- Cecilia Antoni hat die Rolle von Hülsenfrüchten für eine gesunde und nachhaltige Ernährung schon früher als viele andere erkannt.
- Das Internationale Jahr der Hülsenfrüchte 2016 brachte den nötigen Schub zum Erfolg.
- Heute ist Cecilia Antoni nicht nur etablierte Foodbloggerin und Expertin, sondern produziert und verkauft ihren eigenen Ackerbohnensnack
- Für den Podcast "Foodsteps" des Bundeszentrum für Ernährung erzählt sie ihre Nachhaltigkeitsstory mit Höhen und Tiefen.
„Bühne frei für die Bohne"
Wie viel Widerstand verträgt eine Vision? Wie viel Ausdauer braucht jemand, der seiner Zeit deutlich voraus ist? Cecilia Antoni ließ sich nie entmutigen und verfolgt seit fünfzehn Jahren ihr Ziel, andere mit ihrer Begeisterung für Hülsenfrüchte anzustecken: Aus der tiefen Überzeugung, dass Hülsenfrüchte nicht nur lecker und gesund, sondern enorm wichtig sind, um die eigene Gesundheit zu stärken und die Welternährung zu sichern.
Während das Thema international schon recht gut etabliert war, galten Hülsenfrüchte Anfang der 2010er Jahre in Deutschland noch als absolute Nische. Erst 2016 im Zuge des Internationalen Jahres der Hülsenfrüchte kam Bewegung hinein. Da hatte Antoni bereits unzählige Küchenexperimente hinter sich und sich einen Namen als Foodbloggerin und Expertin erarbeitet. Davon leben konnte sie allerdings nicht. Das änderte sich zwar allmählich und doch prägten weitere Niederlagen und Rückschläge ihre Reise. Bis sie dort angekommen war, wo sie heute steht: in ihrer eigenen Produktionsküche, mit einem beliebten Snack aus heimischen Ackerbohnen.
Die Bohnen-Pionierin
© s. h. schroeder
Cecilia Antoni hat Kulturwirtschaft studiert und stammt kurioserweise aus einer kleinen hessischen Ortschaft nahe einer Gemeinde namens „Linsengericht“. Ihre Leidenschaft für Hülsenfrüchte entdeckte sie in den USA, wohin sie ein Recherchestipendium für einen Dokumentarfilm geführt hatte. Dort merkte sie, dass ihr die kleinen Proteinbomben als langjähriger Vegetarierin neue Kraft gaben.
Zurück in Deutschland sammelte sie viel Wissen, experimentierte in der Küche und “erfreute” Bekannte und Freundinnen mit endlosen Monologen über Ackerbohnen oder Kichererbsen. „Das war schon ein innerlicher Konflikt: Einerseits galt ich als Freak, andererseits führt kein Weg an den Hülsenfrüchten vorbei, wenn man sich die Ernährungssituation anschaut“, sagt Cecilia Antoni rückblickend.
Heute ist sie nicht nur Unternehmerin, sondern arbeitet parallel für das Netzwerk LeguNet, das den Anbau und die Nutzung heimischer Hülsenfrüchte fördert.
Hülsenfrüchte für alle?
Warum gerade Hülsenfrüchte? Weil kaum ein anderes Lebensmittel so viele Vorteile vereint: Die Pflanzen wachsen auch in Deutschland und verbessern die Bodenqualität. Die Samen sind mit ihrem hohen Gehalt an Eiweiß und Ballaststoffen eine wertvolle pflanzliche Fleischalternative und ein kalorienarmer Sattmacher.
Im Mittelalter, als sich nur wenige Menschen Fleisch leisten konnten, waren sie daher ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Heute ist Fleisch zwar für alle erschwinglich, doch unser hoher Pro-Kopf-Verbrauch belastet Umwelt und Klima.
Hülsenfrüchte gelten in Fachkreisen längst als klimafreundliche Wahl und haben inzwischen einen festen Platz in den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.
Aber Nachfrage und Beliebtheit? Da geht noch was! Dafür setzt sich auch Cecilia Antoni weiter ein. Zum Beispiel mit Tipps, wie sich Bohnen, Erbsen und Linsen einfach, lecker und bekömmlich zubereiten lassen.
BZfE-Podcast „Foodsteps“: Folge 3
Hinfallen, aufstehen, weitermachen, Erfolg haben – so lässt sich die Geschichte von Cecilia Antoni zusammenfassen. Offen und ehrlich erzählt sie BZfE-Podcast-Host Sebastian H. Schroeder von ihren Rückschlägen, ihrem Durchhaltewillen und den Plänen für die Zukunft.
