(BZfE) – Die heimische Apfelernte 2025 ist weitgehend abgeschlossen und einer jüngsten Schätzung des Statistischen Bundesamtes zufolge wird es eine Rekordernte sein. Wie erfreulich, denn Äpfel sind hierzulande das wichtigste und beliebteste Tafelobst. Für etwas über 3,5 Millionen Menschen in Deutschland wird sich die Freude vermutlich in Grenzen halten, denn sie haben eine Apfelallergie. Das bedeutet, rohe Äpfel sind für sie tabu. Eine medikamentöse Therapie gibt es bislang nicht, so dass Betroffene bislang ausschließlich erhitzte Früchte genießen können.
Jetzt gibt es eine gute Nachricht: Abhilfe ist in Sicht, die ersten allergenarmen Äpfel der Marke „Pompur“ gibt es ab dem 15. November 2025 im Handel. Es sind zwei verschiedene Sorten; die erste zeichnet sich durch ein eher süßliches Aroma aus, die zweite weist ein ausgeglichenes Zucker-Säureverhältnis auf. Bei beiden sind die Früchte eher groß, knackig und saftig.
Die neuen Sorten sind das Ergebnis eines mehrjährigen Forschungsprojekts der Hochschule Osnabrück, der Technischen Universität München und der Charité, Universitätsmedizin Berlin. In enger Zusammenarbeit mit der Züchtungsinitiative Niederelbe wurden Apfelsorten mit besonders geringem Allergengehalt identifiziert und weiterentwickelt. Bereits 2022 erhielten die beiden Sorten, als erste überhaupt, das Gütesiegel der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF).
Nun folgt also die Marktreife. Große Mengen dürfe man allerdings noch nicht erwarten, erklärt Professor Werner Dierend von der Hochschule Osnabrück, Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur, Fachgebiet Obstbau: „Es wurden 250.000 Bäume gepflanzt, die jetzt in den Ertrag kommen, wobei man mit zwei bis drei Kilogramm pro Baum rechnen kann. Im Vollertrag werden es 15 bis 20 Kilogramm pro Baum sein.“
Auch wenn klinische Tests die gute Verträglichkeit der neuen Sorten bestätigten, sollten sich Allergikerinnen und Allergiker auch hier langsam herantasten; denn vollständig allergenfreie Äpfel sind nicht möglich. „Es sind vier Proteine bekannt, die eine Apfelallergie auslösen können“, sagt Dierend. „Man bezeichnet sie mit ‚Mal d‘ und nummeriert sie von eins bis vier. ‚Mal‘ steht für den botanischen Namen des Apfels Malus und das ‚d‘ steht für domestica – zusammen also Kulturapfel. In unseren Breiten spielt das Protein Mal d 1 die wichtigste Rolle“.
Die Apfelallergie äußert sich zumeist durch ein sogenanntes orales Allergiesyndrom: Betroffene spüren bereits kurz nach dem Verzehr des Obstes Symptome wie ein Brennen in Mund und Rachen, Zunge und Lippen schwellen an und werden taub. Teilweise kann auch eine Schwellung des tiefen Rachens und der Kehlkopfregion hinzukommen. Da das für Betroffene unter Umständen lebensbedrohlich sein kann, gehören Allergien stets in ärztliche Begleitung.
Rüdiger Lobitz, bzfe.de
Weitere Informationen:
Hochschule Osnabrück: An der Hochschule Osnabrück entwickelt: Allergikerfreundliche Äpfel ab 15. November 2025 im Handel
Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt: Apfelallergie – alte Sorten besser verträglich?
ECARF: Wenn der Körper Apfel und Birke verwechselt – die Kreuzallergie
BLE: Von der Forschung in den Handel: allergikerfreundliche Äpfel ab dem 15. November erhältlich
Das Forschungsprojekt "All-Arm – Züchtung allergenarmer Äpfel" wurde über die Deutsche Innovationspartnerschaft Agrar aus dem Programm zur Innovationsförderung des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat gefördert. Die BLE hat das Projekt als Projektträger begleitet.
BZfE: Äpfel: Vom Acker bis zum Teller
(Bildquelle: © Daniel Meunier– stock.adobe.com)
