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verschiedene gelbe Preisschilder
AdobeStock/Dirk Schumann

(BZfE) – Ein Pfund Brot für eins fünfzig, rund fünf Euro für eine Kilopackung Schweine-Kotelett und selbst in Bio-Qualität steht die Milch für kaum mehr als einen Euro pro Liter im Verkaufsregal. Es ist nur wenig Lebensmittelwissen nötig, um sich klar zu machen, dass die Ladenpreise für Grundnahrungsmittel trügerisch günstig sind. Aus Sicht der Nachhaltigkeitsforschung oft viel zu günstig.

Denn Umweltkosten, Klimabelastungen, Subventionen unrentabel gestalteter Wirtschaftsformen und unfaire Arbeitsbedingungen zeigen sich nicht auf dem Preisschild. Sie werden aber dennoch von uns Allen und vor allem von künftigen Generationen getragen werden müssen. Für das Ziel, unser Ernährungssystem weltweit nachhaltig zu gestalten, spielen die Erzeugerpreise und damit auch die Ladenpreise eine Schlüsselrolle, so ein Fazit der Tagung „Hunger auf nachhaltiges Essen weltweit“, die von Germanwatch und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. Anfang Dezember 2019 in Berlin veranstaltet wurde. Doch wie gelingt es, dass möglichst viele Verbraucher höhere Lebensmittelpreise nicht nur in der Theorie befürworten, sondern auch tatsächlich zahlen?

Ein Kernproblem dabei ist: Einzelpersonen stehen globalen Aufgaben wie dem Ziel eines nachhaltigen Ernährungssystems oftmals scheinbar ohnmächtig und überfordert gegenüber. Da fällt es leicht, die eigene Verantwortung abzuschieben, frei nach dem Motto „was hilft es schon, wenn nur ich bewusst einkaufe“. Es fehlt das Gefühl der Selbstwirksamkeit.

Helfen können zum Beispiel Mitmach-Aktionen. Auf Bauernhoffahrten etwa können Kinder und Jugendliche wertvolle praktische Einblicke in die Lebensmittelerzeugung gewinnen, die für viele von ihnen heute nicht (mehr) möglich sind. Außerdem stärken Mitmachangebote die Gemeinschaft. Baum-Pflanz-Aktionen oder Koch-Events geben Menschen das Gefühl gemeinsam etwas ins Rollen bringen zu können. Und fast schon nebenbei nimmt jeder Einzelne bei solchen Gemeinschaftsaktionen Wissen mit, das sein Alltagshandeln verändern kann. Etwa beim alltäglichen Einkauf, vorausgesetzt, der Mehrwert eines Produktes für die Umwelt oder für das Tierwohl ist auch erkennbar.

Positiv kam auf der Tagung wiederholt die Haltungskennzeichnung von Eiern zur Sprache: Seit gut fünfzehn Jahren gibt ein einfacher Zifferncode von 0, 1, 2 oder 3 eine EU-weit gesetzlich verbindliche klare Antwort auf die Frage, aus welcher Haltungsform frische Eier stammen. Mit der Kennzeichnungspflicht hat sich der Kauf von frischen Eiern in Deutschland grundlegend gewandelt: Trugen 2008 noch rund 60 Prozent der deutschen Eier die Ziffer „3“ und stammten somit von Legehennen in Käfig- beziehungsweise Kleingruppenhaltung, liegt ihr Anteil heute nur noch bei rund 1 Prozent.

Nur billig scheint also nicht immer das leitende Motiv beim Lebensmitteleinkauf zu sein. Sind die Bedingungen zur Erzeugung transparent und einfach nachvollziehbar, kann das die Zahlungsbereitschaft in der Bevölkerung also durchaus fördern.

Dr. Christina Rempe, www.bzfe.de

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