Warum liebt unser Gehirn Bläschen?

Kohlensäure spricht fünf Sinne an

Aus einer Flasche wird Mineralwasser mit Kohlendioxid in ein Glas gegossen. © v.poth – stock.adobe.com

(BZfE) – Unser Gehirn liebt offenbar die kleinen perlenden Bläschen von Sprudel, Champagner, Brause und Co. Der Frage, warum dies so ist, ging der Neurowissenschaftler Gabriel Lepousez vom Institut Pasteur in Paris nach. Diese Bläschen sind nichts anderes als Kohlenstoffdioxid oder auch kurz Kohlendioxid (CO2), ein nicht brennbares, saures und farbloses Gas. Die umgangssprachliche Bezeichnung „Kohlensäure“ ist chemisch betrachtet nicht korrekt; denn Kohlensäure (H2CO3) ist die (instabile) Verbindung von Kohlenstoffdioxid und Wasser.

„Dieses Gas bleibt in einer verschlossenen Flasche gelöst. Zum Beispiel sind in einer Champagnerflasche etwa 12 Liter Kohlendioxid enthalten. Sobald wir die Flasche öffnen und der Druck abnimmt, bilden sich die Bläschen“, erklärt der Wissenschaftler, „und die sprechen alle fünf Sinne an.“ Das Knallen eines Sektkorkens, das Zischen beim Öffnen einer Dose, das „Ploppen“ beim Öffnen einer Sprudelflasche – das sind akustische Reize. Auch das leise Prickeln der Bläschen im Glas stimuliert unser Gehör.

Die Blasenbildung beim Eingießen des Getränks sorgt für visuelle Aufmerksamkeit, weil sie das Getränk „lebendig“ erscheinen lässt. Ähnlich wie bei einem Zerstäuber stimulieren die Bläschen auch den Geruchssinn: Jedes Mal, wenn ein Bläschen platzt, werden feine Mikroaerosole freigesetzt. Was den Geschmack angeht, so aktiviert Kohlendioxid die Säure-Rezeptoren auf der Zunge. „Deshalb nehmen wir Sprudel als saurer und erfrischender als stilles Wasser wahr“, erläutert Lepousez. Ferner sorgten aufplatzende Bläschen im Mund für eine gewisse Schaumbildung und vermitteln ein besonderes Gefühl von Textur und Fülle, was direkt von unserem taktilen System analysiert werde. Kohlendioxid könne über seine Wirkung auf die Trigeminus-Nervenendigungen auch direkt bestimmte Mundgefühle hervorrufen, wie etwa Brennen, Taubheit, Druck oder Kribbeln.

„Letztendlich ist das einfache Kohlendioxid-Molekül in seiner Fähigkeit, auf unsere fünf Sinne einzuwirken, ziemlich einzigartig“, resümiert der Neurologe.

Rüdiger Lobitz, www.bzfe.de

Weitere Informationen:

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