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krummes Gemüse liegt auf einem Tisch
Julia Icking/Bonn

(BZfE) – Im Supermarkt greifen Verbraucher meist zu makellosen Äpfeln und Bananen ohne braune Flecken. Dahinter steckt vermutlich die Annahme, dass „hässliches“ Obst nicht so gut schmeckt. Meist sind Früchte mit kleinen Schönheitsfehlern aber genauso lecker wie perfekte Exemplare, erklären Wissenschaftler der Universität Kopenhagen.

Emotionen spielen eine wichtige Rolle für unsere Kaufentscheidung. „Wir wählen Lebensmittel aufgrund einer Erwartungshaltung, wie sie schmecken werden, die mit unseren Gefühlen verbunden ist. Wenn wir annehmen, dass eine braune Banane geschmacklich nicht mit einer gelben mithalten kann, entscheiden wir uns für letztere“, erklärt Karin Wendin von der Universität Kopenhagen.

Für die Studie zeigten die Wissenschaftler 130 erwachsenen Probanden Bilder von Äpfeln, die teilweise optische Fehler hatten. Sie bestimmten, welche Einstellung und welche Emotionen sie mit der jeweiligen Frucht verbanden. Die Auswertung der Daten zeigte erwartungsgemäß, dass die wenigsten Teilnehmer bräunlich verfärbte, verformte und schon gar keine beschädigten Äpfel essen wollten.

In einem weiteren Versuch bekamen die Probanden dieselben Bilder von Äpfeln gezeigt und sollten gleichzeitig geschälte, in Scheiben geschnittene Früchte essen. Tatsächlich verkosteten sie aber einen Apfel, der der Norm entsprach. „Wenn die Teilnehmer ein Foto eines hässlichen Apfels sahen und dann einen grünen, perfekt geformten Apfel probierten, blieben sie bei der Überzeugung, dass er nicht gut schmeckte“, erklärt Wendin. Das zeigt nach Ansicht der Autoren, wie sehr die Emotionen unsere Geschmacksempfindung beeinflussen.

Unförmige Kartoffeln, krumme Gurken oder Äpfel mit braunen Flecken landen normalerweise gar nicht im Handel. Doch es findet ein Umdenken statt. Wenn Supermärkte Obst und Gemüse mit optischen Makeln anbieten, sind sie häufig auch zu günstigeren Preisen erhältlich. Damit der Verbraucher solche Ware akzeptiert, ist eine gute Kommunikation notwendig. Wer sich für nicht genormtes Obst und Gemüse entscheidet, verringert die Lebensmittelverschwendung. In der Regel schmecken verfärbte oder seltsam geformte Früchte genauso gut. Wenn ein Apfel beschädigt ist oder eine etwas mehlige Textur hat, kann er noch zum Backen oder für die Saftherstellung verwendet werden.

Um die Kaufentscheidungen von Verbrauchern umfassender zu verstehen, sind an der Universität Kopenhagen weitere Studien geplant. Auch zwischen den Geschlechtern könnte es Unterschiede geben, vermuten die Wissenschaftler im Fachblatt „Food Quality and Preference“.

Für mehr Lebensmittelwertschätzung und weniger Lebensmittelverschwendung setzt sich in Deutschland die bundesweite Strategie Zu gut für die Tonne! ein. Rezepte, was man mit nicht so schönem Gemüse und Obst noch alles kochen und backen kann, gibt es in der Rezeptdatenbank.

Heike Kreutz, www.bzfe.de

Weitere Informationen:

www.science.ku.dk/english/

doi.org/10.1016/j.foodqual.2020.104065

www.bzfe.de/nachhaltiger-konsum/lagern-kochen-essen-teilen/lebensmittelverschwendung/

Unterrichtsmaterial „Was hat mein Essen mit dem Klima zu tun?“, Bestell-Nr. 3659, Preis: 4,50 Euro
www.ble-medienservice.de/3659/was-hat-mein-essen-mit-dem-klima-zu-tun?number=3659

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