Radioaktive Werte von Wildpilzen unbedenklich

Tschernobyl-Belastung sinkt

Ein eckiger Korb steht auf einem Baumstumpf im Wald, mit frisch gesammelten Pilzen gefüllt. © Ju_see – stock.adobe.com

(BZfE) – Die klassische Zeit für Pilzsammler ist der Herbst, was vor allem durch das Wetter mit kühleren Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit bedingt ist. Passend dazu hat kürzlich das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) aktuelle Messwerte der radioaktiven Belastung von Pilzen veröffentlicht. Die gute Nachricht: „Wenn man selbst gesammelte Pilze in üblichen Mengen verzehrt, ist das aus Sicht des Strahlenschutzes überall in Deutschland unbedenklich“, sagt die Präsidentin des BfS, Dr. Inge Paulini.

Zum Hintergrund: Es geht um die Belastung mit Cäsium-137. Das ist ein radioaktives Isotop des Elements Cäsium, das nicht natürlich vorkommt. Es entsteht unter anderem bei der Kernspaltung in Kernkraftwerken. Seine Halbwertszeit beträgt etwa 30 Jahre. Das bedeutet, dass die Menge an Cäsium-137, die sich 1986 in Deutschland am Boden ablagerte, bis heute zu rund 60 Prozent zerfallen ist. 1986 ereignete sich in Tschernobyl (heutige Ukraine) der schwerste Reaktorunfall der Geschichte. Radioaktive Stoffe zogen mit Luftströmungen auch nach Deutschland. Unsichtbare Spuren davon gibt es hierzulande in der Natur bis heute. So können Pilze aus dem Wald noch immer radioaktives Cäsium enthalten, das aus dem Reaktorunfall, aber auch aus oberirdischen Kernwaffentests des 20. Jahrhunderts stammt. 

Es gibt jedoch regionale Unterschiede: Wer Pilze sammelt, kann vor allem in einigen Gegenden Süddeutschlands noch auf Exemplare stoßen, die mehr als 600 Becquerel (Einheit für Radioaktivität) Cäsium-137 pro Kilogramm Frischmasse enthalten – das ist der EU-weite Grenzwert für Pilze im Handel. „Weil alle Hauptnahrungsmittel nahezu unbelastet sind, erhöht es die eigene Strahlendosis nur geringfügig, wenn man gelegentlich Pilze mit höheren Cäsium-Werten isst“, so die Behördenchefin. Entscheidend sei nicht der einzelne Pilz, sondern die Gesamtmenge an Cäsium, die man zu sich nehme.

Wildwachsende Speisepilze sind artspezifisch und standortspezifisch stark unterschiedlich belastet. Der Pilzbericht des BfS führt im Detail aus, welche wildwachsenden Pilzarten kaum Cäsium enthalten und welche Pilzarten höhere Werte aufweisen können. Außer Cäsium können Wildpilze auch Schwermetalle wie Blei, Quecksilber und Cadmium anreichern. Wer regelmäßig Wildpilze isst, sollte schon aus diesem Grund nicht mehr als 200 bis 250 Gramm Wildpilze pro Woche verzehren.

Zuchtpilze wie Champignons, Austernseitlinge und Shiitake enthalten generell wenig Cäsium. Sie werden auf Substraten angebaut, die kaum radioaktives Cäsium aufweisen. Überhaupt können Nahrungsmittel des Waldes wesentlich höher belastet sein als landwirtschaftliche Erzeugnisse, was an der unterschiedlichen Beschaffenheit von Waldböden und landwirtschaftlich genutzten Böden liegt. Während Cäsium in den oberen organischen Schichten des Waldbodens leicht verfügbar ist, wird es in Ackerböden stark an die vorhandenen Tonminerale gebunden, so dass es die Pflanzen kaum über ihre Wurzeln aufnehmen können.

Von einer möglichen radioaktiven Belastung einmal abgesehen, sollte man selbstredend nur die Pilze sammeln, die man eindeutig bestimmen kann. Und auch die Mengen sollten maßvoll im Rahmen eines normalen Eigenbedarfs sein. Wer sich unsicher ist, kann die gesammelten Pilze vor dem Verzehr von einem Pilzsachverständigen prüfen lassen. Auf der Website der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM) sind solche Experten zu finden.

Rüdiger Lobitz, bzfe.de

Weitere Informationen:

Bundesamt für Strahlenschutz: Radioaktives Cäsium: Maßvoller Verzehr von Wildpilzen ist unbedenklich

BZfE: Zeit für Wildpilze – Tipps zum Sammeln und Genießen

NABU: Auf geht’s in die Pilze – Tipps für's Sammeln und die Zubereitung