Alternativprodukte zu tierischen Lebensmitteln

„Reduce–Remix–Replace“-Strategie veröffentlicht

Auf einem Tisch steht eine bunte, vielfältige Auswahl an Gerichten mit und ohne Fleisch. © Rawpixel.com – stock.adobe.com

(BZfE) – Pflanzliche und biotechnologische Alternativprodukte zu tierischen Lebensmitteln bieten großes Potenzial für eine nachhaltigere Ernährung und Landwirtschaft. Zu diesem Ergebnis kommt der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) beim Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat in seinem aktuellen Gutachten, das am 22. Juli 2025 vorgestellt wurde. Der Vorsitzende des WBAE Prof. Dr. Achim Spiller regte die gesellschaftliche Debatte an und zeigte den Alltag auf: „Wie man in fast allen Restaurants feststellen kann, haben wir noch eine auf tierische Erzeugnisse ausgerichtete Ernährungsumgebung." Solche Tatsachen müssen aber nicht bleiben, denn das Gutachten zeigt, welche Alternativen es gibt und zwar ohne „Verzicht“.

Zum Hintergrund: Die Nutztierhaltung hat weltweit erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt und die Nachfrage nach tierischen Produkten wird durch das globale Bevölkerungswachstum weiter steigen. „Eine

Verringerung des Konsums tierischer Lebensmittel wäre deshalb ein Beitrag zu einer nachhaltigeren

Ernährung“, heißt es in dem Gutachten, an dem hochrangige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler interdisziplinär gearbeitet haben. Alternativprodukte können dabei helfen, diese Reduktion im Alltag einfacher umzusetzen. Und das Beste: ohne eine grundlegende Umstellung der Ernährung.

Im Zentrum des Gutachtens steht die alltagstaugliche „Reduce–Remix–Replace“-Strategie (3-R-Strategie), mit der der Konsum tierischer Produkte angepasst werden kann, ohne auf Genuss oder Vielfalt am Tisch verzichten zu müssen. Mit dieser Strategie zeigt der WBAE, wie ein nachhaltiger Ernährungswandel für alle Bevölkerungsgruppen möglich ist. So kann eine flexible und schrittweise Anpassung des Konsums tierischer Produkte gelingen:

  • Reduce: Weniger tierische Produkte durch kleinere Portionsgrößen
  • Remix: Kombination tierischer und pflanzlicher oder alternativer Zutaten in Mahlzeiten
  • Replace: Vollständiger Ersatz tierischer Produkte durch Alternativen

Die 3-R-Strategie bietet einen pragmatischen Weg, Umwelt und Gesundheit zu schützen und gleichzeitig individuelle Ernährungsspielräume zu berücksichtigen und zu erweitern. Voraussetzung sind jedoch eine gute Verfügbarkeit, ausreichende Vielfalt und Alltagstauglichkeit nachhaltiger Alternativen.

Die Strategie unterstützt auch ernährungswissenschaftliche Empfehlungen: Weniger Fleisch und insbesondere weniger verarbeitete Fleischprodukte können helfen, chronischen Krankheiten vorzubeugen. Dabei geht es aber überhaupt nicht darum, Menschen einen Lebensstil zu empfehlen: „Wir sehen eine zunehmende Diversifizierung der Ernährungsstile in der Bevölkerung – von überzeugten Fleischliebhabern, klassischen Fleischkonsumentinnen, Personen, die ihren Fleischkonsum aus verschiedenen Gründen reduzieren möchten, Vegetarierinnen bis hin zu Veganern“, betont Prof. Dr. Britta Renner, Universität Konstanz und stellvertretende Vorsitzende des WBAE. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler betonen, dass es nicht um ein „Entweder-oder“ geht, sondern ein „Sowohl-als-auch“.

Auch in ökologischer Hinsicht zeigen Alternativprodukte meist Vorteile: Sie verursachen geringere Treibhausgasemissionen und schonen Ressourcen. Ein staatliches Klimalabel könnte den Wechsel zu klimaschonenderen Produkten erleichtern. Gleichzeitig betont der WBAE, dass der Erhalt ökologisch wertvoller Grünlandflächen gesichert werden muss – etwa durch alternative Nutzungsformen.

Der Wandel zur nachhaltigeren Ernährung wird nach Einschätzung des WBAE schrittweise erfolgen. Er empfiehlt allen Akteurinnen und Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, die Chancen von nachhaltigeren Alternativprodukten zu nutzen und faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Ziel ist es, mehr Auswahl am gemeinsamen Tisch für alle zu ermöglichen.

bzfe.de

Weitere Informationen:

Veröffentlichungen des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

BZfE: Pflanzliche Alternativen zu Fleisch – Gesund und nachhaltig oder überflüssig?