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Der Lebensmitteleinkauf bietet Chancen, das eigene Leben nachhaltiger zu gestalten. Könnten Lieferdienste einen nachhaltigen Einkauf erleichtern und die Ernährungstransformation unterstützen?

Strassi / stock.adobe.com

Diese Frage untersucht die Verbraucher Initiative e. V. (Bundesverband) in einem noch laufenden Forschungsprojekt. Fokussiert auf Lebensmittel-Lieferdienste mit klassischem Supermarktsortiment ließ sie 189 Personen aktuelle Angebote bewerten. Darüber hinaus führte sie Stakeholder-Interviews, in denen sie die individuellen Erfahrungen und Erwartungen der Branche ermittelte. Aus dieser Bestandsaufnahme will sie politische Empfehlungen ableiten, wie sich etwaige Potenziale von Lieferdiensten in punkto Nachhaltigkeit unterstützen lassen. Vorläufige Projektergebnisse wurden in einer Onlineveranstaltung Anfang Februar 2023 einem ausgewählten Fachpublikum zur Diskussion gestellt. Ein abschließender Projektbericht soll im Frühsommer 2023 erscheinen.

Herausforderungen

Wichtiges Ergebnis des Fachaustauschs: Lebensmittel-Lieferdienste können auf vielfältige Weise zu einem nachhaltigen Einkauf beitragen, bleiben jedoch gegenwärtig noch hinter ihren Möglichkeiten zurück. Und nur wenige Menschen glauben bislang, dass ihnen Lieferdienste beim nachhaltigen Einkauf eine Hilfe sein könnten: Dreiviertel der Befragten schätzten das Angebot als weniger nachhaltig ein als das im stationären Handel. Ihre Meinung stützten sie nach den Umfrageergebnissen vor allem auf drei Aspekte:

  • steigende Emissionen aufgrund des Lieferverkehrs,
  • mehr Verpackungsmüll,
  • Medienberichte über prekäre Arbeitsbedingungen.

Die im Projekt ermittelte Sicht der Branche lässt derweil erkennen, dass viele Lieferdienste das Thema Nachhaltigkeit durchaus umtreibt. Ihre Erfahrungsberichte verdeutlichen jedoch auch, dass die Rahmenbedingungen für tatsächlich nachhaltige Lieferdienstleistungen verbesserungsfähig sind. So etwa setzen viele Unternehmen auf E-Fahrzeuge, um CO2-Emissionen einzusparen. Allerdings lasse sich die bestehende Nachfrage nach E-Fahrzeugen gegenwärtig nicht decken, wie ein Unternehmen äußerte.

Am Beispiel des Online-Supermarkts flaschenpost.de berichtete Nachhaltigkeitsmanagerin Nina Blankenhagen, dass die Nutzung von E-Fahrzeugen den größten Einfluss auf die Reduktion von Emissionen habe. Parallel arbeite das Unternehmen beständig an einer ausgefeilten, digital unterstützten Routenplanung. Über ausgewiesene „grüne Lieferfenster“ wolle es künftig Bestellungen bündeln und so die Transporteffizienz weiter steigern. Ansätze wie diese zielen auch auf eine Entlastung des Straßenverkehrs ab. Ob das aber tatsächlich erfolgversprechend sei, schätzte Prof. Dr. Stefan Rock von der Technischen Hochschule Ingolstadt als fraglich ein, vor allem, wenn Lieferdienste kein Vollsortiment bieten. Dann könnten ergänzende Privatfahrten mit dem Auto den Verkehr sogar erhöhen. Dieses Beispiel verdeutlicht, wie entscheidend das Individualverhalten bleibt – und wie wichtig ein ganzheitlicher Ansatz für die Transformation des Ernährungssystems ist.

Potenziale

Einen nachhaltigen Lebensmitteleinkauf fördern könnten Lebensmittel-Lieferdienst aber durchaus, etwa indem Pfandflaschenrücknahmen automatisiert und einheitliche Pfandsysteme etabliert würden, um Transportverpackungen zu vermeiden. Noëmi Sander von der Verbraucher Initiative e. V. berichtete über vielversprechende Ansätze aus Norwegen, darunter über den „Klima-Bon“: Dieser Kassenbon weist nicht allein den Preis, sondern auch den CO2-Fußabdruck des jeweiligen Einkaufs aus. Das schafft Transparenz über das eigene nachhaltige Handeln. Zudem ermöglichen digitale Bestellmasken eine unkomplizierte und vielseitige Kundenkommunikation, die gleichzeitig individualisierbar ist: So können Filter- und Suchfunktionen die Auffindbarkeit nachhaltiger Produkte erleichtern. Weiterführende Produktinformationen, etwa zum sozialen Engagement der Hersteller oder ihrer CO2-Bilanz können – anders als im stationären Handel – in nahezu beliebiger Tiefe angeboten werden. Der in Onlinemedien nahezu unbegrenzte Platz für Informationen lässt sich auch für Nachhaltigkeitstipps nutzen. Das kann zum Beispiel den Absatz von Obst und Gemüse deutlich erhöhen, wusste Sander aus Norwegen zu berichten. Dort verknüpft ein Lieferdienst auf seiner Website sogenannte CO2-Rezepte mit seinem Angebot, also Kochideen, die aufgrund ihrer Zutatenwahl oder Zubereitungsweise besonders klimafreundlich sind.

Der Artikel ist erschienen in der Ernährung im Fokus Frühlingsausgabe 01 2023.

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