürfen ihren Tee mit diesem Label kennzeichnen, wenn sie zertifiziert sind – nach der europäischen und der amerikanischen Bioverordnung – und wenn sie begonnen haben, die zusätzlichen sozial-ökologischen Standards von Fairbiotea umzusetzen. Dazu gehören Kriterien wie eine langfristige partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Teefarmen und Tee-Exporteuren, Abnahmegarantien und ein kostenloses Beratungsprogramm in den Teefarmen. Die unabhängige Ökokontrollstelle IMO Institut für Marktökologie GmbH überprüft in den zertifizierten Teefarmen jährlich die Umsetzung der Bio- und der Fairbiotea-Standards.

fairbiotea.de 

 

Fairglobe

Fairglobe ist eine Eigenmarke des Discounters Lidl. Die Marke kennzeichnet ein eigenes Sortiment mit fair gehandelten Artikeln, wie Schokolade, Kaffee, Tee, Milch, Reis, Orangensaft, Zucker und Pfeffer. Produkte mit dem Fairglobe-Label werden nach den Kriterien von Fairtrade International produziert und gehandelt. Daher tragen sie zusätzlich zum Fairglobe-Label auch das Fairtrade-Siegel. Einige Produkte sind zusätzlich zertifiziert nach EU-Öko-Verordnung und tragen das EU-Bio-Siegel.

lidl.de/de/fairglobe

 

One World®

One World® ist eine Eigenmarke des Discounters Aldi Süd. Unter dieser Marke vertreibt Aldi Süd ein eigenes Sortiment an fair gehandelten Produkten, vor allem Kaffee, Bananen, Trinkschokolade, Säfte und an Aktionstagen auch Wein oder Rohrzucker. Produkte mit dem One World®-Label werden nach den Kriterien von Fairtrade International produziert und gehandelt. Daher tragen sie zusätzlich zum One World®-Label auch das Fairtrade-Siegel. Einige Produkte sind zusätzlich zertifiziert nach EU-Öko-Verordnung und tragen das EU-Bio-Siegel.

aldi-sued.de/de/sortiment/eigenmarken/one-world

 

Pro Planet

PRO PLANET ist ein Nachhaltigkeitslabel der REWE Group, das Waren kennzeichnet, bei deren Herstellung bestimmte soziale, ökologische oder ökonomische Aspekte verbessert wurden. Die Kriterien können sich auf die komplette Wertschöpfungskette beziehen – also von der Herstellung, über die Verarbeitung bis hin zu Verwendung – unterscheiden sich aber zum Teil von den Fairtrade-Anforderungen. Manche PRO PLANET-Produkte tragen deshalb nur das Pro Planet Siegel, andere zusätzlich das Fairtrade-Siegel. Das PRO PLANET-Label enthält jeweils eine Kennziffer, mit der Detailinformationen über das Produkt auf der Website des Anbieters abgerufen werden können. Zudem gibt jedes Label Auskunft über die spezifische, ökologische oder soziale Besonderheit des Produktes. Ein unabhängiger Beirat begleitet den mehrstufigen Vergabeprozess des Labels, der nach spätestens drei Jahren erneut durchlaufen wird. Werden geplante Verbesserungen bis zur gesetzten Frist nicht erreicht, darf das Produkt nicht mehr mit dem PRO PLANET-Label gekennzeichnet werden.

proplanet-label.com 

 

Weitere Informationen zu Lebensmitteln aus Fairem Handel

Wie kommen fair gehandelte Lebensmittel in unsere Läden?

Fair gehandelte Lebensmittel werden in Deutschland über zwei verschiedene Wege vermarktet:

  1. über die integrierte Lieferkette,
  2. über die Produktzertifizierung.

Die integrierte Lieferkette vom Erzeuger bis in die Weltläden funktioniert folgendermaßen: Vom Weltladen-Dachverband anerkannte Weltladen-Lieferanten (Fair-Handels-Importeure) kaufen fair produzierte Lebensmittel weltweit bei den Handelspartnern ein und beliefern die Weltläden in Deutschland. Die Weltläden, die Fachgeschäfte des Fairen Handels, und deren Arbeitsgruppen bieten die fair gehandelten Lebensmittel der Öffentlichkeit zum Kauf an. Alle Beteiligten dieser integrierten Lieferkette, also Erzeuger, Importeure und Weltläden arbeiten nach den Kriterien für den Fairen Handel der Weltläden (Konvention der Weltläden).

