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Hühner auf einer Wiese
AdobeStock, Martin

(BZfE) – Umweltschäden verringern und ökologischen Nutzen fördern – das ist die Zukunftsaufgabe der Land- und Ernährungswirtschaft. Denn 60 bis 70 Prozent der Lebensmittel in Deutschland werden so produziert, dass sie die planetaren Grenzen überschreiten, so die Modellierungen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Doch wie kommen wir heraus aus dieser Falle? „Es wird falsch gerechnet“, sagte Dr. Jenny Lay-Kumar, die Gründerin der Regionalwert Research gGmbH, im Rahmen eines Lunchtalks des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) zum Thema „Ernährungstransformation“. „Die aktuellen Preise und die aktuelle Betriebswirtschaft spiegeln die Realität nicht vollständig wider. Nachhaltigkeitsleistungen und Schäden werden nicht eingerechnet.“

Zu den wichtigsten Hebeln der Veränderung gehört daher die Besteuerung von Allgemeingütern wie Wasser, Land, Mineralien oder Atmosphäre. Dies ist eine der großen Kehrtwenden, die im neuen Bericht „Earth for All“ (Erde für Alle) an den Club of Rome beschrieben werden. Denn wenn wir weitermachen wie bisher, dann werden wir unsere Lebensgrundlagen weiter überlasten und Schäden wie Dürren, Überschwemmungen, Wassermangel, aber auch soziale Ungleichheit werden weiter zunehmen. Gleichzeitig müssen wir die Leistungen und Praktiken fördern, die unsere Erde erhalten und regenerieren. Denn diese Nachhaltigkeitsleistungen werden bislang zu wenig honoriert. Ein Grund dafür: Es ist nicht ganz einfach, Leistungen zu messen, die Betriebe für die Umwelt, die Gesellschaft oder die Region erbringen. Doch das ändert sich derzeit.

Mit der Regionalwert-Leistungsrechnung haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Fachleute aus der Praxis ein Instrument entwickelt, das mit Hilfe von Betriebsdaten die Nachhaltigkeitsleistungen von landwirtschaftlichen Betrieben erfasst. Über 300 Indikatoren werden von dem Online-Analysetool erfasst, das Betriebsleiter und Betriebsleiterinnen selbst ausfüllen können, erläuterte Lay-Kumar.

Im Frühjahr 2023 endete auch das Forschungsprojekt RegioSöl. Dabei wurde die Regionalwert-Leistungsrechnung drei Jahre lang auf 60 landwirtschaftlichen Betrieben in Nordrhein-Westfalen und Nordhessen erprobt und weiterentwickelt. Die Förderung erfolgte durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau (BÖL). Die Ergebnisse sind beeindruckend: Ein großer Demeterhof im Kölner Umland beispielsweise erbringt jedes Jahr über 300.000 Euro ökologischen und sozialen Mehrwert für Umwelt und Gesellschaft. Diese Werte tauchen bisher in keiner Bilanz auf. „Hier konnte eindrucksvoll belegt werden, wie die Gemein- und Umweltleistungen einfach erfasst und ausgewiesen werden können“, sagte Dr. Karl Kempkens, Leiter des Referates ökologische Lebensmittelwirtschaft im BMEL, auf der RegioSöl-Abschlusstagung im März 2023 in Frankfurt. „Das BMEL setzt sich für eine Honorierung von Umwelt- und Gemeinwohlleistungen in der Land- und Ernährungswirtschaft ein. Dafür fördert es Projekte, die eine Aufnahme von ökologischen und sozialen Werten in bestehende Rechnungsstandards entwickeln.“

Im Beitrag „Die Regionalwert-Leistungsrechnung – Hebel zur Transformation der Land- und Ernährungswirtschaft“ finden Sie weitere Informationen sowie den Vortrag von Dr. Jenny Lay-Kumar, der im Rahmen des BZfE-Lunchtalks „Ernährungstransformation“ aufgezeichnet wurde.

Dr. Gesa Maschkowski, www.bzfe.de

Weitere Informationen:

Earth4All, der neue Bericht an den Club of Rome, 50 Jahre nach „Die Grenzen des Wachstums“: https://earth4all.life/

Informationen zur Regionalwert-Leistungsrechnung auf der Internetseite der Regionalwert Leistungen GmbH: https://www.regionalwert-leistungen.de/leistungsrechnung/

Regiosöl, Projektergebnisse und weiterführende Informationen auf der Website des Instituts für Ländliche Strukturforschung e. V. (ILS): https://www.ifls.de/referenzen/regiosoel/

(Bildquelle: AdobeStock, Martin)

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