(BZfE) – In der medizinischen Ausbildung sind häufig nur einige Unterrichtsstunden für das Thema Ernährung vorgesehen. Dabei hat das tägliche Essen und Trinken einen vielschichtigen Einfluss auf zahlreiche chronische Erkrankungen wie Herzkrankheiten und Typ-2-Diabetes. Studien untermauern, wie wichtig ein umfassendes Ernährungswissen für zukünftige Ärzte und Ärztinnen, aber auch andere Fachkräfte des Gesundheitswesens ist.
Daher haben Forschende der Aston University in Birmingham gemeinsam mit anderen Universitäten unter Leitung der Association of Nutrition (AfN) für das Vereinigte Königreich ein Ernährungscurriculum entwickelt. Es kann im Grundstudium der Medizin eingeführt werden, wobei sich die Module auch für andere Studiengänge im Gesundheitsbereich eignen sollen.
Eine ungesunde Ernährungsweise hat einen direkten oder indirekten Einfluss auf die menschliche Gesundheit und ist daher ein beeinflussbarer Risikofaktor für viele Erkrankungen und Gesundheitsprobleme, von Fettleibigkeit bis Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und verschiedene Krebsarten. Krankheitsbedingte Mangelernährung kann den Zustand der Betroffenen zusätzlich verschlechtern. Das ärztliche Fachpersonal spielt dabei eine Schlüsselrolle. Dafür braucht es ein fundiertes Wissen.
Aber wie kann Ernährungsbildung in einen ohnehin schon komplexen und anspruchsvollen Lehrplan integriert werden? Dafür sind möglicherweise neue integrative Ansätze erforderlich. Ärzte und Ärztinnen müssen keine Ernährungswissenschaftler sein, betonen die Forschenden im British Journal of Nutrition. Aber sie können eine entscheidende Rolle bei der Verringerung der gesundheitlichen Auswirkungen von Fehl- und Mangelernährung spielen, selbst beraten oder an speziell geschulte Fachkräfte vermitteln. Es braucht einen ganzheitlichen Blick, steht im Curriculum. So sei die Ernährung zum Beispiel auch ein wichtiger Aspekt bei der Verschreibung von Medikamenten, um evnetuell mögliche Wechselwirkungen mit Nährstoffen zu vermeiden.
Auch in Deutschland wird das Thema diskutiert. So fordert die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmed) eine Stärkung der Ernährungsbildung im Medizinstudium. Es gäbe noch große Lücken, auch wenn Neuauflagen von Lernzielkatalogen dem Themengebiet einen höheren Stellenwert geben. Es werden praktische Übungs- und Prüfungsformate befürwortet, ist in einem Positionspapier zu lesen. In Teams könnte man anhand von Fallbeispielen die Kompetenzen der unterschiedlichen beteiligten Berufsgruppen aus den Bereichen Pflege, Diätetik und Medizin kennenlernen und Kommunikation für die spätere Praxis üben.
Heike Kreutz, www.bzfe.de
Weitere Informationen:
British Journal of Nutrition (BJN) https://doi.org/10.1017/S0007114522001635
Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd), Positionspapier „Ernährung und Gesundheit) vom 19. Juli 2021: https://www.bvmd.de/unsere-arbeit/interessenvertretung/positionspapiere/unsere-positionen-chronologisch/
Risikofaktor Mangelernährung: https://www.bzfe.de/ernaehrung/ernaehrungswissen/gesundheit/risikofaktor-mangelernaehrung/
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