Ob mit dem provokanten Titel die Verkaufszahlen steigen oder eher das Gegenteil eintritt wegen vermuteter mangelnder Seriosität – wer weiß? Jedenfalls ist der Inhalt des Buches von Frédéric Letzner rasch zusammengefasst: Der Autor vermittelt anschaulich, dass mangelndes Wissen nicht das Problem ist, wenn es um die Realisierung eines gesunden Lebensstils geht. „Wie man gesund lebt, weiß eigentlich jeder.“ Allerdings ist der Mensch kein rational handelndes Wesen. Konditionierung durch falsche Belohnungen, „künstliche“ Aufwertung durch Verbote, Außenreiz abhängiges Essverhalten, Essen aus Frust, aus Lust und so weiter und so weiter. Für die Antworten auf die Frage, warum wir uns so verhalten, wie wir uns verhalten, nutzt der Autor einen „Hauptdarsteller“: PHIL – ein Akronym für

• Perfektionismus – „Jemand, der sehr hohe Erwartungen an sich selbst hat und perfektionistisch ist, der hat Angst davor, Fehler zu machen…“
• Harmoniebedürftigkeit – „Jemand, der sehr harmoniebedürftig ist, entwickelt durchaus so etwas wie eine Angst vor Kritik…“
• Intelligenz – „Wir haben in Deutschland sehr viele intelligente und intellektuelle Menschen…“
• Leistungsstärke – „… dass wir uns nur dann wertvoll fühlen, wenn wir glauben, es verdient zu haben.“

Manche der Überlegungen sind – wahrscheinlich mit Absicht – etwas holzschnittartig, Redundanzen eingeschlossen. Die Sprache ist durchgängig sehr leicht, bisweilen provokant. Dass unser Verhalten, unsere Ernährungsentscheidungen nicht (ausschließlich) rational determiniert sind, ist nun wirklich keine neue Erkenntnis. Das weiß natürlich auch der Autor als Kenner der Ernährungs- und Gesundheitspsychologie und bekennt im Fazit seines Werks: „Denn auch all das, was in diesem Buch steht, ist nichts Neues.“

Es kann freilich nicht schaden, mal wieder gesagt zu bekommen, dass ungesundes Essverhalten eben vielschichtige Gründe hat. Dass allerdings „erst dieses ‚Bewusst-Machen‘ uns die nachhaltige Motivation für ein bewusstes und gesundes Leben ermöglicht“ ist doch schon sehr optimistisch und vielleicht ein bisschen einfach. Alles in allem bleibt der Erkenntnisgewinn nach der Lektüre dieser rund 200 Seiten – zumindest für Fachkräfte – überschaubar.