(BZfE) – 10,8 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle entlang der gesamten Versorgungskette in Deutschland! Das ist die Menge, die das Umweltbundesamt 2024 an die EU-Kommission berichtet hat. Der überwiegende Anteil an weggeworfenen essbaren Lebensmitteln entstand in privaten Haushalten, rund 59 Prozent. Weitere 17 Prozent Lebensmittelabfälle fielen in Restaurants, der Gemeinschaftsverpflegung oder dem Catering an, gefolgt von etwa 15 Prozent in der Verarbeitung von Lebensmitteln, rund 7 Prozent im Handel und ungefähr 2 Prozent in der Landwirtschaft.
Betrachtet man den Bereich der Außer-Haus-Verpflegung (AHV) so schlagen hier rund 1,9 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle zu Buche. Setzt man diese Menge in Relation zu den pro Kopf zubereiteten Speisen, so wird deutlich, dass die AHV einen großen Anteil an der Verschwendung von Lebensmitteln hat. Diese ließe sich nach Berechnungen des Thünen-Instituts zum Großteil vermeiden. Damit einher ginge auch eine erhebliche Einsparung an Ressourcen wie Wasser und Energie, die für die Zubereitung der Speisen aufgewendet wurden.
Die Gründe für Lebensmittelabfälle in der Gastronomie mögen vielfältig sein, eine Rolle spielt sicherlich die Portionsgröße, denn Essensreste, die auf dem Teller bleiben, müssen aus hygienischen Gründen entsorgt werden. Die Auswahl unterschiedlicher Portionsgrößen lässt allerdings zu wünschen übrig: Ein im Sommer 2022 durchgeführter bundesweiter Marktcheck von 16 Verbraucherzentralen zeigt, dass lediglich 20 Prozent der untersuchten Restaurants (30 von 153) Hauptgerichte sowohl als herkömmliche als auch als kleinere Portion anboten. Meist bezog sich das Angebot nur auf einzelne, ausgewählte Gerichte. Lediglich das Angebot von Kindertellern oder Portionen für Seniorinnen und Senioren ist dem Marktcheck zufolge grundsätzlich üblich. Über die Hälfte der untersuchten Restaurants (54 Prozent) bot kleinere Hauptgerichte für diese Personengruppen an. Wünschenswert wäre indes eine generelle Auswahlmöglichkeit unterschiedlicher Portionsgrößen.
Ein weiterer Mosaikstein gegen die Lebensmittelverschwendung in der Gastronomie wäre ein ausdrücklicher Hinweis auf den Speisekarten, dass Speisereste mit nach Hause genommen werden können. Einer Umfrage im Auftrag der Verbraucherzentrale zufolge wird ein aktives Mitnahme-Angebot am häufigsten (47 Prozent) als Anreiz genannt. Jeweils ein Viertel der Befragten, die angegeben haben, sie nähmen selten oder nie Reste mit, sagt, dass sie ihr Essen mitnehmen würden, wenn es einen Hinweis auf die Möglichkeit der Mitnahme gäbe oder die Mitnahme mit weniger Einwegmüll verbunden wäre. Lediglich 13 Prozent gaben an, dass sie unter keinen Umständen übrig gebliebenes Essen mitnehmen würden.
„Das sind zwei sehr gute und leicht umsetzbare Ansätze, um Lebensmittelabfälle zu verringern“, sagt Harald Seitz vom Bundeszentrum für Ernährung. „Ich bin ein großer Befürworter von kleinen Portionen für alle. Also die Wahlmöglichkeit, von einem Gericht die normale oder eine kleine Menge zu bestellen.“ In anderen Ländern gebe es das längst.
Rüdiger Lobitz, bzfe.de
Weitere Informationen:
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Umweltbundesamt: Lebensmittelabfälle
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Verbraucherzentrale: Restemitnahme in Restaurants
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