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Baby in Hand stilisiert
AdobeStock/YuliaRafael Nazaryan

(BZfE) – In zwei afrikanischen Staaten läuft eine Studie, die von Forschenden der Universität von Kalifornien geleitet und von der Gates-Stiftung finanziert wird. In der Studie werden ausschließlich gestillten Säuglingen mit geringem Geburtsgewicht (entweder <2.500g bei Geburt oder <2.600g nach 4 Tagen) nach dem Zufallsprinzip täglich kleine Mengen industriell hergestellter Säuglingsnahrung zugeteilt. Damit wird überprüft, ob dies die Gewichtszunahme bis zum Alter von 30 Tagen fördert. Durchgeführt wird sie in Uganda und Guinea-Bissau, also in Afrika, wo jährlich mehr als 330.000 Babys an den Folgen falscher Ernährung und mangelnder Lebensmittelsicherheit sterben, u. a. auch wegen verunreinigten Trinkwassers.

Es gibt keine Rechtfertigung dafür, gestillten Säuglingen ohne medizinische Indikation Säuglingsnahrung zu geben, nur um das Gewicht und das Wachstum zu fördern. Randomisierte Studien zum Stillen gelten als unethisch (s. GINIplus-Studie 2012), da jegliches Zufüttern gelingendes Stillen gefährden kann und daher möglicherweise auf Kosten anderer wichtiger gesundheitlicher Vorteile des ausschließlichen Stillens geht. Ausschließliches Stillen ist einhellig die wissenschaftlich empfohlene Ernährung für Neugeborene. Um die gesunde Entwicklung von Säuglingen zu fördern, sollten Studien sich eher darauf konzentrieren, wie die Ernährung und damit Gesundheit der Mütter gestärkt werden kann.

Die Studie wurde durch die Nationalen Ethikkommissionen der betroffenen Länder genehmigt. Laut dem International Baby Food Action Network (IBFAN), einer Organisation zur Verbesserung der Gesundheit von Säuglingen und Kleinkindern, ignoriert die Studie dagegen die Deklaration von Helsinki, die zu besonderer Vorsicht bei Studien in vulnerablen Bevölkerungsgruppen auffordert. Daher ruft IBFAN international zu Protest gegen die Studie auf.

Ist zu befürchten, dass Hersteller von Säuglingsnahrung ihren Markt in ressourcenarmen Ländern erweitern möchten? Eine kürzlich von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und UNICEF vorgestellte internationale Studie zeigt, wie Hersteller von Säuglingsnahrung weltweit versuchen, auf Ernährungsentscheidungen und -verhalten von Familien Einfluss zu nehmen. Konzerne verstießen dabei systematisch gegen geltende Vermarktungsnormen. Der Weltmarkt für Babynahrung hat inzwischen einen Wert von 55 Milliarden Dollar pro Jahr.

www.bzfe.de

Weitere Informationen:
Zum Studienprotokoll:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35120150/
Zum BZfE-Bericht über den WHO-Report:
https://www.bzfe.de/service/news/aktuelle-meldungen/news-archiv/meldungen-2022/maerz/who-bemaengelt-werbepraktiken-fuer-flaschennahrung/
Zum WHO-Report:
https://www.who.int/publications/i/item/9789240044609
IBFAN:
https://www.ibfan.org/

(Bildquelle: AdobeStock_YuliaRafael_Nazaryan)

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