- In Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften nehmen Verbraucher den Lebensmittelhandel selbst in die Hand. Sie schließen sich dafür mit Erzeugern und Verarbeitern von Lebensmitteln zusammen.
- Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften sind genossenschaftliche Organisationen, bei denen Verbraucher nachhaltig produzierte und verarbeitete Lebensmittel zu günstigen Preisen erhalten.
- Die Mitglieder der Genossenschaft sind Mitbesitzer der Läden und kaufen dort zu Mitgliederpreisen ein.
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Lebensmittelkooperativen
Dass kooperatives Wirtschaften möglich ist, demonstrieren Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften (EVG) seit über 30 Jahren. Aus so manch kleiner Protestbewegung sind heute respektable Unternehmen erwachsen. Eines davon ist zum Beispiel die Verbrauchergemeinschaft (VG) Dresden. 1991 mit 20 Mitgliedern und einem provisorischen Laden in einer Mietwohnung gegründet, zählt sie heute mit 10.000 aktiven Mitgliedern zu den größten Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften in Deutschland. Die Gemeinschaft betreibt sieben Biomärkte und einen Naturkostladen, die von mehr als 140 regionalen Betrieben beliefert werden.
Weitere Verbraucher-Erzeuger-Gemeinschaften mit einem Laden oder mehreren Filialen sind in ganz Deutschland zu finden, zum Beispiel rund um München, in Würzburg, Weimar, Bremen und Lübeck.
Ein Gewinn für alle
Das Besondere an der EVG ist, dass alle Seiten davon profitieren – die Erzeugerbetriebe, Verbraucherinnen und Verbraucher sowie die Natur. Die Verbraucherinnen und Verbraucher, indem sie über die EVG nachhaltig produzierte Lebensmittel zu günstigen Preisen kaufen können – und das von Betrieben aus der Region, die sie bestenfalls sogar kennen. Die Landwirtinnen und Landwirte sowie die Verarbeitungsbetriebe ziehen ihren Gewinn aus den fairen Preisen, die sie für ihre Waren erhalten. Langfristige Abnahmeverträge mit der EVG bieten ihnen Planungssicherheit und animieren viele von ihnen dazu, auch mal mutige Schritte für eine (noch) nachhaltigere Form der Erzeugung und Verarbeitung zu gehen. Die Natur profitiert letztlich davon, dass sie durch eine nachhaltige, ökologische Wirtschaftsweise und kurze Wege weniger belastet wird. So hat die VG Dresden zum Beispiel maßgeblich dazu beigetragen, dass es in der Region wieder Bio-Bauernhöfe gibt.
Gemeinsame Idee mit vielen Namen
Die Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft heißt manchmal auch Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft, Verbraucher-Erzeuger-Gemeinschaft oder Verbrauchergemeinschaft. Bezüglich der Namensgebung gibt es hier also keine klare Linie, was für manchen Menschen etwas verwirrend erscheinen mag. Doch haben alle Kooperativen etwas Wesentliches gemein: die genossenschaftliche Organisation. Das heißt, die Mitglieder sind durch ihren Genossenschaftsanteil an den Läden beteiligt und kaufen dort zu Mitgliederpreisen ein. Und: Die Genossenschaften bringen Menschen zusammen, die sich für regional und ökologisch erzeugte Lebensmittel stark machen. Sie sind damit Orte des sozialen Miteinanders, wo sich Menschen austauschen und gemeinsam aktiv werden können.
Vertrauen und Verbindlichkeit
Die Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft fußt auf gegenseitigem Vertrauen. Um dieses zu festigen, müssen alle Beteiligten Mitglieder in der EVG werden. Auf diese Weise sind alle stimmberechtigt und können sich aktiv in die Gestaltung der EVG einbringen und, falls nötig, Veränderungen bewirken.
Welche Betriebe in eine EVG aufgenommen werden, entscheiden in der Regel alle Mitglieder gemeinsam. Kurze Transportwege sind ein wichtiges Auswahlkriterium. Daher darf ein Bauernhof oder ein Verarbeitungsbetrieb je nach EVG eine gewissen Distanz zum Zentrum, in der Regel eine Stadt oder ein Mitgliederladen, nicht überschreiten. Die meisten Lebensmittelgenossenschaften bevorzugen zudem Erzeugnisse aus ökologischer Landwirtschaft und handwerklicher Verarbeitung. Für die Mitglieder sind die Preise in der Regel günstiger als im herkömmlichen Bio- oder Naturkostladen, dafür zahlen sie aber auch einen monatlichen Beitrag an die EVG. In manchen EVG-Läden können auch Nicht-Mitglieder einkaufen, allerdings zu handelsüblichen Ladenpreisen.
EVG Tagwerk eG.
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Beatrice Rieger, Vorstandsmitglied der TAGWERK eG, schildert im Video die Geschichte und Motivation hinter der Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft. Aus einer 1984 von wenigen Menschen gegründeten Initiative ist ein großes, gut funktionierendes Netzwerk aus Erzeugungs- und Verarbeitungsbetrieben, Großhandel, Biomärkten sowie Verbraucherinnen und Verbrauchern entstanden. Im Zentrum steht heute die Produktmarke TAGWERK für Bio-Lebensmittel aus der Region rund um München. Über eigene Läden, Lieferdienste, Märkte, Direktvermarktung und die Gastronomie gelangen die Produkte an einen wachsenden Kundenkreis. Dabei hilft eine aktive Öffentlichkeitsarbeit inklusive Nutzung der sozialen Medien.
EVG Landwege eG.
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In diesem Video stellt Klaus Lorenzen die Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft LANDWEGE vor. Er stammt vom Bauernhof, ist Agrarwissenschaftler und hat die EVG aufgebaut. Als Geschäftsleiter kümmert er sich um die Kommunikation zwischen allen Beteiligten. Die regionalen Bio-Partner liegen im Schnitt rund 30 Kilometer entfernt und liefern ein Drittel des Sortimentes der fünf beteiligten Bio-Märkte in Lübeck und Bad Schwartau. Es gibt eine eigene Bio-Bäckerei, eine Verarbeitungsküche und einen Lieferservice. Besonders wichtig sind der Genossenschaft Mitbestimmung und persönlicher Austausch. Diese finden im Aufsichtsrat und bei Versammlungen statt sowie bei den vielen Begegnungen in den Läden oder auf gemeinsamen Feiern.
