Energydrinks als Risiko für die Gesundheit?

Auch mit EDKAR bleiben Fragen offen

Junge mit Energydrinks rechts und links spielt am Computer. © Bunlong – stock.adobe.com
  • Der Markt für Energydrinks wächst seit Jahren, die Zahl der jungen Konsumierenden nimmt stetig zu.
  • Die Ärzteschaft, öffentliche Institutionen sowie Verbraucherschutzorganisationen warnen vor gesundheitlichen Risiken durch den oft zu hohen Konsum.
  • Die „Studie zum chronisch hohen Konsum von Energydrinks und zum kardiovaskulären Risiko bei Jugendlichen“, kurz EDKAR, will neue Erkenntnisse liefern.
  • Eine erste Beurteilung medizinischer Daten zeigt, dass es bislang keine Hinweise auf besorgniserregende Ergebnisse bei den untersuchten kardiologischen Parametern gibt.
  • Anders als die vorläufigen Ergebnisse der EDKAR-Studie legen die Daten der EDUCATE-Studie aus dem Jahr 2023 („Energy-Drinks: Unexplored Cardiovascular Alterations in TEens and TwEens“) nahe, dass schon moderater Konsum von Energydrinks negative Effekte auf Herz und Kreislauf bei Kindern und Jugendlichen haben kann.

Die EDKAR-Studie: Gesundheitsrisiken für Heranwachsende bei übermäßigem Konsum

Primäres Ziel der EDKAR-Studie ist es zu erfahren, wie häufig, wann und in welchen Mengen Jugendliche Energydrinks konsumieren und wie sich ein übermäßiger langfristiger Verzehr auf die Herzgesundheit auswirkt.

Befragt wurden über 5.000 Berliner Schülerinnen und Schüler zwischen 15 und 18 Jahren online unter anderem zu ihrem Energydrink-Konsum und ihrem Freizeitverhalten. Im Anschluss wurde eine zufällig nach bestimmten Kriterien ausgewählte Stichprobe von 300 Jugendlichen einer kardiologischen Untersuchung unterzogen. Gemessen wurden zum Beispiel Blutdruck, Herzaktivität und Herzwandveränderungen. Die Studie wird im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in einer Kooperation des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) und der Charité Berlin durchgeführt, um eine fundierte Entscheidungsgrundlage für mögliche Schutzmaßnahmen für Heranwachsende zu schaffen.

Eine erste Beurteilung der medizinischen Daten zeigt: Es gibt bislang keine Hinweise auf besorgniserregende Ergebnisse bei den untersuchten kardiologischen Parametern.

Was sind Energydrinks?

Energydrinks sind koffeinhaltige Erfrischungsgetränke. Laut Erfrischungsgetränkeverordnung enthalten sie mindestens eine der drei Zutaten Taurin, Inosit und Glucuronolacton. Für sie und für Koffein sind gesetzlich verbindliche Höchstmengen festgelegt, die laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als sicher gelten. Übliche Energydrinks liefern 320 Milligramm Koffein je Liter. Ab 150 Milligramm je Liter ist ein Warnhinweis Pflicht, dass das Getränk für Kinder sowie schwangere und stillende Frauen nicht geeignet ist. Bei gelegentlichem moderatem Konsum gelten Energydrinks für gesunde Personen als unbedenklich. 

Energyshots sind koffein- und taurinhaltige Lebensmittel mit deutlich höherem Koffeingehalt und zum Teil höherem Tauringehalt als Energiedrinks. Wegen dieser besonderen Zusammensetzung tragen sie eine empfohlene Höchstverzehrmenge von einer Portion am Tag.

Die EDUCATE-Studie: Wirkung von Energydrinks auf die Herzgesundheit

Anders als die vorläufigen Ergebnisse der EDKAR-Studie legen die Daten der EDUCATE-Studie aus dem Jahr 2023 („Energy-Drinks: Unexplored Cardiovascular Alterations in TEens and TwEens“) nahe, dass schon moderater Konsum von Energydrinks (bis zu der laut EFSA für Heranwachsende als unbedenklich erachteten Dosis von 3 mg Koffein/ kg Körpergewicht am Tag) negative Effekte auf Herz und Kreislauf bei Kindern und Jugendlichen haben kann. Diese Wirkungen werden unter anderem mit dem Koffeingehalt in Zusammenhang gebracht.

Für die Studie wurden 27 Schülerinnen und Schüler an zwei aufeinanderfolgenden Tagen gebeten, eine gewichtsadaptierte Menge eines handelsüblichen Energydrinks (Koffein 32 mg/100 ml, Taurin 200  mg/100 ml, Glucuronolacton 24 mg/100 ml, Ginseng-Aromaextrakt 10 mg/100 ml), Guarana-Extrakt 10 mg/100 ml, Vitamine) oder eines Placebogetränks zu sich zu nehmen. Die Energydrink-Menge wurde mittels der höchstens als unbedenklich erachteten Koffeintageshöchstdosis für Minderjährige (3 mg Koffein/kg Körpergewicht) berechnet. Im Anschluss wurden die Jugendlichen körperlich untersucht und befragt. Durchgeführt wurde die Studie von der Abteilung für Kinderkardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin am Klinikum der Ludwig-Maximilian-Universität München.

Weitere Studien - weitere gesundheitliche Risiken

Eine Metaanalyse unter Beteiligung kardiologischer Fachkreise, ebenfalls aus 2023, die 18 Studien mit negativen Effekten auf die Gesundheit von Minderjährigen einschloss, bestätigt die Ergebnisse: In erster Linie sind Herz-Kreislauf- und Nervensystem, aber auch andere Organe wie Niere und Magen betroffen. Zusätzliche gleichzeitig auftretende Triggerfaktoren wie anstrengende körperliche Aktivität, Stress oder gleichzeitiger Alkoholkonsum können das gesundheitliche Risiko weiter erhöhen. 

