(BZfE) – Fast jeder dritte Erwachsene in Deutschland trinkt drei oder mehr alkoholische Getränke in der Woche, was mit einem mittleren bis hohen Krankheitsrisiko verbunden ist. Männer greifen häufiger in riskantem Maß zum Glas als Frauen. Das zeigt eine Neubewertung des Alkoholkonsums durch das Robert Koch-Instituts (RKI), die auf dem Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) basiert.
Alkoholkonsum gehört weltweit zu den größten Risikofaktoren für zahlreiche Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Leiden und Krebs. Lange Zeit galt das abendliche Glas Wein oder Bier aber als unbedenklich oder sogar als gesundheitsförderlich („French Paradox“). Diese Annahme ist inzwischen überholt: Nach dem aktuellen DGE-Positionspapier gibt es keinen gesundheitlich risikofreien Alkoholkonsum. Die Fachgesellschaft empfiehlt daher, möglichst vollkommen auf alkoholische Getränke zu verzichten.
Nach der DGE gelten ein bis zwei alkoholische Getränke pro Woche als risikoarm. Bei drei bis sechs Gläsern wöchentlich wird das Risiko für gesundheitliche Folgeschäden als moderat, bei mehr als sechs Gläsern als hoch eingeschätzt. Als Standardgetränk gelten dabei eine kleine Flasche Bier, ein kleines Glas Wein oder ein Schnaps.
Anhand der neuen Risikostufen hat das Robert Koch-Institut den Alkoholkonsum in Deutschland analysiert. Dafür wurden im Rahmen der repräsentativen Querschnittsbefragung „Gesundheit in Deutschland aktuell“ knapp 23.000 Erwachsene telefonisch zu ihrem Alkoholkonsum in den vergangenen zwölf Monaten interviewt.
Die Ergebnisse: Rund 80 Prozent der deutschen Bevölkerung trinken Alkohol. 44 Prozent der Männer und 21 Prozent der Frauen bewegen sich dabei im Bereich eines moderaten bis hohen gesundheitlichen Risikos. Nach den früheren Referenzwerten (mehr als 20 bis 24 g Reinalkohol pro Tag bei Männern, mehr als 10 bis 12 g bei Frauen) waren diese Anteile mit 16 beziehungsweise 11 Prozent deutlich niedriger.
Die Neubewertung macht deutlich, dass gesundheitliche Risiken durch Alkohol in der deutschen Bevölkerung weit verbreitet sind. Aus diesem Grund seien nach Ansicht der Forschenden des RKI dringend wirksame Präventionsmaßnahmen notwendig – etwa mehr Aufklärung über die schädlichen Wirkungen des Alkoholkonsums, Werbeverbote und eine höhere Besteuerung.
Heike Kreutz, bzfe.de
Weitere Informationen:
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): Positionspapier „Alkohol - Zufuhr in Deutschland, gesundheitliche sowie soziale Folgen und Ableitung von Handlungsempfehlungen“
Robert Koch Institut (RKI): Neubewertung des Alkoholkonsums in Deutschland – Welche Bevölkerungsgruppen haben ein erhöhtes Krankheitsrisiko?
(Bildquelle: © Yaroslav – stock.adobe.com)