Hören Sie hier die dritte Folge von „Foodsteps: Nachhaltigkeitsstorys aus dem Bundeszentrum für Ernährung“: Bühne frei für die Bohne.
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Cecilia Antonis Ackerbohnensnack
© s. h. schroeder
So schlicht wie die Herstellung ist auch der Name ihres Produkts: Ackerbohnensnack. Dafür werden die Bohnen viele Stunden eingeweicht, gekocht, gewaschen und geröstet. Mit diesem Snack hat Cecilia Antoni nicht nur ihren Traum vom eigenen Produkt verwirklicht, sondern möchte dazu beitragen, die Ackerbohne – botanisch Vicia faba – aus der Vergessenheit zu holen.
Bis in die 1960er Jahre war sie in Deutschland wichtiges Grundnahrungsmittel, ehe sie vom Speiseplan verschwand und fast nur noch als Tierfutter diente. Das hat sich bis heute kaum geändert. Denn solange es kaum Nachfrage nach getrockneten Ackerbohnen gibt, fehlen sie im Handel und ohne Absatzmarkt lohnt sich auch der Anbau nicht.
Ob sich durch Antonis Bemühungen bald etwas daran ändert? Wir wissen es nicht. Sicher ist: Die Ackerbohne verdient mehr Wertschätzung und hat mehr Potenzial als ihr bislang zugetraut wird.
Lange Reise zum Erfolg
Cecilia Antonis Geschichte ist ein Paradebeispiel für die richtige Idee zur falschen Zeit. Aber auch dafür, wie sich Hartnäckigkeit am Ende doch auszahlt und Markt und Menschen überzeugen lassen.
© C. Antoni
Cecilia Antonis Erfolgsgeschichte startete als Bloggerin. Mit ihrem englischsprachigen Foodblog „Beanbeat“ erreichte sie in kurzer Zeit hohe Zugriffszahlen. Zwei Jahre lang veröffentlichte sie wöchentlich neue Beiträge und baute sich damit den Ruf einer Expertin auf. Doch als sie den Blog ins Deutsche übertrug, brachen die Zahlen ein. Immer noch war das Interesse an Hülsenfrüchten in Deutschland lange nicht so groß wie in anderen Ländern. Erst im Zuge des internationalen Jahrs der Hülsenfrüchte etablierte sich ihr Foodblog im deutschsprachigen Raum.
2016 wurde von den Vereinten Nationen zum Internationalen Jahr der Hülsenfrüchte erklärt. Weltweit sollte damit ihre Bedeutung für die Ernährung, eine nachhaltige Landwirtschaft und den Klimaschutz hervorgehoben werden. Für Cecilia Antoni war das ein Wendepunkt: Auf zahlreichen Veranstaltungen wurde sie plötzlich als Expertin geschätzt und ein bekanntes Gesicht, knüpfte wichtige Kontakte und erhielt erste Jobangebote.
Ein paar Jahre später wuchs der Wunsch, ein eigenes Produkt zu entwickeln. Nach vielen Vorüberlegungen bewarb sie sich für ein Start-up-Stipendium und konnte ihren Traum verwirklichen – allerdings erst im zweiten Anlauf, denn ihre erste Bewerbung wurde abgelehnt. Heute vertreibt Cecilia Antoni einen Ackerbohnensnack über den Online-Shop ihres Unternehmens „Bohnikat" und in Unverpackt-Läden. Die Produkte sind beliebt, und inzwischen erhält sie sogar Kooperationsanfragen von größeren Unternehmen. Doch dafür reichen ihre Kapazitäten nicht aus. Derzeit sucht sie einen Partner, der sich um die Produktion kümmert. Damit würde sie Zeit gewinnen, um sich voll und ganz auf Marketing und Vertrieb zu konzentrieren.
Nachdem Cecilia Antoni über Jahre Wissen gesammelt und viele Rezepte mit Hülsenfrüchten entwickelt hatte, war für sie irgendwann klar: Sie schreibt ein Kochbuch. Doch die Idee kam zu früh und so erhielt sie von den Verlagen nur Absagen. Heute, nach den Erfolgen der letzten Jahre und auf Drängen vieler Menschen, die ihren Newsletter lesen, ist es endlich so weit: Sie arbeitet an einem eigenen Kochbuch zu Hülsenfrüchten und geht davon aus, dass es gut ankommen wird.
Podcast „Foodsteps: Nachhaltigkeitsstorys aus dem Bundeszentrum für Ernährung”
Jede Woche eine neue Folge auf der BZfE-Seite Podcast oder auf allen gängigen Podcast-Plattformen.



