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Familie am Esstisch
Monkey Business / stock.adobe.com

(BZfE) – Die Portionsgrößen von verpackten Lebensmitteln ebenso wie im Speisenangebot des Außer-Haus-Konsums sind im Lauf der Jahre kontinuierlich gestiegen. Das beeinflusst die Energieaufnahme maßgeblich und könnte ein Faktor für die Zunahme von Übergewicht und Adipositas sein. Mitte Mai 2023 fand in Wien die Tagung des „Vereins zur Förderung von Ernährungsinformation – forum.ernaehrung heute“ statt, um das Bewusstsein für die Relevanz von Portionsgrößen zu schärfen und zur Diskussion über Portionsnormen anzuregen.

Elisabeth Sperr, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei forum.ernaehrung heute, stellte fest, dass die Definitionen einer Portion weltweit und selbst innerhalb Europas sehr variabel sind: Sie reichen beispielsweise von einem „cup“ oder „serving“ in den USA über das „Handmaß“ des Bundeszentrums für Ernährung in Deutschland bis zu genauen Angaben in Gramm, Millilitern oder Löffeln in der Schweiz. Entsprechende nationale Empfehlungen zur Lebensmittelaufnahme sind häufig in Form von Pyramiden, Kreisen oder Tellern visualisiert und weisen in der Regel einen qualitativen empfehlenswerten Orientierungsrahmen aus. Dabei stehen die Empfehlungen allerdings oft im Gegensatz zum gelebten Alltag.

Dr. Manuel Schätzer, Universitäts-Lektor und Bundeskoordinator bei „SIPCAN - Servicestelle für Gesundheitsförderung an Österreichs Schulen“, demonstrierte eindrucksvoll, wie sich die Portionsgrößen von 1977 bis 2006 entwickelt haben. Durchschnittlich lieferte eine Portion Softdrink, Pizza oder Burger 2006 gut 300 Kilokalorien mehr als noch 20 Jahre zuvor. Er verwies auf den bekannten Portionsgrößeneffekt, demzufolge Personen umso mehr essen, je größer die Portion auf ihrem Teller ist. Gleichzeitig sind Studienergebnisse zum Zusammenhang zwischen Portionsgrößen und Gewichtszu- oder -abnahme im Zeitverlauf uneinheitlich. Nachgewiesen ist Schätzer zufolge jedoch, dass langsames Essen kleinerer Portionen die Pfunde purzeln lässt. Darüber hinaus empfahl er, Ernährungspyramiden mit Lebensmittelempfehlungen umzudrehen und auf die Spitze zu stellen: In der allgemeinen Wahrnehmung liege „oben“ das Erstrebenswerte – gerade nicht Snacks und Schokolade, sondern Gemüse und Obst sowie reichlich Wasser als Getränk.

Den Einfluss der Portionsgröße auf Sättigung und langfristige Gewichtszunahme untersuchte Prof. Dr. Klaus Dürrschmidt von der Universität für Bodenkultur in Wien. Hier spielen Faktoren wie Verfügbarkeit, Appetit, Kontext (z. B. Ambiente, Akustik oder Geschirr), erwartete Sattheit, erwartete Sensorik oder der Beitrag des Gerichts zur eigenen Gesundheit eine wichtige Rolle für die gewählte Größe der Portion. Das Gefühl, satt zu sein, ist Studien zufolge außer durch physiologische Signale - wie die Magendehnung - offenbar auch kognitiv gesteuert. Dürrschmidt empfahl, Gerichte so zu gestalten, dass sie energiedicht wirken, es aber nicht sind.

Prof. Dr. Christoph Klotter von der Hochschule Fulda betrachtete die Portionsgröße von der psychologischen Seite. Er erinnerte daran, dass der Mensch evolutionsgeschichtlich auf große Portionen „geeicht“ ist und diese deshalb kleinen Portionen vorzieht. In Zeiten wiederkehrender Hungerperioden ging es schlicht darum, so viel zu essen wie möglich, so lange Nahrung verfügbar war. Diese genetische Programmierung wirkt Klotter zufolge auch heute noch und muss individuell gesteuert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, gilt es, eine „lustvolle Selbstregulation“ zu erlernen, deren Maß die eigene Befindlichkeit ist. Mit dieser persönlichen Ausrichtung spielt eine vorgegebene Portionsgröße tendenziell keine große Rolle mehr. Hier gilt es allerdings, Portionsgrößen dem eigenen Bedürfnis entsprechend zu wählen und Tellerverluste zu minimieren, um Umwelt und Klima zu schonen.

Dr. Birgit Jähnig, www.bzfe.de

Weitere Informationen:

Ernährungspyramide und Portionsgröße

https://www.bzfe.de/ernaehrung/ernaehrungsberatung/die-ernaehrungspyramide-in-der-beratung/hintergruende/

https://www.bzfe.de/ernaehrung/die-ernaehrungspyramide/die-ernaehrungspyramide-eine-fuer-alle/ernaehrungspyramide-wie-gross-ist-eine-portion/

https://www.bzfe.de/ernaehrung/ernaehrungskommunikation/menschen-verstehen-und-staerken/intuitiv-essen-oder-nach-ernaehrungsregeln/

Beratungsmaterial „Bewusst und achtsam“

https://www.ble-medienservice.de/0531-1-dl-essen-trinken-bewusst-achtsam.html

https://www.ble-medienservice.de/1689-1-dl-essen-trinken-bewusst-achtsam.html

Fachzeitschrift Ernährung im Fokus – Sonderhefte 1_2022 und 2_2022

https://www.ble-medienservice.de/catalogsearch/result/?q=5285

https://www.ble-medienservice.de/catalogsearch/result/?q=5286

(Bildquelle: Monkey Business / stock.adobe.com)

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