(BZfE) – Im Spätherbst leuchten die blau-schwarzen Früchte der Schlehen mit heller Bereifung an Weg- und Waldrändern, an felsigen Hängen und in Hecken. Das Wildobst entfaltet sein volles Aroma aber erst, wenn es noch eine Weile am Strauch hängen bleibt. Die Schlehe (Prunus spinosa) gehört wie Apfel und Birne zur Familie der Rosengewächse. Wegen ihrer Dornen und der dunklen Rinde wird die dicht verzweigte Pflanze auch „Schwarzdorn“ genannt. Das robuste Gehölz ist in ganz Europa verbreitet und bietet zahlreichen Vogelarten Nahrung und Schutz. Übrigens: Die in Mitteleuropa kultivierten Zwetschgen entstammen einer Kreuzung aus der Schlehe und der Kirschpflaume.
Noch bevor die ersten Blätter austreiben, erscheinen im März und April die schneeweißen Blüten und verströmen einen angenehmen Mandelduft. Von Oktober bis November reifen daraus etwa haselnussgroße, schwarzblaue und hellbereifte Früchte. Wertvolle Inhaltsstoffe sind unter anderem Flavonoide, Gerb-, Ballast- und Bitterstoffe.
Anfangs schmecken die reifen Früchte sehr herb und sauer, aber mit der Zeit werden sie milder und etwas süßlicher. Das liegt daran, dass durch Stoffwechselprozesse Gerbstoffe abgebaut werden und Stärke in Zucker umgewandelt wird. Längere Zeit am Strauch hilft dabei oder erste Nachtfröste unterstützen diesen Prozess. Wer nicht so lange warten möchte, kann ausgereifte Früchte pflücken und für einige Wochen einfrieren – was einen ähnlichen Effekt haben kann.
Die Ernte ist allerdings etwas mühsam: Die kleinen Früchte müssen einzeln vom Strauch gepflückt werden, wobei Handschuhe vor den Dornen schützen. Allerdings sollten die Sträucher nicht komplett abgeerntet werden, da Schlehen für viele Säugetiere und zahlreiche Vogelarten, etwa Meisen und Grasmücken, im Winter eine wichtige Nahrungsquelle sind.
Zuhause kann man aus Schlehen Saft, Mus, Kompott, Sirup und Konfitüre zubereiten – auch kombiniert mit süßeren Früchten wie Apfel und Birne. Zum Entkernen streicht man die gegarten Früchte durch ein feines Sieb. Die Kerne enthalten geringe Mengen einer Blausäureverbindung, sollten deshalb nicht verletzt oder verzehrt werden. Schlehengelee verleiht auch herzhaften Gerichten, Soßen und Dressings eine besondere Note, besonders passt es zu Wild- oder Bratenfleisch. Getrocknet werden die Früchte als Tee aufgebrüht oder als Zutat für Müsli, Gebäck und Reisgerichte verwendet.
Heike Kreutz, bzfe.de
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