(BZfE) – Welche Hürden stehen einer flächendeckenden Umsetzung einer nachhaltigen Gemeinschaftsverpflegung im Weg? Und welche Lösungsansätze können eine Transformation vorantreiben? Diese Fragen haben das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, unterstützt von der Technischen Universität Berlin und vielen Fachleuten aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, im Dezember 2024 diskutiert. Die wesentlichen Erkenntnisse bündelt ein Impulspapier.
Ausgehend von bestehenden Herausforderungen – wie beispielsweise starren rechtlichen Vorgaben bei Vergaben, begrenzten Budgets oder Fachkräftemangel – wurden vier Handlungsansätze als relevant und erfolgsversprechend identifiziert:
- Positive Narrative: Es geht darum, gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern positive Zukunftsbilder für ihre Ernährung zu entwickeln. Es braucht leicht nachvollziehbare, überzeugende und auf wissenschaftlicher Evidenz basierende Argumente, die Menschen in ihrem Alltag ansprechen.
- Nachhaltigkeit als Standard: Nachhaltigkeit soll fest in der Gemeinschaftsverpflegung verankert und zur Norm werden. Ausgangspunkt könnte die flächendeckende Umsetzung von nationalen und/oder internationalen Ernährungsempfehlungen wie den Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung oder der Planetary Health Diet sein. Diese verbinden Ernährungsempfehlungen mit Nachhaltigkeitskriterien.
- Ökonomische Anreize auf Lebensmittelebene: Nachhaltige Produktions- und Beschaffungspraktiken sollen bei Lebensmitteln durch ökonomische Instrumente gefördert werden. Insbesondere fehlen Steuerungsmechanismen, die externe Kosten wie Umweltfolgen in die Lebensmittelpreise einrechnen.
- Multiprofessionelle Lotsenstelle: Um die zahlreichen Akteurinnen und Akteure im Bereich der nachhaltigen Gemeinschaftsverpflegung besser zu vernetzen, soll eine multiprofessionelle Lotsenstelle auf Ebene der Bundesländer eingeführt werden. Eine solche zentrale Anlaufstelle für alle Beteiligten könnte dazu beitragen, bestehende Ansätze zu verstetigen und so über die Laufzeiten einzelner Projekte hinaus Wirkung zu entfalten.
Dass die Außer-Haus-Verpflegung, insbesondere die Gemeinschaftsverpflegung, eine Schlüsselrolle als Hebel für eine nachhaltige Ernährungswende spielt, wird unter anderem auch in der Ernährungsstrategie der Bundesregierung klar benannt. Eine flächendeckende Umsetzung der zahlreichen bereits identifizierten Maßnahmen bleibt aber bislang aus. Um diese Lücke zu schließen, fordern die Fachleute im Impulspapier, strukturelle Hürden in den Bereichen Rahmenbedingungen, Finanzierung, Aus- und Weiterbildung, Ernährungsumgebungen und Food Literacy gezielt zu adressieren.
Melanie Kirk-Mechtel, bzfe.de
Weitere Informationen:
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Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030 (wpn2030): Von der Vision zur Transformation: Schlüsselansätze für eine zukunftsfähige Gemeinschaftsverpflegung im neuen Impulspapier.
Bundeszentrums Kita- und Schulverpflegung: Mehr Nachhaltigkeit in der Gemeinschaftsverpflegung – Impulse für die flächendeckende Umsetzung
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