Algen vom Bauernhof

Wie sich ein Landwirt mit Spirulina ein neues Standbein schafft

  • Im westfälischen Ahlen erzeugt Landwirt Ulrich Averberg seit 2020 Spirulina-Algen.
  • Die Kombination aus Schweinehaltung im Nebenerwerb und moderner Algen-Produktion soll den Betrieb fit für eine nachhaltige Zukunft machen.
  • Noch ist der Markt für Spirulina-Algen klein. Das möchte der Averberg mit Gründung einer Genossenschaft mit anderen Landwirten ändern.
  • Für den BZfE-Podcast "Foodsteps - Nachhaltigkeitsstorys aus dem Bundeszentrum für Ernährung" erzählt er seine Geschichte.

„Vom Schwein zu Spirulina"

Wie kommt ein Landwirt dazu, eine halbe Million Euro in die Erzeugung von Algen zu investieren? Weil seine Frau sagt „Klingt interessant“. Im Fall der Familie Averberg ist er konventioneller Schweinehalter und -berater, sie Chemielehrerin. Als sie von der Spirulina-Alge hören, sehen beide darin eine Chance, den Hof fit für die Zukunft zu machen.

Von der Idee bis zur ersten Algenernte im Mai 2020 vergingen zwei Jahre. Dann klappte alles viel besser als erwartet. Und so sammelten sie nicht langsam Erfahrungen mit der Erntemenge eines Beckens, sondern hatten - ruckzuck - zehn Becken voll.

Aber wohin jetzt damit? Zwar gab es die vage Idee einer bestimmt großen Nachfrage in den Städten, aber noch kein Vertriebsnetz: „Das ist ja nicht so, dass die Leute hier jeden Tag am Hoftor stehen und fragen, darf ich eine Tonne Algen bei dir kaufen und wie viel Geld möchtest du dafür“, erzählt Averberg. Gemeinsam mit anderen Landwirten gründete er deshalb die Deutsche Algen Genossenschaft eG, um Kräfte zu bündeln und sich am Markt besser zu positionieren.

Mann mit Vision

Ulrich Averberg hat mit seiner Entwicklung vom Schweinehalter zum Algenbauern Schlagzeilen gemacht. Aber die Spirulina sind bisher nur ein zweites Standbein und dahinter steckt viel unternehmerischer Mut und die Lust, Neues zu wagen.

Denn Averberg ist vor allem passionierter Landwirt: Er möchte die Natur so nutzen, dass Lebensmittel mit Mehrwert für Menschen entstehen. Früher diente dazu der Nebenerwerbsbetrieb mit Ackerbau und Schweinemast, heute auch die Algenproduktion.

Nebenher kümmert er sich um die drei Kinder, denn seine Frau Judith arbeitet Vollzeit als Lehrerin. Sie sind für ihn ebenso Antrieb wie Verpflichtung: den Hof an diesem schönen Standort in einem guten Zustand und mit Chancen irgendwann an die nächste Generation zu übergeben.

Landwirtschaft neu denken

Hinter allem verbirgt sich natürlich auch die Erkenntnis, dass die Tierhaltung vor einem großen Umbruch steht. Manche Betriebe wachsen, um wirtschaftlich zu bleiben, andere investieren große Summen ins Tierwohl. Für seinen kleinen Hof ist beides schwer. Außerdem war Averberg schon lange überzeugt, dass die gesellschaftliche Akzeptanz für Tierproduktion hierzulande sinkt. Da kam die Idee der Algenproduktion wie gerufen: saubere Erzeugung von Lebensmitteln unter kontrollierten Bedingungen im Gewächshaus.

Doch so sehr Viele seine Idee loben, die breite Unterstützung fehlt noch. Er setzt sich weiter dafür ein, dass seiner Vision ein Markt folgt. Denn er ist überzeugt, dass in den Algen ein riesiges Potential steckt. Letztendlich auch, um die wachsende Weltbevölkerung mit Proteinen zu versorgen.

BZfE-Podcast „Foodsteps“: Folge 5

Ulrich Averberg hat mit seiner Algenproduktion komplettes Neuland betreten. Doch wer ihm wie BZfE-Podcast-Host Sebastian H. Schroeder gut zuhört, merkt schnell, was hinter seiner Vision steckt.

Hören Sie hier die 5. Folge von „Foodsteps: Nachhaltigkeitsstorys aus dem Bundeszentrum für Ernährung": Vom Schwein zu Spirulina.

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Proteine für die Zukunft

Welchen Beitrag können Algen 2050 zur Ernährung von zehn Milliarden Menschen leisten? Auf diese Frage hat Averberg natürlich auch keine einfache Antwort. Doch mit gut sechzig Prozent Eiweiß - unter optimalen Bedingungen am Äquator vielleicht sogar siebzig – sind Algen die eiweißreichsten Organismen der Welt. Daher geht vermutlich kein Weg an ihnen vorbei. „Die Forschung fängt ja gerade erst an“, sagt Averberg.

Moderne Algenproduktion in Ahlen

Die Erzeugung von Algen unterscheidet sich natürlich sehr von der Schweinehaltung. Für beides braucht es jedoch viel Wissen und Sorgfalt. 


Weitere Informationen

Mehr Informationen und Bilder zur Algenproduktion gibt es auf der Website der Deutschen Algengenossenschaft eG:

Deutsche Algen