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(BZfE) – „Warum fällt es uns so schwer, das zu tun, was wir wissen?“, eine Frage, die uns alle beschäftigt, aber vor allem Gerhard Reese, Professor für Umweltpsychologie der Universität Koblenz-Landau. Interessante Einblicke in menschliche Verhaltensweisen bekamen die Teilnehmenden auf der Gießener Hochschultagung im November 2019 präsentiert.

Zunächst einmal seien die negativen Konsequenzen unseres Handelns nicht sichtbar. Sie lägen zeitlich und geografisch weit weg. Menschen würden sich mehr auf Handlungen mit direkten Ergebnissen konzentrieren. „Wir vergleichen uns mit anderen Personengruppen. Die Macht der sozialen Normen beeinflusst uns“, erläuterte Reese. Auf den Ernährungsalltag übertragen bedeutet das: Wenn die Nachbarn jeden Tag Fleisch auf den Grill packen, habe ich selbst keine Lust nur Linsensalat zu essen. Soziale Gruppen hätten einen großen Einfluss auf das Individuum und böten daher auch Perspektiven für den gesellschaftlichen Wandel. Die Forschergruppe um Reese konnte zeigen, dass die eigene Identifikation als sogenannter Weltbürger zu einer höheren Bereitschaft für globales Handeln führt. Weltbürger identifizierten sich tendenziell mehr mit der globalen Gemeinschaft. Sie würden die Zusammenarbeit in Gruppen stärken und Einzelne zum Mitmachen bewegen. Weltbürger wandeln persönliches in kollektives Handeln. Die engagierten Schüler und Schülerinnen von Fridays for Future seien daher die unterstützungswürdigste Bewegung seit langem, so Reese.

Aber wie gelingt es, Menschen zu einem umweltgerechten Handeln zu bewegen? Wie werden wir zu Weltbürgern? Diese Frage kann im Ernährungskontext zurzeit noch nicht beantwortet werden. Hierzu forschen eine Reihe an Wissenschaftlern, bald auch die Gießener Professur von Wenke Gwozdz für Versorgungs- und Verbrauchsforschung. Auf der Hochschultagung präsentierten Gwozdz und Mitarbeitende die Pläne für eine kommende Studie. Sie möchten herausfinden, welche Verhaltensmechanismen im Entscheidungsmoment der Essensauswahl in der Kantine stattfinden. Warum wähle ich spontan das Fleischgericht, statt die Gemüsespeise?

Aus den Ergebnissen könnten abschließend Mechanismen für die Verhaltensänderung im Ernährungskontext charakterisiert werden. Bereits in einer Vorgängerstudie zur Reduktion des Konsums von T-Shirts seien Probanden zu einem veränderten Konsumverhalten bewegt worden. Das Wissenschaftlerteam um Gwozdz rechnete den Menschen unter anderem vor, wie viel Wasser durch den Nicht-Kauf eines T-Shirts eingespart wird. Das unmittelbare Aufzeigen der Konsequenzen zeigte seine Wirkung.

Hannah Schon, www.bzfe.de

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