Bei der Produktzertifizierung werden Lebensmittel nach den Standards eines durch das Forum Fairer Handel anerkannten Fair-Handels-Zertifizierers hergestellt. Die Lebensmittel erhalten bei Einhaltung der Standards das entsprechende Produktsiegel des Fairen Handels. Unabhängige Kontrollorganisationen überprüfen regelmäßig die Einhaltung der jeweiligen Standards. Wer ein Lebensmittel mit Produktsiegel importieren, verarbeiten und/oder verkaufen möchte, muss einen Lizenzvertrag mit dem Zertifizierer abschließen. Fair gehandelte Lebensmittel mit Produktsiegel gibt es zum Beispiel in Bio- und Naturkostläden, Weltläden, Lebensmittelfachgeschäften, Supermärkten, Cafés und Restaurants, Bäckereien, Kantinen und in Online-Shops.

Sind Bio-Lebensmittel fair gehandelt?

Der ökologische Landbau und der Faire Handel haben unterschiedliche Ansätze: Bei Fairhandels-Projekten stehen ein gerechter Preis für die Bauern und die Armutsbekämpfung an erster Stelle. Die Art des Anbaus spielte anfangs keine Rolle, zumal viele Bauern traditionell wirtschafteten. Heute stammen gut 70 % der fair gehandelten Lebensmittel aus ökologischem Anbau.  

Für die Bio-Hersteller und Händler sind zwar soziale Gerechtigkeit und Fairer Handel wichtige Elemente – entscheidend aber ist der ökologische Anbau der Produkte. Als die Bio-Branche in den 1980er Jahren nach Produkten aus den Ländern des Südens suchte, gab es die meisten Fairhandels-Lebensmittel noch nicht in Bio-Qualität. Also bauten die Bio-Hersteller selbst Projekte auf, kümmerten sich um Beratung und Zertifizierung ihrer Lieferanten.

Die EG-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau regeln nur Anbau und Verarbeitung, nicht aber den Umgang mit Handelspartnern.

Anders die Branchen-Verbände: Der weltweite Öko-Dachverband IFOAM zählt Fairness zu den vier Grundprinzipien des Öko-Anbaus. Genauer festgelegt sind die Kriterien in einem Verhaltenskodex für den Bio-Handel.

Die deutschen Bio-Verbände haben das Fairness-Prinzip unterschiedlich detailliert in ihren Richtlinien verankert. So fordert der Branchenverband BNN in seinem Bio-Kodex die Unternehmen auf, „faires partnerschaftliches Handeln über alle Stufen der Wertschöpfungskette von der Landwirtschaft bis zu den Verbrauchern“ zu stärken.

Welche internationalen Dachorganisationen des Fairen Handels gibt es?

Zu den großen Dachorganisationen des Fairen Handels gehören die World Fair Trade Organization (WFTO), die European Fair Trade Association (EFTA) und Fairtrade International (Fairtrade Labelling Organizations International, FLO). Internationale Organisationen des Fairen Handels legen gemeinsam Ziele und Grundsätze des Fairen Handels fest und arbeiten daran, sie weltweit zu etablieren.

Die World Fair Trade Organization (WFTO) ist eine internationale Dachorganisation für Fair-Handels-Organisationen. Auf jedem Kontinent hat die WFTO eine eigene Niederlassung. Derzeit sind über 370 Organisationen Mitglied der WFTO. Die WFTO entwickelt Fair-Handels-Standards für Fair-Handels-Organisationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. WFTO-Mitglieder müssen die Standards der WFTO einhalten, ein Monitoringsystem begleitet und überprüft die Organisationen. Die WFTO arbeitet mit in einem gemeinsamen Advocacy-Büro in Brüssel eng mit Fairtrade International zusammen.
wfto.com

Die European Fair Trade Association (EFTA) ist ein Zusammenschluss von neun Fair-Handels-Importeuren aus Österreich, Belgien, Frankreich, Deutschland (GEPA). Italien, Spanien, der Schweiz und Großbritannien. Ziel der EFTA ist eine gegenseitige Unterstützung, Kooperation und ein Informationsaustausch.  Da sich alle EFTA-Mitglieder auf gemeinsame Standards für den Import geeinigt haben, kann ein EFTA-Mitglied für die anderen Waren importieren. Die EFTA ist Mitglied der WFTO.
european-fair-trade-association.org

Fairtrade International (Fairtrade Labelling Organizations International, FLO) entwickelt als Dachorganisation der nationalen Fairtrade-Organisationen Standards für den Fairen Handel. Grundlage sind Kern- und Entwicklungsanforderungen für Kleinbauernkooperativen und Plantagenarbeiter mit dem Ziel die Arbeitsbedingungen und den Umweltschutz zu verbessern. Für jedes Produkt gibt es zusätzlich eigene Produkt-Standards. Auch für Händler hat Fairtrade International eigene Standards festgelegt, die Mindestpreise und Prämien und langfristige Handelsbeziehungen vorgeben. Die Zertifizierungsorganisation FLOCERT kontrolliert die Einhaltung dieser Standards. Nur Händler und Importeure mit einer Lizenz dürfen Produkte mit dem Fairtrade-Siegel verkaufen.
fairtrade.net  

Welche Verbände vertreten den Fairen Handel in Deutschland?

