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Die Autorinnen möchten den Lesenden „living food“ – also „lebendige Nahrung“ nahebringen. Das heißt, es werden ausschließlich frische und nicht erhitzte Lebensmittel propagiert.

TRIAS Verlag

Kratt und Hufnagel gliedern ihr Buch in drei Bereiche: Mikronährstoffe im Überblick, Mikronährstoffe in der Küche (praktische Hilfsmittel, gute Vorbereitung) und Rezepte. „Lebendige Nahrung“ ist für das Autorenteam gleichbedeutend mit „reich an Mikronährstoffen“. Diese sind neben Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und sekundären Pflanzenstoffen auch essentielle Aminosäuren und essentielle Fettsäuren. Freilich wissen die Autorinnen selbst, dass die beiden letztgenannten Stoffgruppen nicht zu den Mikronährstoffen zählen; da sie aber essentiell sind, werden sie im Buch gleich mitbedacht.

Inwieweit die propagierte Kostform modern ist, wie sie sagen, sei dahingestellt; möglicherweise trägt die Anhäufung von Anglizismen wie ImmunityEating, High End Smoothies, Greens, Mikrogreens, Good Mood Food, Add-in-Modus zum modernen Image bei. Neu ist diese Ernährungsform auch nicht; sie heißt dann nur profan „Rohkost“. Fakt ist jedenfalls, dass die Fachgesellschaften für Ernährung in Deutschland eine pflanzenbetonte Ernährungsweise, die bevorzugt aus Gemüse und Obst, Hülsenfrüchten, Getreide und Nüssen besteht, sehr positiv beurteilen – wobei man bei Gemüse nicht zwingend zwischen roh und schonend zubereitet eine Unterscheidung trifft. Schließlich gibt es Lebensmittel, die roh nicht genießbar sind und/oder Nährstoffe enthalten, die der Körper aus zubereiteten Lebensmitteln wesentlich besser aufnehmen und verwerten kann.

Unschärfen zeigt das Buch im einleitenden Teil: Was bedeutet „Transformationskraft“ der mikronährstoffreichen Ernährung? Was heißt „Detox“, „innere Reinigung“? Wieso führt gegarte Kost zur Dehydrierung? Warum machen kohlenhydrathaltige Lebensmittel süchtig? Wieso soll das Einkaufen für die „Normalkostküche“ ein Problem sein? Und bei Spirulina in Form von Pulver oder Flocken, getrockneten Tomaten, Proteinpulver, Kokosflocken und Co. wird doch wohl bei der Herstellung auch Wärme mit im Spiel gewesen sein?
Die Bewertung der Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren ist optimistisch, denn Pflanzenöle enthalten hauptsächlich alpha-Linolensäure, deren Umwandlungsrate in die essentiellen biologisch aktiven Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) zu bescheiden ist, als dass sie als sichere Quelle für eine ausreichende Versorgung gelten können. Und einige der hier als Superfood deklarierten Lebensmittel sieht die Ernährungswissenschaft etwas weniger euphorisch. Auch nicht neu, aber interessant: ein kurzes Kapitel zu Adaptogenen. Das ist eine alternativmedizinische Bezeichnung für biologisch aktive Pflanzenstoffe, die dem Organismus helfen sollen, sich erhöhten körperlichen und emotionalen Stresssituationen anzupassen.

Summa summarum findet der Leser im Buch einen hilfreichen Einstieg in das Thema Rohkost. Die rund 70 Rezepte sind aus ernährungsphysiologischer Sicht grundsätzlich positiv zu bewerten. Das Buch punktet zudem mit einer verständlichen Sprache, wobei die Begeisterung des Autorinnenteams deutlich mitschwingt. Die zahlreichen Anglizismen sind „Geschmackssache“, die Gliederung ist übersichtlich und die grafische Aufmachung ansprechend. Fazit: keine wirklich neuen Erkenntnisse schmackhaft aufbereitet.

Die gesunde Mikronährstoff-Küche
Über 70 Power-Rezepte: optimal versorgt mit Vitaminen, Mineralien, Fettsäuren & Co.

Regina Kratt, Barbara Hufnagel
Taschenbuch, 152 Seiten
TRIAS Verlag, Juli 2023
ISBN 978-3432117843

Preis: 19,99 €

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