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) unterstreicht das: Chronisch überhöhter Koffeinkonsum über Energydrinks kann besonders für Menschen mit (unentdeckten oder abgeheilten) Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Zuckerstoffwechselstörungen oder Übergewicht gesundheitliche Risiken bergen. Eine BfR-Untersuchung aus 2013 zeigte, dass vor allem bei bestimmten Gelegenheiten wie Clubbesuchen oder Sportveranstaltungen immer auch das Risiko der Koffein-Überdosierung vorliegt. Berichtet wurden Aufnahmen von bis zu 2,75 Litern bei einer Gelegenheit. Zudem findet der Konsum häufig gleichzeitig mit den genannten Triggern statt.

Wie viel Energydrink ist zu viel?

Eine 250-ml-Dose eines handelsüblichen Energydrinks enthält im Schnitt 80 Milligramm Koffein. Das ist so viel wie in einer Tasse Kaffee und etwa dreimal so viel wie in einem üblichen Cola-Getränk enthalten ist. 

Kinder und Jugendliche sollten laut Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) maximal 3 Milligramm Koffein je Kilogramm Körpergewicht am Tag zu sich nehmen. Das bedeutet: Schon mit zwei 250-ml-Dosen überschreitet ein 50 Kilogramm schwerer Teenager die als unbedenklich erachtete Menge. Viele Heranwachsende konsumieren im Alltag deutlich mehr.

Für Erwachsene gelten laut EFSA 200 Milligramm Koffein (z. B. zwei Tassen Kaffee oder vier Tassen grüner Tee) als Einzeldosis und 400 Milligramm (entsprechend z. B. vier Tassen Kaffee oder acht Tassen grüner Tee) über den Tag verteilt als gesundheitlich unbedenklich.

Symptome in Abhängigkeit der Dosis

Der EDUCATE-Studie zufolge kann schon der moderate Konsum von Energydrinks mit erhöhtem Blutdruck, Herzklopfen und verkürzter Schlafdauer verbunden sein. Eventuell verstärken andere Zutaten wie Taurin oder Guarana diese Wirkungen. Hoher Konsum (d. h. regelmäßig mehr als 3 mg Koffein/kg Körpergewicht am Tag) kann laut BfR zu Schlaflosigkeit, Übelkeit, Magen-Darm-Problemen sowie Nervosität und Aufmerksamkeitsdefiziten führen. Extremer Konsum liegt vor, wenn innerhalb weniger Stunden mehr als ein Liter Energydrink konsumiert wird. Dann können Herzrasen, Muskelzittern, Angstzustände und ernsthafte Herzrhythmusstörungen auftreten.

Hinzu kommt: Der hohe Zuckergehalt der Getränke könnte bei regelmäßigem Konsum zum Beispiel das Risiko für Übergewicht, Karies und Typ-2-Diabetes erhöhen und die Vorliebe für süße Lebensmittel zusätzlich festigen. 

Video: Mein Herz für Energy – Eine Fallstudie zu Energydrinks

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Fazit

Ein substanzieller Anteil der Heranwachsenden in Deutschland konsumiert zu bestimmten Gelegenheiten und/oder regelmäßig Energydrinks. Hier wird die EDKAR-Studie nach Abschluss aller Auswertungen einen Einblick in Menge und Intensität geben können. Gleichzeitig legen Ergebnisse der EDUCATE-Studie nahe, dass schon moderater Energydrink-Konsum mit von der EFSA als unbedenklich erachteten Koffeinmengen ungünstige Auswirkungen auf die Herz-Kreislauf-Funktion bei Kindern und Jugendlichen haben kann. 
Zu berücksichtigen ist, dass beide Studien letztlich nicht vergleichbar sind, da sie unterschiedliche Methoden und Fragestellungen verwenden. EDKAR konzentriert sich auf die Risiken, die sich aus dem (überhöhten) Konsum von Energydrinks für Heranwachsende ergeben können, während EDUCATE auf die allgemeine Wirkung von Energydrinks auf die Herz-Kreislauf-Funktion von Heranwachsenden abzielt. 

Literatur

Foodwatch (2025): Erst Flügel, dann Herzrasen. Foodwatch Report 2025

Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. (Hrsg.): Energy-Drinks: Wie gefährlich sind sie für Jugendliche oder bei vorgeschädigtem Herzen?

Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. (Hrsg.): BVKJ plädiert mit anderen führenden Gesundheitsorganisationen für weniger Zucker in der Ernährung. https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/bvkj-plaediert-mit-anderen-fuehrenden-gesundheitsorganisationen-fuer-weniger-zucker-in-der-ernaehrung/

Li P, Haas NA, Dalla-Pozza R, Jakob A, Oberhoffer FS, Mandilaras G (2023): Energy Drinks and Adverse Health Events in Children and Adolescents: A Literature Review. Nutrients 2023, 15 (11): 2537

Oberhoffer FS, Bienenstein E, Li P et al. (2023): Energydrinks und ihre Auswirkungen auf die Herz-Kreislauf-Funktion bei Kindern und Jugendlichen. EDUCATE-STudieMonatsschr Kinderheilkd (2023)

Statista (2025): Statistiken zum Thema Energy Drinks

Verbraucherzentrale NRW (2024): Energy Drinks: Gesundheitsrisiko für Vieltrinker


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