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In Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften nehmen Verbraucher den Lebensmittelhandel selbst in die Hand. Sie schließen sich dafür mit Erzeugern und Verarbeitern von Lebensmitteln zusammen.

Gebäude der Verbrauchergemeinschaft in Dresden-Neustadt
Thomas Gietzelt
  • Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften sind genossenschaftliche Organisationen, bei denen Verbraucher nachhaltig produzierte und verarbeitete Lebensmittel zu günstigen Preisen erhalten.
  • Die Mitglieder der Genossenschaft sind Mitbesitzer der Läden und kaufen dort zu Mitgliederpreisen ein.
  • Wir erklären das Prinzip der Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften und erläutern, warum sie auch ein Gewinn für die Erzeuger sind.

Kooperatives Wirtschaften ist möglich. Das demonstrieren Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften (EVG) seit über 30 Jahren. Aus so manch kleiner Protestbewegung sind heute respektable Unternehmungen erwachsen (siehe Infokasten). Eine davon ist zum Beispiel die Verbrauchergemeinschaft (VG) Dresden. Gegründet wurde die sie 1991, mit 20 Mitgliedern und einem provisorischen Laden in einer Mietwohnung. Heute zählt die VG Dresden zu den größten in Deutschland, mit 10.000 aktiven Mitgliedern und rund 80 regionalen Zulieferbetrieben – darunter Bauern, Gärtner, Imker, Bäckereien, Metzgereien und Mühlen. Die mit einem eigenen VG-Logo gekennzeichneten Produkte sind in mittlerweile sechs Mitgliederläden im Großraum Dresden zu kaufen.

Ein Gewinn für alle

Das Besondere an der EVG ist, dass alle Seiten davon profitieren – die Erzeuger, die Verbraucher und die Natur. Die Verbraucher, indem sie über die EVG garantiert nachhaltig produzierte und verarbeitete Lebensmittel zu günstigen Preisen erhalten – und das alles von Betrieben aus der Region, die sie bestenfalls sogar kennen. Die Betriebe ziehen ihren Gewinn aus den fairen und kostendeckenden Preisen, die sie für Ihre Waren erhalten. Langfristige Abnahmeverträge mit der EVG bieten ihnen Planungssicherheit und animieren viele Betriebe dazu, auch mal mutige Schritte für eine (noch) nachhaltigere Form der Erzeugung und Verarbeitung zu gehen. Die Natur profitiert letztlich davon, dass sie durch eine nachhaltige, ökologische Wirtschaftsweise und kurze Wege weniger belastet wird. So hat die VG Dresden zum Beispiel maßgeblich dazu beigetragen, dass es in der Region wieder Biobauern gibt.

Gemeinsame Idee mit vielen Namen

Die Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft (EVG) heißt manchmal auch Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft (z. B. Bremer Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft e. G.), Verbraucher-Erzeuger-Gemeinschaft (z. B. Verbraucher-Erzeuger-Gemeinschaft Würzburg) oder Verbrauchergemeinschaft (z. B. VG Dresden). Namentlich gibt es hier also keine klare Linie, was für manchen etwas verwirrend erscheinen mag.

Doch sie haben alle etwas Wesentliches gemein: die genossenschaftliche Organisation. Das heißt, die Mitglieder der Genossenschaft sind durch ihren Genossenschaftsanteil Mitbesitzer der Mitgliederläden und kaufen dort zu Mitgliederpreisen ein. Und: diese Initiativen bringen Menschen zusammen, die sich für regional und ökologisch erzeugte Lebensmittel interessieren. Sie sind damit Orte des sozialen Miteinanders, wo sich Menschen austauschen und gemeinsam aktiv werden können.

# BZfE-Forum „Essen wird anders – Ernährung und die planetaren Grenzen“

Klaus Lorenzen stellte in seinem Workshop auf dem 4. BZfE-Forum „Essen wird anders – Ernährung und die planetaren Grenzen.“ die Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft LANDWEGE vor. Sie bringt Bauernhöfe, Verarbeitung, Handel und Verbraucher*innen zusammen und regionale Bio-Lebensmittel in die Stadt.

Weitere Videos und interessanten Input vom 4. BZfE-Forum finden Sie auf der Seite Ernährung und die planetaren Grenzen.

