Pflanzliche Alternativen zu Fleisch

Gesund und nachhaltig oder überflüssig?

Verschiedene Fleischalternativen in grünen Plastikschalen. © dropStock – stock.adobe.com
  • Pflanzliche Alternativen zu Fleisch und Wurst werden immer vielfältiger und beliebter.
  • Studien zeigen, dass auch die hochverarbeiteten, mit Extrusionsverfahren hergestellten Produkte wesentlich klima- und umweltfreundlicher sind als die tierischen Pendants. Dabei ist die kritischste Größe, ob die Energie aus erneuerbaren Quellen stammt oder nicht.
  • Ob Fleisch- und Wurstalternativen auch gesund sind, hängt von ihrer Zutatenliste ab.
  • Um Menschen den Einstieg in eine pflanzenbetonte Ernährung zu erleichtern, sind sie auf jeden Fall geeignet. 

Pflanzliche Alternativen im Aufwind

Pflanzliche Alternativen zu Fleisch und Wurst sind längst keine Nischenprodukte mehr, sondern gehören für viele – egal, ob flexitarisch, vegetarisch oder vegan – mittlerweile ganz normal zum Essen dazu. Im Ernährungsreport 2024 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gaben zehn Prozent der Befragten an, sie sogar täglich oder mehrmals täglich zu nutzen. Im Jahr 2020 waren es noch fünf Prozent der befragten Personen. Unter den 14- bis 29-Jährige sind es aktuell 18 Prozent, bei denen vegetarische oder vegane Alternativen zu tierischen Produkten (mehrmals) täglich auf den Tisch kommen. Neugier sowie Tier- und Klimaschutz sind die Hauptgründe, aber auch der Geschmack scheint vor allem für diese Altersgruppe zu stimmen. Mittlerweile ist das Angebot an unterschiedlichsten Fleisch- und Wurstalternativen so groß und vielfältig, dass bestimmt fast für jede und jeden das Richtige dabei ist.

Herstellung von Alternativprodukten

Fleischalternativen sind Produkte aus pflanzlichen Rohstoffen, die wegen der Art der Produktion und der Rezeptur einen fleischähnlichen Geschmack und eine fleischähnliche Struktur aufweisen. Die Herstellung von Tofu, Tempeh oder Seitan hat schon eine lange Tradition. Durch moderne Technologien sind inzwischen Produkte möglich, die sich kaum noch von tierischen Originalen unterscheiden. Dabei spielen vor allem sogenannte Extrusionsverfahren eine Rolle. Sojabohnen, Erbsen oder Lupinen werden mechanisch zerkleinert und entfettet, um anschließend durch Zugabe von Lösungsmitteln unterschiedliche Ausgangsstoffe (Protein, Proteinkonzentrat oder -isolat) zu erreichen. Die werden dann weiter verarbeitet.

Bei der Trockenextrusion wird das Ausgangsmaterial mit thermischer und mechanischer Energie sowie bestimmten Zusatzstoffen bei niedrigem Wassergehalt verarbeitet. Erst später werden sie manchmal in Flüssigkeit eingeweicht, um eine schwammartige Konsistenz des Endprodukts zu erreichen. Die Nassextrusion ist ein relativ neues Verfahren, bei dem die Verarbeitung mit vergleichsweise hohem Wassergehalt durchgeführt wird. Auch hier werden die Zutaten unter Einsatz von Druck und Temperatur gemischt und verknetet.

Auch Kombinationen der beiden Extrusionsverfahren sowie eine Kombination unterschiedlicher Inhaltsstoffe sind möglich, z. B. Erbsen mit Soja- oder Lupinenproteinen. Dadurch gibt es immer mehr Varianten, um unterschiedliche Fleischprodukte besser zu imitieren und Aroma und Optik zu verfeinern. 

Schützen Alternativprodukte das Klima?

Dass die Erzeugung tierischer Lebensmittel klima- und umweltschädlicher ist als die von pflanzlichen, wurde in zahlreichen Studien gezeigt. Das gilt besonders für Fleisch. Die intensive Tierhaltung sorgt für einen Großteil der Treibhausgase aus der Landwirtschaft, belastet Grundwasser, Luft und andere Ökosysteme. Wie viel besser die Klimabilanz von Fleischalternativen auf Pflanzenbasis ist, hat das Umweltbundesamt (UBA) 2020 untersucht: Für die Produktion eines Kilos Fleischersatz auf Sojabasis beispielsweise werden 2,8 kg Treibhausgase ausgestoßen. Für Schweinefleisch beträgt der Ausstoß 4,1 kg, für Geflügel 4,3 kg und für Rindfleisch sogar 30,5 kg. Das liegt unter anderem daran, dass Pflanzen wie Weizen und Soja auf direktem Weg der menschlichen Ernährung dienen können. Werden Pflanzen erst als Tierfutter genutzt, werden deutlich mehr pflanzliche Kalorien und auch deutlich mehr Ackerfläche, Wasser und Energie benötigt, bis die Kalorien beim Menschen ankommen. Aber auch die Bilanz verschiedener Tierhaltungsverfahren ist unterschiedlich gut oder schlecht. Mehr dazu lesen Sie im Artikel Sind pflanzliche Fleischersatzprodukte besser für Klima und Umwelt? vom Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL).

