Den Ursachen für Übergewicht auf der Spur

Ernährung relevanter als Bewegung?

Zwischen zwei blauen Hanteln steht ein Teller mit Salat. © Davizro – stock.adobe.com

(BZfE) – Für die Entwicklung von Übergewicht und Adipositas spielt in Industrieländern offenbar die Kalorienzufuhr eine weitaus größere Rolle als der Bewegungsmangel. Das lässt eine Studie der US-amerikanischen Duke University vermuten, für die Daten von rund 4.200 Erwachsenen aus sechs Kontinenten ausgewertet wurden. 

Immer mehr Menschen leiden weltweit an Übergewicht oder Adipositas – vor allem in Industrieländern. Grundsätzlich entsteht ein zu hohes Körpergewicht, wenn mehr Kalorien aufgenommen als verbraucht werden. Allerdings war bislang unklar, ob eine erhöhte Kalorienaufnahme oder ein zu geringer Energieverbrauch durch Bewegungsmangel für die Gewichtszunahme eine größere Bedeutung hat.

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, haben die Forschenden Energieverbrauch (insgesamt und durch körperliche Aktivität) und Körpergewicht (gemessen am Körperfettanteil und Körpermassenindex, BMI) von Menschen mit sehr unterschiedlichen Lebensstilen ausgewertet. Zur Einschätzung des wirtschaftlichen Hintergrunds im jeweiligen Land diente der „Human Development Index“ (HDI) der Vereinten Nationen, der etwa Faktoren wie Wohlstand und Bildung einbezieht.

Die Ergebnisse: Je höher die wirtschaftliche Entwicklung des Heimatlandes, desto höher waren BMI, Körperfettanteil und die geschätzte Kalorienaufnahme. In der Frage ob der Grund für vermehrtes Übergewicht eine zu hohe Energieaufnahme oder eine zu geringe Bewegung ist, wurde in der Studie beobachtet, dass Ernährung einen zehnmal größeren Anteil hat als Bewegung. Das spricht gegen die Annahme, dass vor allem der Bewegungsmangel für Übergewicht verantwortlich ist. Allerdings handelt es sich um eine Beobachtungsstudie, die keine kausalen Zusammenhänge nachweisen kann. Zudem lagen für die meisten Bevölkerungsgruppen keine detaillierten Ernährungsdaten vor.

„Gut zu wissen, dass „mach einfach ein bisschen mehr Sport“ offenbar nicht ausreicht, um Pfunde zu verlieren“, sagt Harald Seitz vom Bundeszentrum für Ernährung. „Wichtig ist, dass es bei Ernährung und Bewegung kein „Entweder-oder“ sein muss, sondern am besten beides Hand in Hand geht“. Außerdem hat tägliche körperliche Aktivität viele weitere gesundheitliche Vorteile – etwa für das seelische Wohlbefinden und die Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Heike Kreutz, bzfe.de

Weitere Informationen:

Zur Studie: Energy expenditure and obesity across the economic spectrum  

Nationale Aktionsplan „IN FORM - Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung“: www.in-form.de 

BZfE: Übergewicht und Adipositas in Deutschland: Massives gesellschaftliches Problem

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