In Deutschland vertritt das Forum Fairer Handel die politischen Interessen des Fairen Handels, der Weltladen-Dachverband die Interessen der Fachgeschäfte für den Fairen Handel und der Fair-Band die Interessen kleiner und mittlerer Importeure und Händler für fair gehandelte Produkte aus verschiedenen Ländern. 

Der Verband des Fairen Handels e. V. (Forum Fairer Handel) in Deutschland setzt sich als Stimme des Fairen Handels in Deutschland ein. Vier Arbeitsgruppen beschäftigen sich mit den Themen Grundsatz und Politik, Faire Woche, Öffentlichkeitsarbeit und Bildungsarbeit. Mitglieder des Forum Fairer Handel sind der Weltladen-Dachverband, die Fair-Handels-Importeure GEPA, EL PUENTE, dwp, BanaFair und GLOBO sowie Naturland und als vorläufiges Mitglied der Bundesverband für fairen Import und Vertrieb Fair-Band. Das Forum Fairer Handel informiert regelmäßig über die Entwicklung des Fairen Handels in Deutschland. Die neuesten Daten befinden sich im Factsheet von August 2016.
www.forum-fairer-handel.de

Der Weltladen-Dachverband e. V. vertritt die Interessen der Fachgeschäfte für den Fairen Handel (Weltläden) und der zugehörigen Aktionsgruppen in Deutschland. Wer Mitglied im Weltladen-Dachverband werden möchte, muss die „Konventionen der Weltläden“ (Fair-Handels-Standards, nach denen die Weltläden arbeiten) unterzeichnen. Der Weltladen-Dachverband erkennt Fair-Handels-Importeure auf Antrag und nach erfolgreicher Prüfung als anerkannte Weltladen-Lieferanten an. Als Mitglied der WFTO und des Verbands Forum Fairer Handel arbeitet der Weltladen-Dachverband mit diesen und anderen Organisationen weltweit zusammen.
weltladen.de

Der Bundesverband für fairen Import und Vertrieb e. V. (Fair-Band) vertritt mehr als 30 kleine und mittlere Importeure für fair gehandelte Produkte in Deutschland. Die Mitglieder erkennen die zehn WFTO-Prinzipien für Fairen Handel an und verpflichten sich zu einem fairen und fördernden Umgang miteinander. Durch einen dreiteiligen Monitoring-Prozess (Dialog, Begleitung, Besucher der Partner vor Ort) soll die Arbeit der Mitglieder stetig verbessert werden. So soll ein offener Wissensaustausch und gegenseitige, partnerschaftliche Unterstützung gefördert werden. Der Fair-Band ist vorläufiges Mitglied bei der WFTO und beim Forum Fairer Handel.

www.fair-band.de

Wie entwickelt sich der Markt mit fairen Produkten in Deutschland?

In den letzten zehn Jahren verzeichnete der Faire Handel in Deutschland einen kontinuierlichen Aufwärtstrend. 1,1 Milliarden Euro betrug der Umsatz mit fair gehandelten Produkten zu Endverbraucherpreisen im Jahr 2015, 11 % mehr als im Vorjahr. Verglichen mit den 150-fach höheren Umsätzen der Ernährungsindustrie ist das nicht viel. Dennoch profitieren vom Fairen Handel bereits jetzt über eine Million Kleinbauern und Plantagenarbeiter in über 70 Entwicklungsländern.

Neben Blumen (10 %), Textilien (7 %) und Handwerksprodukten (5 %) haben in Deutschland Lebens- und Genussmittel den größten Anteil (79 %) am Absatz von fair gehandelten Produkten zu Endverbraucherpreisen. Mittlerweile ist das Angebot an fair gehandelten Lebensmitteln breit gefächert: Von klassischen Produkten wie Kaffee, Südfrüchte, Kakao, Schokolade, Zucker, Tee bis zu Convenience-Produkten wie Chutneys, Brotaufstriche oder Saucen. Die fair gehandelten Lebensmittel kommen vorwiegend aus Ländern auf der Südhalbkugel, einige Produkte wie Milch, Mehl und Backwaren auch aus Europa, vorwiegend aus Deutschland.

Quelle: Factsheet "Aktuelle Entwicklungen im Fairen Handel", Forum Fairer Handel, 2015

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