(BZfE) – Mirabellen und Renekloden unterscheiden sich zwar äußerlich deutlich voneinander, werden jedoch meist im gleichen Atemzug genannt. Das mag daran liegen, dass beide Unterarten der Pflaume (Prunus domestica) sind und dass sie – wegen ihrer vergleichsweise geringen Erntemenge – in der Statistik hierzulande auch stets zusammen aufgeführt werden. Das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat gibt für beide Obstarten eine Erntemenge von 5.380 Tonnen (2023) an, wobei 80 Tonnen aus ökologischer Bewirtschaftung stammen. Von der Gesamterntemenge geht etwa die Hälfte in den Frischverzehr, die andere Hälfte in die Verwertung. Zum Vergleich: für Pflaumen und Zwetschgen lag die Erntemenge bei 43.802 Tonnen.
Die Mirabelle (Prunus domestica subsp. syriaca), hat einen Durchmesser von zwei bis drei Zentimetern. Die runde Steinfrucht ist reif rundum gelb. Vollreife Früchte können einen gelborangen Farbton aufweisen. An der Sonnenseite zeigen Mirabellen mitunter rote Flecken. Das Fruchtfleisch ist saftig, der Geschmack süß, aromatisch und leicht würzig; kann sortenabhängig aber auch variieren. Mirabellen kommen allmählich auch als Frischobst in den Handel, die Hochsaison ist im August und September.
Die Subspezies (Unterart) „syriaca“ deutet darauf hin, dass der Orient Heimat der Frucht ist. Heute liegen die Hauptanbaugebiete jedoch in Mitteleuropa: im französischen Lothringen, am Mittelrhein, der Pfalz und in Mainfranken. Rund 70 Prozent des weltweiten Mirabellenangebots kommt aus den Obstgärten Lothringens. Klima, Umwelt und Bodenbeschaffenheit sind den Produzenten zufolge verantwortlich für das gewisse „Parfum“ der Früchte aus dieser Region. Die beiden Hauptsorten sind „Mirabelle von Nancy“ und „Mirabelle von Metz“. Ende August reihen sich in Metz, der „Capitale de la Mirabelle“, Konzerte und Veranstaltungen aneinander und enden in einem traditionellen Mirabellenfest.
Die Reneklode, oder Reineclaude, (Prunus domestica subsp. italica) wird auch gerne als Edelpflaume bezeichnet. Die heutige Verbreitung ist vor allem auf Bemühungen des französischen Hofes im 16. Jahrhundert zurückzuführen. Der Name der damaligen Regentin Claudia (Reine Claude) – Frau von König Franz I. – soll für die Namensgebung verantwortlich sein.
Die kugeligen, gelbgrünen Früchte sind ein wenig größer als Mirabellen und zeichnen sich durch ein süßes und saftiges Fruchtfleisch aus, von dem sich der Stein allerdings nur schwer löst. Renekloden sind von Juni bis Oktober im Angebot.
Ernährungsphysiologisch punkten beide Früchte mit einem recht niedrigen Energiewert – wie bei Obst schon wegen des hohen Wasseranteils allgemein üblich – sowie mit dem Gehalt an Carotinoiden, Kalium und dem Ballaststoff Pektin. Sie gelten zudem als säurearm und magenfreundlich. Die Kalorien rühren in erster Linie vom Zuckergehalt her. Ansonsten darf man von den Mineralstoff- und Vitamingehalten keine exorbitanten Werte erwarten, aber das ist auch nicht die Hauptsache. Der Genusswert steht im Vordergrund und die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten in der Küche. Im Prinzip geht mit beiden Früchten alles, was auch mit Pflaumen machbar ist: Obstsalat, Dessert, Smoothies, Kompott, Konfitüre und natürlich Kuchenbelag – auch würzige Chutneys schmecken und entsteint eignen sie sich gut zum Einfrieren.
Mirabellen und Renekloden gehören zu den empfindlichen Früchten und sollten auch im Kühlschrank nicht länger als zwei, drei Tage lang aufbewahrt werden. Am besten ist es ohnehin, sie so frisch wie möglich zu genießen beziehungsweise zu verarbeiten.
Rüdiger Lobitz, bzfe.de
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