Ein Leben für Ziegen und guten Käse aus der Region

Wie Sabine Jürß Käse erzeugt und Menschen verbindet

Ein Mann und eine Frau betrachten Ziegen in einem Melkstand. © BLE, Claudia Eck
  • Der Weg von Ziegenhalterin Sabine Jürß führte über Umwege vom Einser-Abitur zur eigenen Ziegenherde und Käsemanufaktur.
  • Auf dem Markt in Münster verkauft sie ihren Käse und hat direkten Kontakt mit ihrer Kundschaft.
  • Um handwerkliche Tradition und junge Generationen zu verbinden, engagiert sie sich ehrenamtlich im Netzwerk „Die Gemeinschaft“.
  • Dem Bundeszentrum für Ernährung berichtete Sabine Jürß im Podcast „Foodsteps“ von ihrem Werdegang und ihrer Motivation.

„Ein Herz und viele Ziegen"

Die Geschichte von Sabine Jürß geht weit über die einer Ziegenhalterin und Erzeugerin von Bio-Käse hinaus. Nicht nur verkauft sie selbst ihre Produkte auf einem der schönsten Märkte Deutschlands, in Münster vor dem Dom. Sie engagiert sich auch noch ehrenamtlich als Mitglied und Vorstand beim Netzwerk „Die Gemeinschaft“. Das bringt handwerklich arbeitende Betriebe entlang der Wertschöpfungskette zusammen, um sich gegenseitig zu stärken und für eine zukunftsfähige Ernährung einzustehen. 

Warum macht sie das alles und warum hat sie so ein großes Herz für Ziegen und Menschen? Das erzählte sie im Podcast „Foodsteps“ des Bundeszentrum für Ernährung dem BZfE-Host Sebastian H. Schroeder.

Mit Einser-Abi auf den Acker

Sabine Jürß kümmert sich unermüdlich um ihre Ziegen und die Menschen, die ihren Käse kaufen, denn beide sichern ihr Einkommen. Das erste Mal träumte sie als Schülerin nach dem Besuch eines Ziegenhofs in der Provence davon, selbst Ziegenkäse herzustellen. Deshalb ging sie nach einem erstklassigen Abitur als Praktikantin auf einen Bauernhof. Trotz der harten Arbeit war sie überzeugt, dass sie genau das machen wollte. Ihren Eltern zuliebe versuchte sie es aber zunächst mit einem geisteswissenschaftlichen Studium. Nur, um dann mit etwas Verspätung endlich Landwirtschaft zu studieren und sich die ersten eigenen Ziegen zuzulegen.

Es folgten Jahre des Auf- und Umbaus bis sie im Münsterland genügend Weideflächen und damit eine echte Perspektive fand. Dort liegt heute ihr Bio-Betrieb Scellebelle. „Du musst bei dir sein und wissen, was du tust, dann funktioniert der Rest“, ist Sabine Jürß überzeugt. Daraus schöpft sie die Kraft für ihre vielen Aufgaben und das gibt sie auch der jungen Generation so weiter.

Ein Netzwerk fürs Netzwerken

Eigentlich ist Sabine Jürß voll ausgelastet und brauchte kein zusätzliches Ehrenamt mehr. Doch als Die Gemeinschaft auf sie zukam, sagte sie zu. Das Netzwerk aus Berlin vereint mittlerweile über 200 Mitglieder in ganz Deutschland. Alle sind kleine, inhabergeführte Betriebe, die einen hohen Anspruch an Qualität haben, aber oft wenig finanziellen Spielraum: vom Bauernhof über die Bäckerei bis zum Restaurant. „Wir sind vor allem ein Netzwerk fürs Netzwerk“, erklärt die dort hauptamtlich arbeitende Julia.  „Wir schaffen Räume für Austausch, Inspiration und Wissenstransfer, damit mehr Kooperation möglich wird."

Dafür gibt es Mitglieder-, Netzwerktreffen und Stammtische. Die Themen unterscheiden sich je nach den Bedürfnissen der Region. Immer steht dahinter jedoch die Vision, dass bäuerliche Landwirtschaft, handwerkliche Betriebe und Gastronomie zusammenfinden, um mehr Wertschätzung für „ehrliche“ Lebensmittel zu erreichen.

BZfE-Podcast „Foodsteps“: Folge 6

Vom Ziegenstall auf den Markt und wieder zurück zu den Ziegen; zwischendurch ein Gespräch über “Die Gemeinschaft”. BZfE-Podcast-Host Sebastian H. Schroeder hat Sabine Jürß einen Tag lang begleitet.

Hören Sie hier die 6. Folge „Foodsteps: Nachhaltigkeitsstorys aus dem Bundeszentrum für Ernährung”: Ein Herz und viele Ziegen.

Hier klicken und direkt anhören

Erfahrung trifft Jugend

„EssKulturWandel“ ist eine branchenübergreifende Weiterbildung vom Netzwerk „Die Gemeinschaft“. Sie bringt Azubis oder junge Mitarbeitende aus der Landwirtschaft, Gastronomie, Bäckerei, Weinbau oder Handel zusammen. Diese treffen sich in praxisorientierten Workshops und Exkursionen und begegnen so auch Menschen mit langjähriger Erfahrung wie eben Ziegenhalterin Sabine Jürß.

Diese ist ihrerseits dankbar für solche Begegnungen, denn für die Betreuung von Praktikantinnen oder Praktikanten ist ihr Hof zu klein und der Mehraufwand wäre zu hoch. Über das Programm lernt sie aber etwa junge Frauen kennen, die auf der beruflichen Suche sind und sich fragen, wie sie heute leben und arbeiten möchten. Hier kann sie mit ihrer Expertise und ihren Erfahrungen zur Seite stehen und profitiert von deren Blickwinkel auf die Lebensmittelerzeugung.  

Sabines Work-Work-Balance

Sabine Jürß ist den ganzen Tag auf den Beinen. Wo findet sie Ausgleich und neue Kraft? Ganz einfach: Bei ihren Ziegen!

Weitere Informationen

Auf der Website Scellebelle und ihrem Instagram-Account finden sich weitere Infos über Sabine Jürß, ihre Ziegen und ihren Käse.

Die Website Die Gemeinschaft enthält Hintergründe, Videos und Möglichkeiten zum Mitmachen oder Bewerben für das Programm „EssKulturWandel”.


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