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Jod ist für die Bildung der Schilddrüsenhormone essenziell. Bei langfristiger Unterversorgung drohen nachteilige Folgen für die Gesundheit – in jedem Lebensabschnitt, auch beim Ungeborenen.

OlgaSparrow / stockadobe.com

Die Schilddrüse produziert die beiden lebensnotwendigen Hormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Sie regulieren unter anderem den Energiestoffwechsel, Herzrhythmus und Blutdruck (Hahn et al. 2016; BfR 2021). Bereits beim Ungeborenen im Mutterleib und in der Kindheit spielen die Schilddrüsenhormone eine zentrale Rolle für Wachstum, Gehirn- und Knochenentwicklung (Koletzko et al. 2018). Sie werden über Zwischenstufen aus der Aminosäure Tyrosin gebildet. Dazu ist Jod erforderlich.

Jodzufuhr und Schilddrüsenfunktion

Da der Körper Jod nicht selbst bilden kann, muss es über die Nahrung aufgenommen werden (BfR 2021). Das Spurenelement wird im oberen Dünndarm resorbiert und gegen einen Konzentrationsgradienten mit Hilfe eines Transporters aktiv in die Schilddrüsenzellen aufgenommen. Hohe Joddosen hemmen diesen Transporter, so dass eine gesunde Schilddrüse stets ausreichend, aber niemals zuviel Jod aufnehmen kann. Ist sie gesättigt, wird Jod über die Nieren ausgeschieden (Gärtner 2015). Die Synthese der beiden Schilddrüsenhormone T4 und T3 und ihre Abgabe in die Blutbahn erfolgt nach einem komplexen, streng regulierten Mechanismus. Dieser ermöglicht es, dass die Schilddrüse frei von äußeren Einflussfaktoren wie Stress, Erkrankungen oder etwa einer Schwangerschaft immer diejenige Menge an Schilddrüsenhormen freisetzt, die indiviuell und akut benötigt wird, um die normalen Körperfunktionen aufrecht zu erhalten (Gärtner et al. 2021).

Wie viel Jod ein Mensch dafür täglich im Mittel aufnehmen muss, ist individuell unterschiedlich. Von Einfluss sind Faktoren wie Alter und Geschlecht, aber auch besondere Lebensphasen wie Schwangerschaft und Stillzeit (DGE 2015). Über eine normale Ernährung kann praktisch nicht zuviel Jod aufgenommen werden; allein der Verzehr jodreicher Algen birgt das Risiko einer überhöhten Aufnahme (BfR 2021).

Jodunterversorung und kindliche Entwicklung

Schilddrüsenhormone und damit Jod sind schon für die embryonale und fetale Entwicklung unentbehrlich. Nimmt die Schwangere zu wenig Jod auf, können die Folgen für das ungeborene Kind erheblich sein. So erhöht sich das Risiko für Fehl- und Totgeburten sowie Fehlbildungen. Besteht in der Schwangerschaft eine Jodunterversorgung kann dies beim Neugeborenen unter anderem die Gehirnentwicklung beeinträchtigen, Hördefekte oder kognitive Defizite können Folgen sein, die sich auch im Kindes- und Jugendalter nicht mehr aufholen lassen (Hahn 2016). Bei massiver Jodunterversorgung bildet sich im schlimmsten Fall eine irreversible Entwicklungsstörung des Zentralen Nervensystems, des Skeletts und anderer Organe aus – veraltet als „Kretinismus“ bezeichnet (Podlogar, Schmollich 2019).

Risiko einer Schilddrüsenunterfunktion

Wird längerfristig zu wenig Jod aufgenommen, löst dies eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) aus. Das Organ bildet dann zu wenig Hormone, wodurch wichtige Stoffwechselprozesse ausgebremst werden. Dabei zeigen sich zunächst unspezifische Symptome. Zum Beispiel schlägt das Herz langsamer und die Betroffenen fühlen sich schwach oder frieren leicht. Viele nehmen zu. Eine Hypothyreose ist meist erworben, seltener angeboren. Sie betrifft häufiger Frauen als Männer (Kasper 2004).

