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Buchrezension von Dr. Christina Rempe, Berlin

kuvona / stock.adobe.com

Mit ihrem Sachbuch möchte die Biologin und Wissenschaftsjournalistin Katrin Linke Kindern ab neun Jahren Orientierung in der Welt des Essens geben.

Das bunt illustrierte Hardcover-Buch im DIN A4-Format kommt auf den ersten Blick ansprechend daher. Zwar ist es reich an Text, doch die farbig gedruckten Kapitel- und Zwischenüberschriften, Fotos und Illustrationen sowie Infokästen machen Lust darauf, in dem Buch zu stöbern. Jedoch kann die Autorin weder didaktisch noch fachlich überzeugen.

Linke verliert sich immer wieder in pauschalen Zuschreibungen wie etwa der, dass uns Weißbrot besser schmecke als Vollkornkost. An keiner Stelle wird deutlich, dass es gerade für Kinder wichtig ist, Geschmäcker – gute wie schlechte – selbst zu erleben. Überhaupt lässt sie ihrer kleinen Leserschaft wenig Raum, sich eine eigene Meinung zu bilden. Weit überwiegend wählt sie Formulierungen, mit denen sie einer unsachgemäßen Schwarz-Weiß-Malerei Vorschub leistet. So zum Beispiel, wenn sie das Thema Zusatzstoffe unter dem Titel „Gifte, die mit Absicht ins Essen gemischt werden“ behandelt oder feststellt, dass der Kauf von Bio-Produkten die einzige Möglichkeit sei, sich vor Betrügereien zu schützen.

Auch in fachlicher Hinsicht weist Linkes Buch allerlei Ungereimtheiten auf. So etwa überträgt sie Ergebnisse von Einzelstudien rückhaltlos auf den Lebensalltag. Oft scheitert sie daran, die hochkomplexen Zusammenhänge von Ernährung und Lebensmittelproduktion kindgerecht und zutreffend zu vereinfachen. So schreibt sie beispielsweise von Ballaststoffen, die Vitamine und Mineralstoffe enthielten. Ebenso wenig nachvollziehbar ist, dass Linke die Ernährungspyramide als zu unwissenschaftlich und teils irreführend bewertet und stattdessen auf ein „Mammutprojekt von zwei französischen Wissenschaftlern“ verweist, die alle (!) Übersichtsartikel aus 60 Jahren Ernährungsgeschichte ausgewertet hätten. Das Ergebnis präsentiert sie dann wenig kindgerecht in Form eines Balkendiagramms. Ohne weitere Kontextsetzung unpassend - vor allem in einem Kinderbuch: Wein. Er findet in Linkes Darstellung Platz – und zwar als Lebensmittel mit durchaus positivem Einfluss auf die Gesundheit.

Kinder (und Erwachsene), die eine ausgewogen recherchierte und neutral dargestellte Orientierungshilfe durch die Welt des Essens suchen, sind mit Linkes Buch schlecht beraten. Hier wurden statt fundierter, kindgerecht reduzierter Wissenschaft persönliche Meinungen zu Papier gebracht, die zudem noch wenig Raum für eigene Gedanken lassen.

So ernähren wir uns richtig – Das Einmaleins des Essens

Katrin Linke
Loewe Verlag 2021
Lesealter: ab 9 Jahre
190 Seiten
ISBN 978-3-7432-0954-1
Preis: 16,95 Euro

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