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam eine Studie der britischen Food Foundation, in der über 100 Fleischalternativen unter die Lupe genommen wurden: Auch die hochverarbeiteten Produkte (Ultra-Processed Foods) hatten wesentlich kleinere Klima- und Umweltfußabdrücke als die tierischen Pendants. 

Bezeichnungen für Fleischalternativen

Die Bezeichnungen der pflanzlichen Alternativen für Fleisch waren bislang oft die gleichen wie für solche, die tatsächlich aus oder mit Fleisch oder Fisch hergestellt wurden. Das sorgte für Unklarheiten und Fragen. Die Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission hat daher Leitsätze für vegane und vegetarische Lebensmittel veröffentlicht. Sie beschreiben, was ein als vegan oder vegetarisch bezeichnetes Produkt kennzeichnet. Ob aber z. B. ein "vegetarisches Schnitzel" auf Basis von Soja, Sonnenblume oder Erbsen hergestellt wird, steht den Herstellerfirmen frei. Die Leitsätze sind rechtlich nicht bindend. 

Generell gilt: Die Bezeichnung muss die Art des Lebensmittels erkennen lassen. Viele aus der Fleischbranche bekannte Bezeichnungen wie Schnitzel, Gulasch oder Wurst genießen keinen gesetzlichen Bezeichnungsschutz. Daher dürfen sie grundsätzlich auch für vegetarische beziehungsweise vegane Alternativprodukte verwendet werden – vorausgesetzt, die besonderen Eigenschaften des Produktes sind für Verbraucherinnen und Verbraucher erkennbar. Andernfalls droht die Gefahr einer Täuschung. Durch Bezeichnungen wie „vegetarische Bratwurst aus Erbsenprotein" oder „veganes Schnitzel auf Weizenproteinbasis" wird dies vermieden.
 

Überblick zu veganen Fleischalternativen

Ultra-Processed Foods – gut oder schlecht?

Ultra-Processed Foods (UPF) – hochverarbeitete Lebensmittel – werden meist automatisch als ungesund eingestuft. Denn verschiedene Studien haben einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von UPFs und einem erhöhten Risiko für bestimmte Erkrankungen gezeigt. Dabei geht es allerdings meist um Fertigprodukte oder Softdrinks. Die sogenannte NOVA-Klassifizierung unterscheidet jedoch nicht nach Inhalts- oder Nährstoffen, sondern teilt Lebensmittel ausschließlich nach dem Grad der Verarbeitung ein. Daher steht das System zunehmend in der Kritik – vor allem im Hinblick auf pflanzliche Alternativen zu tierischen Produkten. Denn diese können trotz des hohen Verarbeitungsgrades und der oft notwendigen Zusatzstoffe ernährungsphysiologisch wertvoll sein. Fachleute befürworten die Produkte außerdem, weil sie den Einstieg in eine pflanzenbetonte Ernährung erleichtern. 

Ein weiterer Aspekt der UPF ist der Energieaufwand bei ihrer Herstellung. Verschiedene Studien zeigen zwar, dass die pflanzlichen Fleischalternativen wesentlich klima- und umweltfreundlicher produziert werden als die tierischen Pendants. Andere Untersuchungen weisen aber darauf hin, dass es stark vom Energieaufwand und den genutzten Stromquellen abhängt, wie nachhaltig die Produkte tatsächlich sind.

Selbst gemachte Fleischalternativen

Wer klima- und umweltfreundlich essen und gleichzeitig seiner Gesundheit etwas Gutes tun will, sollte bei Fleischalternativen genau hinschauen und eher zu wenig verarbeiteten Produkten mit einer kurzen Zutatenliste greifen, zum Beispiel zu Natur-Tofu, naturbelassenem Lopino oder Seitan. Damit können Sie vegetarische oder vegane Gerichte ganz einfach zuhause selbst zubereiten. Ein Rezept für Tofubällchen finden Sie beispielsweise auf der Website von IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung.

Statt industriell hergestellte Produkte aus Soja, Weizeneiweiß und Co. zu verwenden, können Sie Fleisch auch optimal durch Hülsenfrüchte ersetzen. Diese liefern reichlich Eiweiß und können zum Beispiel in der Bolognese-Sauce das Hackfleisch ersetzen, zu Bohnen-Burgerpatties oder Kichererbsenbratlingen sowie zu Brotaufstrichen verarbeitet werden.