Folgen von Jodunterversorgung und Hypothyreose

Strumabildung und Automonie der Schilddrüse

Ein lang anhaltender Jodmangel kann durch ein Struma – im Volksmund: Kropf – sichtbar werden. Ein Struma bildet sich, weil die Schilddrüse versucht, die defizitäre Jodversorgung durch vermehrte Bildung von Schilddrüsenzellen auszugleichen (Gärtner et al. 2021). Das kann mit einer Knotenbildung verknüpft sein. Inaktive Knoten, sogenannte „kalte Knoten“, können je nach Größe Atmung und Schlucken beeinträchtigen (Gärtner 2015). „Heiße Knoten“, sogenannte autonome Adenome, produzieren unabhängig von jedem Regelkreis Schilddrüsenhormone und sind damit die häufigste Ursache einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) (Kasper 2004).

Einige Menschen, die über lange Zeit nicht ausreichend mit Jod versorgt waren, weisen eine Autonomie der Schilddrüse auch ohne erkennbares Struma auf. Bei ihnen kann die Zufuhr adäquater Joddosen eine Hyperthyreose auslösen (Gärtner 2015; DGE 2015). Diese macht sich unter anderem durch Gewichtsverlust, Bluthochdruck, Nervosität, Schlafstörungen und Durchfall bemerkbar.

Überversorgung – Jodexzess

Einer gesunden Schilddrüse schaden selbst hohe Joddosen zunächst nicht, weil sie überschüssiges Jod nicht aufnimmt. Erst eine chronische Zufuhr von 10 bis 50 Milligramm Jod pro Tag, ein sogenannter Jodexzess, für zur längerfristigen Hemmung der Schilddrüsenfunktion. Das führt bei rund zehn Prozent der Bevölkerung zu einer Hypothyreose. Manchmal tritt auch eine jodinduzierte Hyperthyreose auf (Gärtner 2015). Die hierzulande gängige Ernährung kann derart hohe Joddosen nicht liefern. Allein ein täglicher Verzehr großer Mengen jodreicher Algen könnte dazu führen (BfR 2007; Gärtner 2015). In Deutschland kann es praktisch nur durch die Einnahme bestimmter Medikamente oder jodhaltiger Röntgenkontrastmittel zu einem Jodexzess kommen.

Schilddrüsenerkrankungen und Jodzufuhr

Wie jedes Organ im menschlichen Körper kann auch die Schilddrüse aufgrund von genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen von Autoimmunerkrankungen betroffen sein. Eine davon ist die Hashimoto-Thyreoiditis, bei der Immunzellen das eigene Schilddrüsengewebe zerstören; langfristig kann daraus eine Unterfunktion resultieren (AK Jodmangel 2016). Oft aber werden zunächst nur spezifische Antikörper nachgewiesen. Es besteht dann ein erhöhtes Risiko, dass sich perspektivisch eine Funktionsstörung entwickelt (Gärtner 2015). Tatsächlich passiert das nur bei ein bis zwei Prozent der Bevölkerung (AK Jodmangel 2016). Dass eine verbesserte Jodversorgung eine Hashimoto-Erkrankung auslöst, lehnen Fachkreise ab. Als ursächlich gilt insbesondere eine genetische Disposition (AK Jodmangel 2015; 2016).

Eine weitere Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, die jedoch noch weit seltener Auftritt als Hashimoto, ist Morbus Basedow. Sie kann mit einer Überfunktion der Schilddrüse einhergehen (AK Jodmangel 2016).

Bezüglich ihres Speiseplans gibt es für Menschen mit einer Funktionsstörung der Schilddrüse – egal, ob Hashimoto, Morbus Basedow, Struma, Hyperthyreose oder Hypothyreose – praktisch keine Einschränkungen. Sie können jodliefernde Lebensmittel essen und Jodsalz verwenden (AK Jodmangel 2015). Einzig von jodhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln wird Menschen, die von Hashimoto betroffen sind, abgeraten (BfR 2021). Betroffene sollten bei Bedarf ihre Jodaufnahme mithilfe ihres Arztes, ihrer Ärztin oder einer Ernährungsfachkraft individuell anpassen.

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