(BZfE) – In Deutschland wird wesentlich weniger Obst und Gemüse angebaut als verbraucht. Der Selbstversorgungsgrad liegt für Obst nur bei 20 Prozent, für Gemüse bei 37 Prozent. Er fällt jedoch für einzelne Obst- und Gemüsekulturen sehr unterschiedlich aus. Entsprechend hoch sind die Mengen, die aus anderen Ländern importiert werden müssen. Warum bauen wir in Deutschland deutlich weniger Obst und Gemüse an als wir verbrauchen?
Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) erklärt in einem aktuellen Artikel auf seiner Website, dass die Gründe dafür vielfältig sind:
- Das hiesige Klima: Für viele Obst- und Gemüsearten sind die sommerlichen Vegetationsperioden zu kurz und die Temperaturen im Durchschnitt zu niedrig. Gemüsekulturen, die in unserem Klima gut wachsen, sind zum Beispiel verschiedene Kohlarten, Möhren und Rettich. An Obst wachsen hier vor allem Äpfel, aber auch Birnen, Kirschen und Erdbeeren. Für Tomaten und Paprika ist es nur in einer kurzen Zeitspanne im Sommer warm genug. Ihre Anbauzeit kann aber mit Gewächshäusern oder Folientunneln verlängert werden. Südfrüchten – wie Orangen oder Zitronen – ist es hierzulande zu kalt, Pfirsiche und Aprikosen überstehen den Winter nur in milden Regionen Süddeutschlands.
- Die Produktionskosten: Durch die relativ kleinen Anbaumengen – im Vergleich zu Mais oder Getreide – lohnt es sich oft nicht, hochspezialisierte Maschinen zu entwickeln, die menschliche Arbeit ersetzen könnten. Viele Obst- und Gemüsearten sind so empfindlich, dass sie von Hand gepflückt werden müssen. Das Lohnniveau ist in Deutschland aber hoch, besonders im Vergleich zu südlichen Ländern wie Spanien oder Marokko. Zudem ist der Arbeitsbedarf über das Jahr sehr unterschiedlich verteilt und Ernten werden oft von Saisonkräften übernommen. Der bürokratische Aufwand dafür und der steigende Mindestlohn sind für Gemüse- und Obstbetriebe eine Herausforderung. Auch die Energiekosten sind in Deutschland höher als in anderen Ländern. Gerade der Anbau im Gewächshaus und die Lagerung von Obst- und Gemüse verbrauchen viel Energie.
- Die Flächenkonkurrenz: Viele Böden in Deutschland sind sehr fruchtbar und eignen sich besonders gut für den Anbau von Obst und Gemüse. Doch in dem dicht besiedelten Land geraten diese wertvollen Flächen in Konkurrenz zu Wohn- und Gewerbegebieten. Mit der entsprechenden Bebauung ist ein Grundstück wesentlich rentabler, als es durch die landwirtschaftliche Nutzung sein kann.
- Der Lebensmitteleinzelhandel: Obst und Gemüse wird vor allem über Discounter und Supermärkte vertrieben. Diese gehören meist zu wenigen großen Konzernen, die durch ihre hohen Abnahmemengen eine große Marktmacht besitzen. Sie können zum Beispiel Konditionen aushandeln, die für einige Betriebe nur schwer zu erfüllen sind.
- Günstige Importe: Importländer haben oft andere Rahmenbedingungen, zum Beispiel in Bezug auf Klima, Lohnniveau und Umweltauflagen, und können daher große Mengen günstiger anbieten. Das kann sogar dazu führen, dass der Lebensmittelhandel marktreifes Obst oder Gemüse aus Deutschland nicht zu kostendeckenden Preisen abnimmt und die Pflanzen vernichtet werden, weil sich die Ernte nicht mehr lohnt.
Wie kann man beim Einkauf die heimische Produktion stärken? Je höher die Nachfrage nach inländischem Obst und Gemüse ist, umso höher ist der Anreiz für heimische Betriebe, ihre Produktion zu erweitern. Verbrauchende können dies unterstützen, indem sie zum Beispiel direkt im Betrieb oder im Hofladen einkaufen. Aber auch im Supermarkt lohnt sich ein Blick auf das Kleingedruckte: Das Ursprungsland ist auf jeder Packung oder am Preisschild angegeben. Außerdem kann man darauf achten, Obst und Gemüse möglichst saisonal einzukaufen. Also zu den Zeiten, in denen es auch hierzulande geerntet wird. Die Wahl von regionalen und saisonalen Produkten ist eine klima- und umweltfreundliche Wahl. Auf seiner Internetseite gibt das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) Tipps, wann und wo Lebensmittel aus der Region zu finden sind.
Weitere Informationen:
BZL: Warum bauen wir in Deutschland so wenig Obst und Gemüse an?
BZfE: Der Saisonkalender – wie weiß ich, welches Obst und Gemüse Saison hat?
BZfE: Saisonal einkaufen – Obst und Gemüse der Saison ist klima- und umweltfreundlich
BZfE: Regional einkaufen – Lebensmittel aus der Region haben viele Vorteile
BZfE: Regionale Vermarktungswege – lokale Lebensmittelversorgung fördern
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