Essalltag von Familien in belasteten Lebenslagen

Praxistipps für Beratungskräfte

Eine junge Familie mit zwei Kindern sitzt gemeinsam am Tisch beim Frühstück und unterhält sich beim Essen. © WavebreakMediaMicro – stock.adobe.com

(BZfE) – Das Essen in der Familie ist ein wichtiger Stützpfeiler für einen gesundheitsförderlichen Lebensstil. Studien zeigen, dass das Wissen über ausgewogene Ernährung und ihre Umsetzung im Alltag unter anderem vom sozialen Status abhängt. In belasteten Lebenslagen sind Familien oft besonders herausgefordert. Ungebetene Ratschläge durch Fachkräfte erzeugen dort oft Widerstände. Wie können Fachleute solche Familien besser begleiten und unterstützen? Das Netzwerk Gesund ins Leben im Bundeszentrum für Ernährung gibt Tipps für die Praxis.

  1. Lebensrealität berücksichtigen: Die Ernährung ist nur ein Teil der Lebensrealität von Familien und konkurriert mit anderen Herausforderungen des Alltags. Besondere Belastungen wie Krankheiten, finanzielle Probleme oder Schichtarbeit wiegen oft schwerer. Um Aufmerksamkeit auf die Ernährung zu lenken, können Fachleute daher einen Bezug zu den anderen Themen herstellen.
  2. Gesprächsanlässe schaffen: Essen ist mehr als der ernährungsphysiologische Blick auf Lebensmittel. Ob der Einkauf, die Zubereitung von Mahlzeiten oder das gemeinsame Genießen, kleine Situationen des Miteinanders rund ums Essen schaffen Gesprächsanlässe zwischen Fachleuten und Familien.
  3. Kompakt informieren: Die Fülle an Informationen, auf die Eltern Zugriff haben, ist immens und kann zu Überforderung führen. Deswegen ist es wichtig, alle Informationen zur Ernährung gebündelt an einer Stelle anzubieten, beispielsweise in einem Flyer oder auf einer Website.
  4. Passend zum Alter des Kindes informieren: In der Beratung ist es wichtig, die Eltern genau da abzuholen, wo sie stehen – besonders bezogen auf das Alter der Kinder. Werden Informationen passgenau auf die Situation der Familie zugeschnitten, kann das Überforderung und Abschottung vermeiden und die Chance auf Umsetzung erhöhen.
  5. Umsetzung von Wissen in den Alltag: Familien wünschen sich konkrete, nachvollziehbare Empfehlungen zum praktischen Handeln im Alltag. Dazu gehört auch die gemeinsame Formulierung von realistischen und pragmatischen Zielen, um Frustration zu vermeiden.
  6. Ressourcenorientiert und stigmasensibel begleiten: Der Fokus sollte in der Beratung auf Potenzialen und Ressourcen der Familie liegen. Die Fachkraft sollte ihr dabei wertschätzend begegnen und ihre Selbsthilfepotenziale stärken. Eine authentische und feinfühlige Ansprache baut Vertrauen auf und stärkt das selbstbestimmte Handeln der Familien.

Vertiefende Informationen zum Beratungsalltag sowie Hintergrundinformationen aus einer Zielgruppenanalyse liefert der Artikel „Förderung des Essalltags – was wünschen sich junge Familien in belasteten Lebenslagen?“ des Netzwerks Gesund ins Leben.

bzfe.de

Weitere Informationen:

BZfE: Förderung des Essalltags – was wünschen sich junge Familien in belasteten Lebenslagen?

BZfE: Kostenloses E-Learning: Essalltag in Familien gestalten

BZfE: Stillförderung bei Müttern in belasteten Lebenslagen – aber wie?

BLE: Broschüre: Ernährungskommunikation in Schwangerschaft und früher Kindheit

BLE: Handlungsempfehlungen: Ernährung und Bewegung im Kleinkindalter

(Bildquelle: © WavebreakMediaMicro – stock.adobe.com)