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Einkauf im Supermarkt

(BZfE) – Grelles Licht, Musik und Werbedurchsagen, lautes Piepsen an der Kasse – das ist für Menschen mit sensibler Wahrnehmung eine Reizüberflutung und kann eine psychische Überforderung auslösen. Einige Supermärkte bieten für reizempfindliche Menschen eine „stille Stunde“ an, in der sie ohne Musik und bei gedimmtem Licht in ruhiger Atmosphäre einkaufen können. Die Zahl der teilnehmenden Geschäfte in Deutschland steigt, aber ein flächendeckendes Angebot gibt es noch nicht.

Besonders empfindlich sind Menschen mit Autismus – eine komplexe und vielgestaltige neurologische Entwicklungsstörung, von der bis zu 800.000 Menschen in Deutschland betroffen sind. Aber auch Personen, die an einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS, ADHS), an Hochsensibilität, Migräne, Epilepsie, Depressionen, Multipler Sklerose oder Long Covid leiden, reagieren häufig intensiver auf Umweltreize. Das macht den täglichen Einkauf zu einer Herausforderung.

Eine Lösung kann die „stille Stunde“ sein, die im englischsprachigen Raum auch „quiet hour“ oder „silent shopping“ genannt wird. Vorreiter sind Länder wie Neuseeland, Großbritannien und die Schweiz. Konkret werden im Geschäft mindestens an einem Wochentag für einen bestimmten Zeitraum verschiedene Maßnahmen durchgeführt; etwa das Licht zu dimmen, keine Durchsagen oder Musik abzuspielen und keine lauten Gespräche zu führen. Die Regale werden in dieser Zeit nicht mit Waren befüllt und die Geräusche an der Kasse reduziert.

Ziel der Aktion ist, in der Gesellschaft ein Bewusstsein für Menschen mit Einschränkungen wie Autismus und ADHS zu schaffen und den Betroffenen mehr Verständnis und Anerkennung entgegenzubringen. Sensorische Barrieren können zumindest zeitweise abgebaut werden – für mehr Inklusion im Supermarkt, aber auch an anderen Orten wie im Buchladen, der Cafeteria, dem Fitnessstudio, im Theater oder Museum. Dabei ist der geringere Geräuschpegel auch für nicht betroffene Kunden und Angestellte angenehm. Der Verein „gemeinsam zusammen“ führt das Projekt mit verschiedenen Kooperationspartnern in größerem Maßstab durch. Die Zukunft wird zeigen, wie groß die Nachfrage ist und ob sich die „stille Stunde“ bundesweit durchsetzen kann.

Heike Kreutz, www.bzfe.de

Weitere Informationen:

Auf der Internetseite www.stille-stunde.com können sich interessierte Unternehmen informieren und registrieren lassen. Verbraucher und Verbraucherinnen finden dort teilnehmende Geschäfte in ihrer Region.

(Bildquelle: AdobeStock, RRF)

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