Vertrauen ist wichtig

Ein System wie die EVG fußt auf dem gegenseitigen Vertrauen zwischen Verbrauchern und Erzeugern. Um dies zu festigen muss daher jeder, der daran teilhaben möchte, Mitglied in der EVG werden. Auf diese Weise erhält man eine Stimme und kann sich aktiv in die Gestaltung der EVG einbringen und, falls nötig, Veränderungen bewirken.

Regeln für Erzeuger

Welche Erzeuger und verarbeitenden Betriebe in eine EVG aufgenommen werden, entscheidet die EVG in der Regel gemeinsam. Kurze Transportwege sind ein wichtiges Auswahlkriterium. Daher darf ein Betrieb je nach EVG eine gewissen Distanz zum Zentrum, in der Regel eine Stadt oder ein Mitgliederladen, nicht überschreiten. Die meisten EVGen bevorzugen zudem Erzeugnisse aus ökologischer Landwirtschaft und handwerklicher Verarbeitung. Daher sollten die Betriebe entsprechend zertifiziert sein.

Einkaufen im Mitgliederladen

Verkauft werden die Produkte der EVGen meist in so genannten Mitgliederläden. Das sind Geschäfte oder Warenlager, in denen meist nur Mitglieder einkaufen können. Die Preise sind in der Regel günstiger als im herkömmlichen Bio- oder Naturkostladen, dafür zahlen die Mitglieder aber auch einen monatlichen Beitrag an die EVG. In manchen EVG-Läden können auch Nicht-Mitglieder einkaufen. Sie zahlen allerdings nicht die vergünstigten Mitgliederpreise, sondern handelsübliche Ladenpreise.

Weitere Informationen zu Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften

Gibt es in EVGen alles zu kaufen, was es in einem Bioladen auch gibt?

In vielen EVG-Mitgliederläden findet man ein ähnliches Sortiment vor wie in einem Bio- oder Naturkostladen – manchmal allerdings etwas weniger vielseitig. Die Vielfalt ist immer wieder ein Diskussionsthema unter den Mitgliedern. Kleinere EVGen gestalten ihr Sortiment sehr individuell nach den Wünschen der Mitglieder. Je größer die Genossenschaft wird, umso größer wird in der Regel auch die Produktvielfalt.

Gibt es auch Produkte, die nicht aus der Region kommen?

Der überwiegende Teil der Produkte stammt aus der Region, denn darum geht es ja in der EVG. Man möchte die regionale Lebensmittelerzeugung und -verarbeitung fördern. Um den Mitgliedern jedoch ein umfangreiches Sortiment bieten zu können, wie man es in Bioläden vorfindet, werden in vielen EVG-Läden mittlerweile auch Produkte zugekauft. Dies war in den Anfängen der EVG-Bewegung noch anders.

Gibt es auch Non-Food-Produkte wie Kosmetika oder Waschmittel?

Ja. Viele Mitgliederläden führen heute auch Non-Food-Produkte, vorzugsweise solche, die aus der Region stammen. Da dies jedoch nicht immer möglich ist, wird hier auch überregional  zugekauft. Man achtet in der Regel jedoch darauf, dass diese Produkte gewisse Standards erfüllen, z. B. nach ökologisch-nachhaltigen Kriterien hergestellt und/oder fair gehandelt wurden.

Muss man als EVG-Mitglied mitarbeiten?

In den meisten EVGen ist eine Mitarbeit nicht verpflichtend, man freut sich jedoch über jedes ehrenamtliche Engagement. In einigen EVGen ist es möglich, über Arbeitsdienste, zum Beispiel im Laden, den Mitgliedsbeitrag zu senken oder günstiger einzukaufen.

Wo ist der Unterschied zwischen einer EVG und einer Foodcoop?

Eine klare Abgrenzung zwischen EVG und Foodcoop gibt es nicht. Es gibt auch Foodcoops, die Mitgliederläden unterhalten und den Kauf regional und ökologisch hergestellter Lebensmittel präferieren. Der Schwerpunkt einer Foodcoop liegt aber in der Regel doch eher auf dem gemeinschaftlichen Einkaufen von Lebensmitteln zu einem günstigen Preis. Üblich ist auch ehrenamtliche Mitarbeit beim Bestellen oder Sortieren der Ware.

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