(BZfE) – Veggie-Würste, Tofu oder Hackersatz – Alternativprodukte zu tierischen Lebensmitteln können dazu beitragen, die Ernährung klima- und umweltfreundlicher zu gestalten. In Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung spielen sie aber derzeit noch keine große Rolle. Dort essen täglich etwa 16 Millionen Menschen. Mensen, Kantinen und Co. könnten so maßgeblich dazu beitragen, den Konsum von pflanzlichen Alternativen zu Fleisch, Wurst oder Milch sowie von Produkten aus Präzisionsfermentation und Zellkultur zu steigern. Daher empfiehlt der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) beim Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat in seinem aktuellen Gutachten, Alternativprodukte in der Gemeinschaftsgastronomie auf breiter Ebene und in vielfältiger Form verfügbar zu machen.
Wie Untersuchungen zum Konsumverhalten zeigen, ist die Entscheidung, ob tierische Produkte oder Alternativen, gewählt werden, nicht allein das Ergebnis von individuellen Vorlieben, sondern hängt entscheidend vom Angebot ab. Welche Lebensmittel für Menschen zugänglich und akzeptabel sind, wird stark von der Ernährungsumgebung geprägt. Dazu gehören unter anderem der Preis, soziale Einflussfaktoren sowie die Verfügbarkeit von Produkten und Informationen. Neben dem Angebot an sich haben auch die Platzierung und die Standardauswahl einen signifikanten Einfluss darauf, welches Gericht die Tischgäste bevorzugen. Wird beispielsweise ein fleischfreies Gericht an erster Stelle auf der Speisekarte aufgeführt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es gewählt wird. Solche Nudging-Maßnahmen funktionieren am besten bei Menschen, die sich in ihrer Wahl noch nicht festgelegt haben und die gleichzeitig wenig motiviert sind, ihr Ernährungsverhalten zu ändern.
Alternativprodukte, besonders wenn sie ihren tierischen Pendants möglichst nahekommen, haben damit großes Potenzial für den Einstieg in eine pflanzenbetontere Ernährungsweise. Daneben bietet ein verstärktes Angebot an Alternativen zu tierischen Produkten im Außer-Haus-Bereich auch die Möglichkeit, ein breites Spektrum an Speisen für alle Ernährungsformen anzubieten, sodass alle Menschen beim Essen am gemeinsamen Tisch zusammenkommen können.
Wenn Alternativprodukte als selbstverständliche Option in der Gemeinschaftsverpflegung angeboten werden, können sie nach und nach zum „neuen Normal“ werden und das Ernährungsverhalten vieler Menschen ganz automatisch in eine nachhaltigere Richtung verschieben.
Melanie Kirk-Mechtel, bzfe.de
Weitere Informationen:
BZfE: Pflanzliche Alternativen zu Fleisch – gesund und nachhaltig oder überflüssig?
BZfE: Alternativprodukte zu tierischen Lebensmitteln – „Reduce–Remix–Replace“-Strategie veröffentlicht
BZfE: Die Zukunft des Fleischkonsums – mögliche Szenarien einer nachhaltigeren Ernährung