(BZfE) – Leckeres, frisch gekochtes Essen wird selten in Bildungseinrichtungen für die Kleinsten angeboten. Dabei wünschen es sich Eltern, Kinder, pädagogisches und hauswirtschaftliches Personal gleichermaßen. Das in 30 städtischen Kitas zu ändern, war das Ziel des Pilotprojektes „München kocht frisch, schau Dir unsere Kitas an“ vom Referat Bildung und Sport der Landeshauptstadt. Vorgestellt wurde es auf dem 2. Deutschen Ernährungstag in Berlin Anfang Juni 2025.
Was dieses Projekt so besonders macht, ist sein kooperativer Ansatz: In Quartier-Arbeitsgruppen arbeiteten pädagogisches und hauswirtschaftliches Personal, sowie Fachkräfte aus der Ernährungs- und Gesundheitsberatung eng und auf Augenhöhe zusammen. Bis Ende 2024 galt es, die 30 Münchner Kitas auf einen möglichst hohen Frischkost-Anteil umzustellen. Ziel waren 70 bis 100 Prozent. Grundlage für die Speiseplanung war der Qualitätsstandard der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für die Kitaverpflegung.
Jedes Quartier startete individuell, angepasst an die jeweiligen Voraussetzungen und Ressourcen vor Ort. Denn der Wechsel des Verpflegungssystems von einer bestehenden Tiefkühlkost-Mischküche zur Frisch-Mischküche brauchte passende Rahmenbedingungen: „Eine technisch gut ausgestattete Küche und ausreichend Zeit, um die frische Zubereitung auch umsetzen zu können, sind unerlässlich“, sagte Silke Schöngart-Mühlegg, Fachberaterin und -planerin. Daher schuf man in München neue Stellen in der Hauswirtschaft mit Rückenwind durch die Lokalpolitik und passte die selbst bewirtschafteten Küchen sukzessive technisch an. Schöngart-Mühlegg konnte mit dem Pilotprojekt außerdem zeigen, dass dieser Systemwechsel – entgegen vieler Befürchtungen – weitestgehend kostenneutral erfolgen konnte.
Ein weiterer entscheidender Gelingens-Faktor war die hohe Motivation der Mitarbeitenden in den Einrichtungen. „Auch im hauswirtschaftlichen Bereich zeigen viele Beschäftigte großen Einsatz und den Wunsch, aktiv zur gesunden Ernährung der Kinder beizutragen“, sagte Schöngart-Mühlegg. „Angelernte Hauswirtschaftskräfte unterstützen und fördern wir etwa gezielt durch interne Qualifizierungen“. So entstehe ein Arbeitsumfeld, in dem Verantwortungsübernahme und persönliche fachliche Entwicklung möglich seien. Das werde gestützt durch spürbare Anerkennung im Alltag, etwa wenn Kinder sagen: „Heute hat’s wieder richtig gut geschmeckt!“
Die Kinder bekommen durch die frische Zubereitung einen anderen Zugang zum Essen, der durch flankierende Ernährungsbildung zusätzlich gestärkt werden kann. So kommen etwa Koch oder Hauswirtschafterin in den Morgenkreis und erklären und zeigen die Lebensmittel, die an dem Tag verwendet werden. Die Kinder bekommen mit, wie die Mahlzeiten verarbeitet werden und der Duft von frisch gekochtem Essen durch die Kita zieht. So wird die Hauswirtschaft wertgeschätzt und mit Aspekten der Pädagogik verzahnt.
Als Folge hat der Stadtrat die flächendeckende Ausweitung der Frisch-Mischküche auf alle Münchner Kitas beschlossen. „Die Umsteuerung auf eine frische Verpflegung ist damit in München mehr als eine Verpflegungsstrategie – sie ist ein Beitrag zur frühkindlichen Bildung und Gesundheitsförderung sowie zur sozialen Gerechtigkeit und Teilhabe“, sagte Schöngart-Mühlegg. Ihr Tipp für kleinere Träger: „Ausprobieren und Kommunikation auf Augenhöhe mit allen Beteiligten“.
Astrid Donalies, bzfe.de
Weitere Informationen:
Bundeszentrum Kita und Schulverpflegung: München: Städtische Kitas vollziehen Systemwechsel
BZfE: Kitaleben gestalten
BZfE: Ernährungsbildung im Alltag fördern
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