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Immer wieder sind Menschen davon überrascht, wenn Pflanzen das tun, was wir uns angeblich immer wünschen, nämlich wachsen. Manchmal habe ich den Eindruck, Motorsägen müssten das am häufigsten verkaufte Gartenwerkzeug sein, weil alle Welt am Bäumefällen ist – wenn nicht gerade das Abholzmaterial für die kommende Generation gepflanzt wird. Mal im Ernst, ich meine, wer zur Geburt des Sohnemanns mit stolzgeschwellter Brust einen Baum in den Boden rammt, geht doch hoffentlich auch davon aus, dass das Ding wächst und gedeiht, andernfalls fände ich die Symbolik doch etwas merkwürdig. Und wenn es dann unbedingt eine Eiche sein musste, weil der Junior ja mal ein mächtiger, mächtiger Stammesführer werden soll – naja, wie so ein Bäumchen später mal aussehen wird, kann man sich ja durchaus mal in der Natur angucken und selbst der Internetshop informiert in der Regel über die zu erwartende Wuchshöhe und -breite.

Schefflerablätter
Singjai / Fotolia.com

Wesentlich mehr Verständnis habe ich diesbezüglich beim Thema Zimmerpflanzen. Die stammen in der Regel nicht aus unseren Breiten, man kann sie also weder mal eben anschauen gehen, noch wird man sie vermutlich durch die Suchmaschine jagen, einfach, weil man nicht erwartet, dass es sich dabei um... ja, um was eigentlich handelt? Bei Palmen oder optisch an Palmen erinnernden Gewächsen kommt man vielleicht noch auf die Idee, dass die in freier Wildbahn durchaus deutlich größer könnten. Aber so eine grazile Schefflera oder diesen knuffigen Gummibaum (Ficus elastica)? Würde man schätzungsweise für eine Staude oder einen Kleinstrauch halten, wenn man denn darüber nachdächte.

Tut man in der Regel aber immer erst dann, wenn die Pflanze plötzlich ein, wie man selbst findet, völlig atypisches Verhalten zeigt. Wenn das Fensterblatt (Monstera) schon in dreifacher Stärke über den Moosgummistab gelegt wurde und immer noch wächst. Wenn die Schefflera quasi über Nacht die Zimmerdecke erreicht hat und, nachdem sie sich noch einen guten Meter dort entlanggequält hat, nächtens mit einem satten Krachen auf den Flachbildschirm kippt. Wenn der Gummibaum, dessen schlanke, unverzweigte Gestalt anfangs so praktisch erschien, als noch immer unverzweigte zwei Meter Variante doch irgendwie bizarr anmutet. Oder wenn sich der einstmals so schön kompakte Weihnachtsstern (so er denn das neue Jahr noch erlebt hat) mit einem mal zu recken und zu strecken beginnt, und obendrein noch die unteren Blätter abwirft, sodass er alsbald gar nicht mehr elegant, sondern vielmehr buschig-knorrig wirkt.

Was tun?

Fall 1: Monstera. Umziehen, am besten in einen Leuchtturm, denn die Monstera ist nun mal eine starkwachsende Kletterpflanze und würde sich, wenn die Zimmerwände rau genug wären, am allerliebsten direkt daran emporhangeln, hoch und höher und noch höher... Wer das nicht will, freut sich am besten über das üppige Grün und greift gelegentlich eben doch mal zur Schere.

Fall 2: Schefflera und Gummibaum. Stutzen, und zwar nicht erst bei zwei Meter Länge, sondern so früh wie möglich. Denn wenn ihr schon bei den jungen Pflanzen die Schere ansetzt, und zwar relativ weit unten, verzweigen sich eure Liebling so richtig schön und aus einem langweiligen grünen Metermaß wird ein eindrucksvoller Strauch. Praktischerweise könnt ihr das oben Abgeschnippelte direkt wieder zum Bewurzeln in eine Vase stellen und nach ein paar Wochen einpflanzen. So langsam scheinen aber auch die Produktionsbetriebe auf den Trichter gekommen zu sein, dass buschig einfach netter aussieht als kerzengerade, und bieten grüppchenweise gepflanzte oder ältere gut verzweigte Exemplare an – schweineteuer, aber schöööön...

Fall 3: Weihnachtsstern. Vergesst es! Dass sich der Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima) überhaupt je zu seiner gedrungenen Form überreden ließ, liegt an sogenannten Stauchemitteln, mit denen er während der Produktion behandelt wurde. Lässt die Wirkung nach, strebt er seine persönliche Idealform an, und die sieht weder einen kompakten Wuchs vor, noch viele Blätter – vernünftigerweise, denn in seiner Heimat würde ihn das viel zu viel Wasser und damit möglicherweise das Leben kosten. Also entweder mit dem knorrigen, aber doch liebenswerten Gesellen anfreunden, oder im nächsten Winter eine neue Affäre eingehen.


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