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(BZfE) – Ende November 2022 will die EU-Kommission ihren Vorschlag für den „Product Environmental Footprint“ (PEF) vorlegen. Er soll die Umweltauswirkungen von Handelswaren messen und könnte der Rahmen für die neue Kennzeichnungspolitik werden. Die Bio-Branche hält den PEF für ungeeignet, das komplexe Nachhaltigkeitsgeflecht zu bewerten und zieht den „Planet Score“ vor.

Beide Siegel basieren zunächst auf einer Lebenszyklus-Analyse eines Produktes. Der Planet Score ist aber deutlich umfassender und ergänzt diese um weitere Kriterien. Dazu gehören unter anderem die Auswirkungen von Pestiziden auf die biologische Vielfalt und die menschliche Gesundheit, die Auswirkungen auf das Tierwohl und die Berücksichtigung der planetaren Grenzen.

Die Menge an Nachhaltigkeitssiegeln und -labeln ist auch jetzt schon groß. Produkte und Produktionsweisen werden damit als besonders umweltfreundlich dargestellt und vermarktet. Ob zurecht ist immer wieder fraglich. Was können solche Label bisher?

Kompensationslabel versprechen „Klimaneutralität“, indem Klimagas-Emissionen kompensiert werden. Reduktionslabel weisen eine Verminderung von CO2 im Vergleich aus – im Hinblick auf ein früheres Produkt oder eines Konkurrenzproduktes. Best-in-Class-Label kennzeichnen ebenfalls Waren, die im Vergleich als besonders klimafreundlich gelten sollen. Und schließlich legen viele CO2-Label schlicht Treibhausgasemissionen in absoluten Werten dar … das einzuordnen, setzt schon ein gewisses Expertentum voraus.

Ob ich ein Produkt aus klimafreundlicher Landwirtschaft kaufe, erfahre ich so jedenfalls nicht unbedingt. Auch der neue EU-Vorschlag schließt das Risiko nicht aus, dass klimafreundlich wirtschaftende Landwirte in Deutschland kaum profitieren – oder sogar Wettbewerbsnachteile haben können. Hier ein Beispiel: Wenn man nur die CO2-Last eines Produkts bewertet, dann hätte der konventionell hergestellte Apfel aus Neuseeland im Frühjahr einen Wettbewerbsvorteil gegenüber dem regionalen Apfel. Denn der Transport eines neuseeländischen Apfels verursacht dann weniger Emissionen als die Lagerung heimischer Bio-Äpfel unter Schutz-Gas.

Aber wie sollen nachhaltig wirtschaftende deutsche Obsterzeuger denn ab dem Frühjahr ihre Äpfel aus dem Lager absetzen, wenn Verbraucher zu neuseeländischen Äpfel greifen, weil ein neues Label ja diese Empfehlung gibt? Wie sichern wir dann die regionale Versorgung, die mühsam aufgebaut wird – und die in der derzeitigen Krise ohnehin schwer zu kämpfen hat, weil Handelspartner gerne mitunter ganz spontan zur billigen Auslandsware greifen? Warum sollten Äpfel aus dem Ausland durch ein Label einen Wettbewerbsvorteil gegenüber heimischen aus nachhaltiger Erzeugung erhalten?

Ein Klimalabel der EU wird trotz allem kommen. An umfassenden und aussagefähigen Kriterien sollte jedoch noch weiter gearbeitet werden.

Britta Klein, www.bzfe.de

Weitere Informationen:

https://www.oekolandbau.de/handel/unternehmensfuehrung/nachhaltig-wirtschaften/nachhaltigkeitslabel-fuer-den-handel-eco-score-und-planet-score-unter-der-lupe/

(Bildquelle: pixabay)

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